Ortssuche Litauen: Kregzdziai gelöst

Guten Morgen und Danke allen Mitstreitern,
die mir mit schnellen Antworten geholfen haben.

Die erste Antwort kam 15 Minuten nach meiner Rundfrage.

Ich danke
- Peter Bork f�r die genaue Wegbeschreibung nach Kriegsdehen/Krigzdenai;
- Hans Hamann f�r den pr�zisen Hinweis auf das durch ein z zu ersetzende s
im Namen und die richtige L�sung Kregzdziai (f�hrt �ber google sofort zum
Ziel);
- G�nter Mielczarek f�r den Hinweis auf das �hnlich klingende Kregzdenai,
das sp�teren Wohnorten
meines Probanden durchaus naheliegt;
- Lutz Szemkus f�r den Link, der zum gleichen Ort f�hrt,
und vor allem
Ingo Paul, der mir telefonisch gleich noch Tipps zur Personensuche in
verf�gbaren Unterlagen gab.

Die L�sung war also Kregzdziai (1916: Kregzdzie) im Amtsbezirk Graziskiai
�stlich von Mehlkehmen=Birkenm�hle Krs Stallup�nen=Ebenrode auf litauischer
Seite �stlich Vistytis/Wisztyniec an der Stra�e nach Graziskiai/Grozyszkie.

Der Ort ist auch genealogisch plausibel, da ich in jener Gegend beiderseits
der Grenze schon ein paar weitere Vorkommen des insgesamt doch eher seltenen
Familienamens Kanasliv(w)as festgestellt habe.

�brigens: �ber google/Seiten auf Deutsch www.lietuva.lt
Amtsbezirke/Fl�chenangaben kann man sich h�bsche Detailkarten der einzelnen
litauischen Amtsbezirke ausdrucken lassen.

Freundliche Gr��e

J�rgen Wagner

Hallo, ich h�tte eine Frage, gibt es auch eine e-mail address, an die man
sich in dt. Sprache wenden kann. Ich habe eine generelle Frage:"In den
litauischen Google-Infos wird so h�ufig das Wort Rinio auch klein rinio
verwendet. Mich interessiert, was es bedeutet, weil ich absolut litauisch
nicht verstehen kann. Danke im voraus.
Mit lieben Gr�ssen
Elfa Rinio.Carli----- Original Message -----

Hallo Elfa,
im litauischen Namensbuch von Vanagas kommt der Name Rinius vor, jedoch mit dem Hinweis, dass er wahrscheinlich Grinius heißen müsste. Grinius leitet sich von gryna ab und bedeutet "rein, lauter, echt".
Beate

"Remo Carli" <rc6635@compuserve.de> schrieb:

Dieser Vanagas ist sicher nicht die Bibel f�r ostpreu�isch-litauische Namen. Zum
einen d�rften preussisch-litauische Namen ein Jahrhundert fr�her entstanden sein
als polnisch/russisch-litauische Familiennamen, zum andern mu� man davon
ausgehen, da� viele Namen Unikate sind, und eben nur in Preussisch-Litauen zu
finden sind.
Friedrich Kurschat (W�rterbuch von 1880) hat den Eintrag GRYNIUS, Subst. m. "ein
d�rftiger, besitzloser Mensch". Das Wort ist von ihm eingeklammert, das bedeutet
in seinem W�rterbuch, dass er es selbst nicht kennt, und aus Quellen (dh. andere
W�rterb�cher, Korrespondenten..) hat.
Bei Alexander Kurschat (W�rterbuch von 1968), der auch Russisch-Litauisch
einbezieht, steht wie bei seinem Onkel GRYNIUS "der Habenichts, arme Schlucker,
der Mittellose".
Ich wei� nicht, wie man die Endung -IO bewerten mu�. Geht man aber von einer
Namensverst�mmelung aus, kommt vielleicht auch noch das Wort GRUINAS/GRYNAS
"kahl" in Frage.
MfG
Lutz Szemkus

Beate Szillis-Kappelhoff schrieb:
Hallo Elfa,
im litauischen Namensbuch von Vanagas kommt der Name Rinius vor, jedoch mit dem
Hinweis, dass er wahrscheinlich Grinius hei�en m�sste. Grinius leitet sich von
gryna ab und bedeutet "rein, lauter, echt".
Beate

"Remo Carli" <rc6635@compuserve.de> schrieb:

Hallo Lutz,
da gebe ich dir Recht. Der Vanagas wurde für die amerikanischen "Kleinlitauer" geschrieben und vereinnahmt alle Namen als litauisch. Er ist immer mit Vorsicht zu genießen. Bei dem Namen Rinius formuliert er ganz gegen seine Art sehr verhalten und vorsichtig. Die Endung -io ist prußisch. Ich habe aber keinen passenden prußischen Wortstamm. Eventuell käme eine abgeschliffene Form von sudauisch "rinka" = Markt in Frage.

