Liebe Listenmitglieder,
letzten Sonnabend, d. 4.9.04, war ich mit meiner Frau in mehreren Orten der Vorfahren meiner Frau in den ehemaligen Kreisen Sorau und Sagan, so auch in Reinswalde.
Die Reise dorthin traten wir mit äußerst gemischten Gefühlen an. Wie würden die Straßenverhältnisse sein? Wie sehen die Orte und deren verbliebenen Häuser aus? Wie würden uns die heutigen Einheimischen begegnen? Können wir die Grundstücke unserer Vorfahren auffinden? All diese Fragen bewegten uns. So waren auch unsere Erwartungen aufgrund unserer DDR-Erfahrungen auf niedrigem Niveau.
Allgemein müssen wir feststellen, daß wir von unserem Besuch recht positiv erfüllt sind. In den verschiedenen Orten sind die Eindrücke zwar unterschiedlich. Insbesondere in Zessendorf hatten wir das Gefühl, daß die Zeit stehen geblieben ist. Auch waren eine Reihe von Grundstücken dem Verfall preis gegeben. Aber die Leute begegneten uns freundlich. Danach kamen wir nach Reinswalde. Zu den Straßenverhältnissen ist zu sagen, daß diese weit besser sind als uns ihr Ruf voraus ging. Vom Standard der alten Bundesländer sind sie zwar weit entfernt, aber gegenüber dem in den neuen Bundesländern fielen sie nicht bzw. nur geringfügig ab. Dies war unser erster positiver Eindruck. In Reinswalde konnten wir bzgl. des Zustands der Häuser auch unterschiedliche Feststellungen treffen. Es gibt einige wenige verfallene, etliche sanierungsbedürftige aber auch neue Häuser. Der allgemeine Eindruck ist der, daß die meisten Bewohner ihre Häuser entsprechend ihren Möglichkeiten in Ordnung halten. Vielfach sah man auch, daß erneuert und auch neu gebaut wurde bzw. wird. Die Begegnung mit den Leuten begann, kaum daß wir unserem Auto entstiegen waren, damit, daß uns eine junge Polin in gutem Deutsch ihre Hilfe anbot. Im Verlaufe unseres Dorfrundgangs stellten wir fest, daß sie eines der Heinze´schen Bauernhöfe, nach denen wir suchten, bewohnte und zwar das mit der früheren Hausnummer 33 bzw. noch früher als B10 bezeichnete Bauernanwesen. Die jungen Leute sind dabei, das ca. 130 Jahre alte Gedingehaus zu modernisieren. Als wir den Bauernhof betraten, hatten wir die gesamte Familie einschließlich Eltern und Schwiegereltern um uns. Sie waren alle sehr freundlich und auch auskunftsbereit und die junge Frau übersetzte bereitwillig. Anschließend besuchten wir die beiden Kirchen. Die eine dient heute als katholische Kirche. Die andere, ältere steht als Ruine. Trotz Absperrung sind wir hinein gegangen und haben auch den darum liegenden verwilderten Kirchhof durchsucht. Hier konnten wir unter viel Gestrüpp und Bewuchs einige wenige Grabsteine mit Inschriften auffinden. Ich bin der Meinung, daß man hier noch bzgl. des einen oder anderen früheren Bewohners fündig werden kann. Dazu bedarf es aber einer Aktion rüstiger Männer mit entsprechenden Werkzeugen. Auch dem nahegelegenen Friedhof besuchten wir. Auch hier einige positive Überraschungen. Schon unmittelbar neben der Eingangspforte standen noch 3 Grabsteine aus der Zeit vor ca. 100 Jahren. Die eine Hälfte des Friedhofs ist inzwischen mit polnischen Gräbern gefüllt, so daß man angefangen hat, die andere Hälfte zu roden und frei zu räumen. Noch vorhandene deutsche Grabplatten hat man in einer Ecke abgelagert ohne sie zu zerstören. Die darauf befindlichen Daten habe ich abgeschrieben. Zum Fotografieren aller Platten reichte leider mein Film nicht aus. So hielten wir uns in Reinswalde ca. 3 Stunden auf. Dann führte uns unsere Fahrt weiter über Wellersdorf, Marsdorf und Sagan nach Burau. Hier ward 1871 der Großvater meiner Frau geboren. Das vermutliche Geburtshaus konnten wir auch sehr schnell auffinden. Auch hier traten uns die heutigen Bewohner sehr freundlich entgegen. Sogar eine Verständigung war möglich, da der heutige Eigentümer etwas Deutsch konnte.
So traten wir unsere Heimfahrt mit positiven Eindrücken an. Er war auch wesentlich erfolgreicher als voraus gedacht. Auch der Wettergott tat sein Scherflein beitragen, indem er uns mit einem sehr schönen Spätsommertag beglückte.
Soweit meine Eindrücke. Nun gilt es, die neu gewonnenen Daten in meine Personendatenbank einzubringen.
Viele Grüße aus Dresden
Herbert