[OWP] Sterbeurkunde bei Tod während der Flucht

"Tilo Peter" <ahnen.peter@gmx.de> schrieb:

Hallo,
wo wurden Sterbeurkunden ausgestellt, wenn jemand (Zivilist) auf der Flucht
(1945) umkam? Wurden überhaupt welche ausgestellt? Oder evtl. nachträglich?
Liegen die dann im Standesamt I in Berlin? Wenn ja, unter welchem Ort?
Welche (Lebens-)Erfahrungen gibt es dazu?

Liebe Listis,

durch die Frage von Tilo habe ich erst diese Kirchenbücher als Quelle für Daten von Flüchtlingen erkannt. Solche Eintragungen sollten als Zufallsfunde in den Listen veröffentlicht werden. Es werden ja oft Fragen nach Personen gestellt, deren Fluchtwege unbekannt sind.
Vielleicht kann man auf diese Weise helfen.

Hallo Tilo,

solange die Standesämter oder die Büros in den Kirchen nocht aktiv waren wurden die Toten auch eingetragen. Sicher nicht dort wo der Frontverlauf war. Aus vielen Erzählungen weiß ich, dass viele auch einfach im Schnee verscharrt wurden. von einigen Flüchtlingen sind die Sterbeorte beschrieben worden, aber niemand kannte die Namen.

Als Beispiele Eintragungen aus dem Begräbnisregister der Kirchengem. G R O ß R A K I T T, Kreis Stolp, Pommern aus dem Jahre 1945:

Nr. 11 Charlotte J U S E , geb. O S Y G U S , Altsitzerin, zuletzt in E R B E N , Kr. Ortelsburg - K L E I N R A K I T T -
evang., 79 J. 8 Mon. 23 Tg, +26. Februar, Begr. 27.2., Begleitung Frau Pastor H Ü B N E R .
Bemerkungen: Frau Charlotte Juse starb auf der Flucht vor dem Feind von Ostpreußen im Hause Robert S T I E W E , Kl.Rakitt.

Nr. 12 Johanna W I C H M A N N , geb. G E H L H A A R , Rentenempfängerin, zuletzt in
A L B R E C H T S H E I D E , Kr. Wehlau, evangl., 77 J. 1 M. 10 Tg, 1. März, Begr. 2. März,
Begl. wie vor, Bemerk. wie vor.

Nr. 13 Gustav August R E H B E R G , Landwirt, zul. in K L E I N S A U S G A R T E N , Kr. Pr. Eylau -Kleinrakitt-, evangl., 59 J. 5 M. 15 Tg., +4. März, Kl.Rakitt, Begr. 5. März, Begl. Kirchenältester J A S N O W , Bemerk. wie vor.

Nr. 14 Robert K L E I N , Landwirt, zuletzt in K A N I T Z , Kr. Angerburg, evang.,
70 J. 7 M. 22 Tg., Groß Rakitt, +3. März (Pfarrhaus), BEGR. 5. März, Bgl. u. Bem. wie vor.

Das evangelische Sterberegister Groß Rakitt wurde bis zum 11. August 1945 geführt.
Groß Rakitt wurde am 8. März 1945 von sowjet. Truppen besetzt. Meine Oma, einige Tanten, Kusinen und Kusins, wurden am 10. März 1945 in Lauenburg, Pommern, von den Sowjets überrollt und gingen zurück nach Groß Rakitt. Im Herbst 1945 wurden sie ausgewiesen. Sie gingen alle nach Berlin.

Viele Grüße

Heinz (Muhsal)

Heinz Muhsal schrieb:

Liebe Listis,

durch die Frage von Tilo habe ich erst diese Kirchenb�cher als Quelle f�r Daten von Fl�chtlingen erkannt. Solche Eintragungen sollten als Zufallsfunde in den Listen ver�ffentlicht werden. Es werden ja oft Fragen nach Personen gestellt, deren Fluchtwege unbekannt sind. Vielleicht kann man auf diese Weise helfen.

Hallo Heinz,

anbei die Adresse einer Toten-Liste von Pillau: http://home.arcor.de/Bernhard_Wagner/Pillau.html

mfg
wolf