Ich ahne aber die Quelle von Kurschat: Der Ort Kiemiany (Kemen) im Kr. Allenstein hieß 1343 "Reyncoinis". Als prußische Ableitung wird "reinkonis" angegeben, was von "rainas" =gestreift, bunt abgeleitet wird. Als andere Ableitungvariante gilt "kemes^is" = unbeholfener Mensch. (Wolfgang Schmid: Hydronyma Europaea)
Beate

"Lutz Szemkus" <Lutz.Szemkus@t-online.de> schrieb:

Hallo, liebe Beate, danke f�r Deine mail. Mein Mann und ich waren inzwischen
in den Archiven in Venedig und haben viele Originalurkunden eingesehen.
Kopien erhalten wir per Post. Der Arzt und Philosoph Benedikt Rinio 1485 -
1595 hatte seinen Ursprung in dem Wappenbuch auf 1297 zur�ckgef�hrt. Ich
weiss nicht, ob man den Namen Rinio aus dem Litauischen ableiten muss, wenn
er schon so lange in Italien existierte, oder? Ich bin leider kein Experte
auf diesem Namensgebiet. Warte noch die Forschungen aus Leipzig ab.
Danke und viele liebe Gr�sse
Elfa Rinio.Carli

Hallo, mich wundert ein wenig, dass Ihr versucht, alle Namen vom Litauischen
her zu interpretieren. Ist denn Litauisch so eine alte Sprache, Mutter aller
Namen? Ich kenne mich zu wenig aus. K�nnte denn die Wanderung der Rinio von
Ostpreussen nach Italien oder umgekehrt stattgefunden haben - ca, 1297? Ein
Grieche hat mir jetzt geschrieben, dass Rinio dort ein weiblicher Vorname
ist und von Eirini kommt. In Italien, Holland und anderen L�ndern ist Rinio
ein m�nnlicher Vorname wie z. B. Rinio Bruttomesso, Rinio hiess schon sein
Grossvater in Venedig. Ich blick noch nicht ganz durch.
Aufkl�rung, wenn es denn jemand besser weiss als ich, w�rde mich sehr
freuen.
mit lieben Gr�ssen
Elfa Rinio.Carli

Remo Carli schrieb:
Hallo, mich wundert ein wenig, dass Ihr versucht, alle Namen vom Litauischen
her zu interpretieren. Ist denn Litauisch so eine alte Sprache, Mutter aller
Namen? Ich kenne mich zu wenig aus. K�nnte denn die Wanderung der Rinio von
Ostpreussen nach Italien oder umgekehrt stattgefunden haben - ca, 1297? Ein

hallo, ja, das verstehe ich ja noch. Nun hat man mir aus Griechenland
geschrieben, dass dort heute noch der Name RINIO ein weiblicher Vorname ist
(Eirini) sind auch im OVID erw�hnt. M�nnlicher Vorname ist klar wie Rinio
Bruttomesso in Venedig,
Professor f�r Architektur und Wasserbauten in aller Welt. Er hat mir
erz�hlt, dass sein Grossvater schon Rinio mit Vornamen hiess.
Liebe Gr��e
Elfa Rinio.Carli

Hallo Elfa,
prußisch, litauisch, lateinisch und sanskrit sind sehr ähnliche Sprachen. Linguisten ziehen immer das Litauische zu Vergleichen mit Latein heran.
Ich kann mich nicht erinnern, dass es in Ostpreußen italienische Einwanderer gegeben hat. Und wenn man Vorfahren in Ostpreußen hat, sollte man zunächst die naheliegende Variante erforschen und nicht die exotische.
Beate

"Remo Carli" <rc6635@compuserve.de> schrieb:

hallo liebe Beate, doch es hat auch Einwanderer aus Italien nach Ostpreussen
gegeben. Aber zu den Vergleichen mit Latein wird von Linguisten gerne das
Litauische herangezogen. Das interessiert mich nun doch. Schade, dass ich
die Sprache �berhaupt nicht verstehen kann. Englisch, Franz�sisch,
Italienisch habe ich eingehend studiert und damit viel gearbeitet. Wie
erkl�rst oder aus welcher Zeit erkl�rt man die �hnlichkeit des Litauischen
mit Latein. Ich habe auch u. a. gelesen, dass in einer Zeit Litauisch am
Verschwinden war, da haben die Wissenschaftler Pruzzisch herangezogen, um
das Litauische wieder aufleben zu lassen. Wo gibt es ein litauisches
Sprachforschungszentrum, an das ich mich einmal wenden k�nnte. Ich vermute
jetzt einmal ganz laienhaft, dass es sich um eine "Ursprache" handelt, denn
auch Latein ist aus einem Dialekt in Italien heraus entstanden. Ich m�chte
jetzt der Sache auf den Grund gehen.
Mit lieben Gr��en und allen guten W�nschen zum bevorstehenden Osterfest
Elfa Rinio.Carli
T. 06182/991100----- Original Message -----

Halloooo!

