Dazu gibt es einen (mir unbek.) Bericht des Pfarrers Vogelreuter in:
Carl Moszeik (Hrsg.): Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer. Band 2/2.
4. Aufl. 1915. Vlg. Edwin Runge, Berlin-Lichterfelde.
Des weiteren sind die Kreisbücher zumeist eine gute Quelle. Hier Rudolf
Grenz (Bearb.), Kreisgemeinschaft Treuburg e.V. (Hrsg.): Der Kreis
Treuburg. Ein ostpreußisches Heimatbuch. 1971. Vlg. A. Czygan, Lübeck.
Meines Wissens sind die Zivilpersonen im Ersten Weltkrieg nicht
evakuiert worden, denn die Erfahrungen mit Krieg waren noch die von
einem Krieg, der zwischen Armeen auf Schlachtfeldern ausgefochten wurde:
Die Zivilbevölkerung hatte v.a. durch Requirierungen zu leiden. - Dass
dies aber in diesem Krieg anders wurde, hatte sich bald gezeigt. Man
floh also auf eigene Faust Richtung Königsberg. Nur dort, wo eine Stadt
quasi zum Gefechtsfeld werden musste, ist die Bevölkerung zur Flucht
bewegt worden. Dies war in Lötzen so der Fall, als die Feste den
Durchgang zwischen den Masurischen Seen für ein paar Wochen abriegeln
musste, um die geplante Schlacht bei Tannenberg zu decken.
Man durfte seinen Ort selbstverständlich verlassen. (Unerlaubte) Plünderungen
durch die Russen waren sehr verbreitet, v.a. aber die Zerstörungen, die
über das Maß der Zerstörung militärischer Infrastruktur (Bahnstationen,
Telegraphenstationen, Wehre, Brücken) hinausgingen, wobei letzteres die
Aufgabe der Kosaken war, die gleich am 1. August eingefallen waren. So
wurden insbesondere viele wertvolle Gebäude, Gutshöfe, Mühlen usw.
abgebrannt. (Es ging sogar so weit, dass man sich die Mühe machte, die
Bäume ganzer Alleen abzusägen.) Vor allem aber war die Stellung von
Geiseln in den Ortschaften im Zshg. mit der Angst der Russen vor
Partisanentum, deren Erschießung, Übergriffe auf Frauen, wie auch die
Verschleppung von Zivilisten ein Problem in den besetzten Ortschaften.
Etwa 13.600 ostpreußische Zivilpersonen sind verschleppt worden, und es
sind etwa 4.000 nicht zurückgekehrt. Die letzten kamen ersten in den
1920er Jahren zurück, weil man sie in der Sowjetunion "vergessen" hatte.
MfG
Th. Salein
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