Ostpreussische Regimenter

Eine Frage an den Experten der alten Regimenter:

im Traubuch von Heinrikau ist ein Br�utigam 1782 Musquetier v. Pirk oder so
�hnlich. Es ist wirklich sehr schlecht zu lesen (wei�e kleine Schrift auf
schwarzem Untergund). von Lengefeldt und von Reinhardt kann man immer ganz
gut lesen, aber dieses Regiment?

F�r eine Erleuchtung w�re ich dankbar.
Waltraud Render-Genilke

Liebe Frau Render-Genilke,
ich will versuchen ob ich Ihnen etwas weiterhelfen kann:

1. Musketiere waren die Bezeichnung f�r die "normalen" Soldaten der
Infanterie in den preussischen Infanterieregimentern seit der Mitte des 16.
Jahrhunderts. Ihr Name leitet sich von ihrer Hauptwaffe, der "Muskete" ab,
die ein mit Luntenz�ndung funktionierendes 11 bis 13 Pfund schweres Gewehr
war. Der Name wurde in Preu�en bis zum Ende des 1. Weltkrieges beibehalten,
auch als die Musketen l�ngst durch die Steinschlo�flinten (um 1700) abgel�st
worden waren.

2. Die Regimenter der preussischen Armee wurden nach ihrem Kommandeur
benannt, sp�ter erhielten sie zus�tzlich eine Ordnungsnummer aber dennoch
wurden sie mit dem Namen des Kommandeurs bezeichnet. Das f�hrte dann zu
Komplikationen, wenn der kommandeur ein anderes Regiment erhielt, dann ging
auch der name weiter, oder wenn es mehrere Regimentskommandeure mit dem
gleichen Familiennamen gab. da gab es dann verschiedene Zusatzbezeichnungen,
z.B. wenn die Regimenter schon unterschiedlich lange existierten hiewen sie
"Alt-Rosen" und "Jung-Rosen" etc.etc. Nach der Aufl�sung der "alten"
k�niglich preussischen Armee 1806 behielten die damals aufgel�sten
Regimenter in der / f�r die Milit�rgeschichtsschreibung immer die Namen der
letzten Kommandeure.

3. von Pirch war mehrfach Regimentskommandeur bzw. es gab mehrere.
  Georg Lorenz von Pirch war 1777 bis 1788 (letzter) Regimentskommandeur des
"Garnisonregiments von Pirch Nr. 2" Das Regiment wurde 1717 in Pillau durch
Anwerbung aufgestellt und 1788 aufgel�st und das Personal in neue
Depotbataillone �bernommen (versetzt). Es war urspr�nglich in Pillau
stationiert, zeitweilig auch in Stettin, K�nigsberg, Breslau und in
Westpreussen. 1778 bis 1782 - das ist ja wohl der Zeitraum der Sie
interessiert - war das Regiment in Pillau, Fischhausen, Barten, Tapiau und
Domnau stationiert. Der rekrutierungsraum f�r >Mannschaften - Kanton - war
von 1733 bis 1788 fast gleichbleibend, er umfasste die Gebiete der St�dte
Pillau-Mohrungen-Saalfeld-Lyck-Marienwerder-Rosenberg- Johannisburg.

4. Franz Otto von Pirch war 1789 - 1791 Kommandeur des Infanterieregiments
Nr 44 in Wesel
            1791 - 1795 Kommandeur des Infanterieregiments Nr 8 in Stettin und
            1795 - 1806 Kommandeur des Infanterieregiments von Pirch Nr 22
Stargard in Pommern

5. Ausserdem gab es noch vor dem siebenj�hrigen Krieg ein "K�niglich
Preussisches F�silierbataillon von Pirch Nr 16"

6. Die (Milit�r-)Kirchenb�cher befinden sich f�r das Infanterieregiment
von Pirch Nr. 22 ( Stargard ) im GeneralStaatsArchiv in Berlin Dahlem sowie
im Evangelischen Zentralarchiv ebenfalls in Berlin und auch in der
Zentralstelle f�r Genealogie/S�chsisches Staatsarchiv in Leipzig. F�r das
Garnisonregiment von Pirch Nr 2 gibt es keine eigenen Milit�rkirchenb�cher,
die Eintragungen wurden in den Garnisonkirchenb�chern von Pillau und
K�nigsberg i. Pr sowie den jeweiligen Stationierungsorten gemacht.
Ausserdem gibt es Eintragungen in den Zivilkirchenb�chern von Pillau
( 1717 - 1782) und Fischhausen (1746 - 1782).

7. Alles im Detail nachzulesen in : Alexander von Lyncker, Die
Altpreussische Armee 1714 bis 1806 und ihre Milit�rkirchenb�cher, Berlin
1937, Nachdruck Neustadt a.d.A. 1980.

Obs weiterhilft?
Mit freundlichen Gr��en
Hans-Christoph Surkau

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Hans-Christoph!

"Von wegens zwecks der Ordnung" die preussischen Regimenter wurden nicht
nach den Kommandeuren ("Es ist immer gut, wenn man jemanden hat, der die
Arbeit macht") sondern nach ihren "Chefs = Inhabern" benannt. Das war
urspruenglich die Stelle desjenigen der die Aufstellung bezahlt hatte,
verkam aber bald zu einem Ehrentitel- Z.B. fiel der Kommandeur d Rgt Neuwied
Friedrich Herwarth v Bittenfeld (nach dessen Enkel, dem Generalfeldmarschall
1888 ein Regiment der "neuen" Armee benant wurde) am 18. Juni 1757 in der
Schlacht von Kolin.. Chef des Regiments Neuwied ( Nr 41) war zu diesem
Zeipunkt (1746-1765) Oberst sptr Gen Lt Franz Carl Ludwig Grf zu Wied zu
Neuwied.

Damit ist fuer 1782 das Garnison Regiment Nr II (römische zwei) das gesuchte
Regiment.. "Chef " Ab 9.9.1777 Oberst Georg Lorenz v Pirch
Auflösung des Garnisonsregiments 1788

Ernst

Liebe Frau Render - Genilke,
in meiner vorherigen Antwort ist mir ein Lesefehler unterlaufen. Das unter
5. genannte "k�niglich preussische F�silierbataillon von Pirch Nr 16 (1740 -
1756) war kein "von Pirch"- Bataillon. Es ist mir da eine Zeile
durcheinandergegangen. Die restlichen Angaben sind korrekt.
Tut mir leid!
Hans-Christoph Surkau

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Ernst,
Sie haben nat�rlich recht! Es ist der Chef/Inhaber und nicht der Kommandeur.
Aber die Regimenter und Bataillone wurden "arabisch" und nicht "r�misch"
gez�hlt. Siehe Lyncker odeer eine beliebige Rangliste der alten Armee.
Herzliche Gr��e aus Greven
Hans-Christoph

-----Urspr�ngliche Nachricht-----