Vor kurzem wurde hier das Thema Deutsche in Brasilien (Teuto Bralisier)
behandelt. Die Resonanz war sehr gross, deswegen biete ich nun einen
Zufallsfund an. Es handelt sich um eine kleine Broschuere von 1924:
Brasilien, das Ziel deutscher Auswanderer, von Pastor Dedekind. Darin
befindet sich ausserdem ein handschriftlicher Aufsatz: Deutsches Leben im
Urwald von einem F. Koehling.
Wer Interesse hat, dem uebersende ich die Sachen gerne gegen Erstattung der
Portokosten. Anfragen bitte nur an h.schiemann@gmx.net
Bitte NICHT die Liste ueberschwemmen,

greetings,

heide schiemann

hallo, mich wundert aber trotzdem, warum alles �ber das Litauische
interpretiert wird. Wie alt ist denn die Litauische Sprache? Wo ist die
Achse zum Lateinischen oder besser gefragt, wo war sie. Ich vermute da etwas
in der Sprachenentwicklung, was ich nicht erkl�ren und auch nicht erforschen
kann, weil ich von Litauisch rein nuscht verstehe. Es tut mir leid und
�rgert mich gleichzeitig, denn Italienisch und Latein sind "keine b�hmischen
D�rfer" f�r mich. Wie klingt denn litauisch? dem Lateinischen �hnlich?
Mit lieben Gr��en
Elfa Rinio.Carli----- Original Message -----

Remo Carli schrieb:
hallo, mich wundert aber trotzdem, warum alles �ber das Litauische
interpretiert wird. Wie alt ist denn die Litauische Sprache? Wo ist die
Achse zum Lateinischen oder besser gefragt, wo war sie. Ich vermute da etwas
in der Sprachenentwicklung, was ich nicht erkl�ren und auch nicht erforschen
kann, weil ich von Litauisch rein nuscht verstehe. Es tut mir leid und
�rgert mich gleichzeitig, denn Italienisch und Latein sind "keine b�hmischen
D�rfer" f�r mich. Wie klingt denn litauisch? dem Lateinischen �hnlich?
Mit lieben Gr��en
Elfa Rinio.Carli----- Original Message -----

Lieber Lutz. ganz lieben Dank f�r diese in die Tiefe gehende Erkl�rung zur
"Sprache" allgemein. Ich bin sehr, sehr dankbar daf�r. Um Gottes willen, ein
ital. Rinio ist mir nicht lieber. Es w�re jedoch leichter und bequemer. Ich
suche schon weiter, das war eh meine Absicht. Aber Ihre Meinung h�tte ich
noch gerne zu einem Punkt: wenn Benedikt Rinio im Wappenbuch von Venedig
zur�ckgehen kann in der Vorfahrenreihe bis 1297, dann kann durchaus eine
Wanderung von Nord nach S�den stattgefunden haben, oder? (in grauer Vorzeit)
Denn in Griechenland ist der Name Rinio heute noch ein weiblicher (!)
Vorname, in Italien, Holland (und evtl. noch in anderen L�ndern, was ich
noch nicht weiss) ein m�nnlicher (!) Vorname. Diese Tatsache l�sst mir
irgendwie keine Ruhe. Rinio soll von den Friedensg�ttinnen Eirini kommen wie
mir ein Grieche gemailt hat.
Mich interessiert sehr Ihre Meinung dazu.
Mit lieben Gr��en
Elfa Rinio.Carli

Hallo,
unsere ostpreußischen Vorfahren, so sie Balten waren, stammen aus der Region des Dnjepr-Deltas bis hin zum heutigen Usbekistan. Sie waren ein Reitervolk und kamen nach der letzten Eiszeit entlang der Flüsse nach Norden. Ein Teil wanderte west- + südwärts, vermutlich nach Griechenland. Die baltischen Sprachen ähneln wie das Latein und das Persisch dem Alt-Indisch (Sanskrit), sind also sehr sehr alte Sprachen, die zur indoeuropäischen Sprachfamilie gehören.
Die prußische Sprache starb etwa 1700 aus, wurde bis 1945 nur noch von wenigen Menschen gesprochen. Die litauische Sprache drohte unter der polnischen Herrschaft auszusterben und wurde mit Hilfe der prußischen Sprache reanimiert, weshalb heute das Litauische eine wichtige linguistische Brücke ist. Da die prußische Sprache sich nicht weiterentwickeln konnte, blieben die erhaltenen Rudimente archaischer und auf eine Jäger- + Sammler bzw. frühbäuerliche Gesellschaft beschränkt, während die litauische Sprache sich modern entwickeln konnte.
Das Litauisch klingt verwaschener als das Prußische + Lateinische, was aber nichts gegen seine linguistische Bedeutung aussagt.
Wenn wir also in Ostpreußen forschen, dann ist es naheliegender, auf prußische oder litauische oder kurische Wurzeln zu gehen als auf das Latein. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach größer als sich auf eine Handvoll italienische Einwander zu stützen, so chic das auch sein mag.
Beate

