Lieber Joachim, und alle anderen
Hallo Helmut, Gisela und den anderen "still"genervten Teilnehmern!
Ich bin nicht still geworden, auch nicht genervt. Stattdessen begrüße ich
diese Diskussionen und lese immer noch fleißig mit. Dennoch muss ich sagen,
dass die Diskussion von der ursprünglichen Geschäfts-E-Mail seitens Herrn
Zauners und meine Aufmerksammachen-E-Mail, dass diese Treuhand haupt-
sächlich finanzielle Beweggründe hat, mehr und mehr unterging, indem
historische Begebenheiten von diesem und jenem Listenteilnehmer anders
gesehen werden/wurden, als von anderen.
Dabei ging es mir nicht darum, über "Kollektivschuld" (ist eh' ein streit-
barer Begriff), "Vertreiberstaaten", Holocaust, 'Ihr' und 'wir' (von A. Goertz)
zu streiten, und es ging mir nicht um "Wiedergutmachung" und andere Begriffe,
die gesagt wurden, sondern zunächst einzig um die versteckte Geldscheffelei
mit den Erinnerungen, den Leiden und Verlusten des größten Teils der ost-
deutschen Bevölkerung, wobei ich nicht nur West- und Ostpreußen betrachte.
Auch entgegen der Meinung anderer, die meinen, dass eine OW-Liste eine reine
Familienforscherliste ist, kann ich sagen, dass wir alle nie so vermessen
sein können, unsere Vorfahren ohne ihre Geschichte, die unsere heutige und
die zukünftige beeinflusst, nicht außer Acht lassen dürfen, sollen, können,
müssen. Genauso wie wir ein Teil unserer Vorfahren sind, ist deren Vergangenheit
auch ein Teil unser aller Geschichte.
Gefreut habe ich mich, dass ich die Meinung einiger hier lesen durfte, die mir
zustimmten. Traurig macht mich die Meinung einiger anderer, die anscheinend
immer noch nicht gelernt haben, dass wir *alle* und ausnahmslos miteinander
verwandt sind und statt Grenzen, Ghettos und Mauern lieber Brücken bauen sollten.
Es ist eben immer noch so verdammt (t'schuldigung) einfach, mit dem Finger auf
Andere zu zeigen, anstatt den "eigenen Hof zu kehren" - oder auf Deutsch: Die
Leichen im eigenen Keller zu wissen. An diesem Sachverhalt wird sich auch nichts
ändern.
In einem zukünftigen und "gemeinsamen" Europa sollte endlich einmal Ruhe vor
einer sogenannten Vergangenheitsbewältigung herrschen.
Entschuldigen Sie, aber hier liegen Sie falsch, denn es kann ohne unser aller
Vergangenheit keine Zukunft geben. Eine Bewältigung gibt es sowieso nie, da
man das erlittene Unrecht auf *allen* Seiten nicht wieder gut machen kann -
auch finanziell nicht! Aber die Diskussion *muss* fortfahren, damit Kriege
hoffentlich nicht wieder entstehen und andere endlich beendet werden können.
Ich weiß, es ist ein unrealistisches Wunschdenken von mir, trotzdem ein
Zitat aus dem Film "Nacht fiel über Gotenhafen":
(Marianne Hoppe): "Tausend Kinder schreien nach ihren Muttis - tausend Mütter
schreien nach ihren Kindern. Wir Frauen sind ja selber schuld. Immer wieder
halten wir den Rücken hin, auf dem die Männer ihre Kriege austoben, und machen
nichts, um es zu verhindern. Das alles hier (gemeint ist der Untergang der Gust-
loff) ist ja morgen schon vergessen, bis dann wieder so ein Schiff untergeht -
vielleicht eines so groß wie die ganze Welt."
In der Hoffnung, das wieder Liebe und Eintracht in die Liste zurückgekehrt
sind, melde ich mich für zwei Wochen in den Urlaub ab. Seid alle lieb
gegrüßt von
Joachim (Strehse)
Mielke: "Ich liebe euch doch alle"... ;-))) - fiel mir gerade nur so ein
und stellt keine Anspielung dar.
Liebe Grüße --- Gisela