"Remo Carli" <rc6635@compuserve.de> schrieb:

Hallo, lieber Lutz, danke f�r die e-mail. Gestern erhielt ich die Filme aus
den Archiven Venedig. Wie kann ich sie zu Papier machen?? Hast Du einen Tip
f�r mich?
Wenn Rinas indoeurop�isch ist, wie Beate in einer mail schrieb, dann geh�rt
der Name Rinio auch in diese Reihe, oder?
Was bedeutet der Name Graduio? �berhaupt sollte man nicht einmal alle
"io-endenden" Namen, von denen ich eine ganze Latte aus den Altpreussischen
Geschlechterkunde B�chern herausgeschrieben habe, alle einmal zur Diskussion
in die Liste stellen? Sind es evtl. alle indoeurop�ische Namen, sozusagen,
die Reste der Pruzzen???
Einen sch�nen Sonntag w�nscht
Elfa Rinio.Carli

Liebe Beate, ich m�chte heute einmal fragen, ob Du das Buch "DieSprache der
alten Preussen an ihren �berresten erl�utert" kennst. Reimer, Berlin, 1845
Aufl. 157 S. Dieses Buch wird von Karajahn Berlin f�r 75,-- E angeboten. Ich
hatte es �ber Fernleihe in meiner Stadtb�cherei einsehen d�rfen. Es ist
schon sehr interessant. Meiner Meinung geht daraus hervor, dass das
prussische doch mit dem griechischen verbr�dert ist, d. h. als ein Teil des
Reitervolkes im Norden blieb und der andere Teil nach Griechenland ging.
Kennst Du Dich im Sanskrit tiefer aus? In unserem Verein "Hilfef�reinander"
haben wir eine gebildete Litauerin. Meinst Du, dass ich litauisch lernen
sollte, um mehr �ber das Prussische zu erfahren? W�hrend unserer
Griechenland und Kreta Aufenthalte haben mein Mann und ich immer
Griechischkurse belegt.
Frohe Pfingsten und mit lieben Gr�ssen
Elfa----- Original Message -----

Hallo Elfa,
ich bezweifle, ob du litauisch lernen solltest. Die moderne litauische Sprache wurde zwar aus dem Prußischen re-entwickelt, weil sie unter der polnischen Herrschaft auszusterben drohte. Das moderne Litauisch hat sich aber sehr weiterentwickelt.
Im letzten Sommer besuchte ich mit meiner litauischen Freundin in Memel das Schmiedemuseum. Auf den Grabkreuzen standen prußische Inschriften, die ich sehr gut verstand, während sie Mühe damit hatte. Schließlich sagte sie: Das ist aber ein sehr altes Litauisch.

Andererseits lohnt es sich wiederum doch, weil die Grammatik ähnlich kompliziert ist. Die Prußen hatten 9 Fälle, die Litauer haben noch 7. Inwieweit das für die Familienforschung für dich von Bedeutung ist, kann ich nicht ermessen.
Beate

"Remo Carli" <rc6635@compuserve.de> schrieb:

Liebe Beate,
danke f�r Deine prompte Antwort, �ber die ich mich sehr gefreut habe. Wo
hast Du Prussisch gelernt?
Noch eine Frage, hast Du dich n�her mit Sanskrit besch�ftigt? Das
interessiert mich auch. Denn in dem Buch, das ich erw�hnte von 1845, sind
Schriftzeichen, die wie Griechisch aussehen. Ich konnte das Buch nicht mit
heim nehmen, durfte es auch nicht kopieren, sondern nur in der B�cherei
lesen. Es soll von Karajahn f�r 75,-- E angeboten werden. Scheint mir sehr
teuer. "Die Sprache der alten Prussen" ist der Titel. Irgendwie l�sst es mir
keine Ruhe, ich m�chte da einsteigen und mehr wissen.
Noch frohe Pfingsten - heute mit Regen - wie es oft in den vergangenen
Jahren der Fall war - wir haben in der Familie immer scherzhaft gesagt:"Die
Ausgiessung des Hl. Geistes.
Herzliche Gr�sse
Elfa