Diese lange Militär-Reservezeit in Oldenburg hat mich denn aber doch
verblüfft, das wußte ich nicht. Ich kenne aus meinem Forschungsgebiet
(Sachsen-Anhalt) insbesondere Aushebungslisten für die Landwehr. Gibt
es das für Oldenburg auch?
Nein, das waren preussische Regeln und die Landwehr kam dort überall
in Betrag.
Mit Oldenburg muß man schon etwas vorsichtig sein. Erst als der
Norddeutsche Bund entstand wurde das 91. oldenburgische Regiment so
benannt und in das X Armeecorps eingerichtet. Das war so im 1870 und
man bekam preussische Offiziere. Davor hatte man in Oldenburg nur das
Großherzoglich Oldenburgisches Infanteriekorps. Es war nicht gerade
zu Kriegsschlachten trainiert. Sagen wir mal das jeder Herzog auch
eine kleine Armee benötigte um sein Ansicht als mächtiger Herr auch
zu schützen.
Für Kriege gegen andere war es nun gerade nicht sehr
tauglich. Dafür waren ja die Preussen da. Das kam aber später unter
anderer Obhut.
ich weiß nicht ob es in den oldenburger Archiven Rollenlisten oder
Aushebungslisten gibt. Das meiste was ich weiß kommt aus örtlichen
und Regimentsgeschichten.
Wobei mir gerade einfällt, daß es diese Reservezeit ja heute noch
gibt, wenn wohl sicher nicht so ausgeprägt. Meine Brüder mußten das
jedenfalls mehrmals mitmachen. Wie ist die von dir genannte
ewigkeitdauernde Reservezeit gemeint? Mußte man damals "gelegentlich"
zum Militär oder "ständig" oder "nach Bedarf" oder ... ?
Ohne das jetzt genau nachzuforschen war es so ziemlich das Leben
lang. Die ganz alten waren dann an Invaliden Kompanies angeschlossen.
Aber normal war die Landwehr so ein 20 jahre langer Weg. Jahrliche
Übungen gehörten dazu. Normal wurde versucht die Ernte und so weiter
nicht zu sehr zu stören aber es ist ja egal wann, Arbeit ist immer
verpasst wenn man nicht auf dem Hof ist. So wie ich mich erinnere war
wohl ein Monat im Jahr die aktive Reservezeit.
Andere Frage: Einer meiner Vorfahren mußte 1824 zur Armee - er lebte
in Halberstadt, stationiert war er aber in Mainz. War das für das
Oldenburger Gebiet auch so, daß die Soldaten weit, weit weg von der
Heimat waren?
Nein, die Oldenburger waren hauptsächlich im Garnison in der Stadt
aufgehoben. Immer in der Nahe des Herrschers. Preussen hatte seine
Regimenter zu denen man gehörte. Diese hatten verschiedenen
Standpunkte. Normal waren zwei Battalions zusammen in einem Ort
Der Stab war dann in dem Hauptort mit den andern beiden Bat.
Nach dem 1870/71 Krieg oder eigentlich dazu bekam Oldenburg ein
zweites Regiment im X. Armeekorps, das Oldenburgische Dragoner Regt.
#19. Es entstand aus Teilen der Kav. der Städte Oldenburg, Bremen,
Hamburg und Lübeck und hatte sich schon als Oldenburgisches Reiter
Regiment entwickelt. Schon wegen den oldenburger Pferden. Die Reiter
bleiben auch in Oldenburg.
Normal waren die Soldaten aber nicht weit weg von ihrer Heimat. Sie
wurden in ihrer Gegend zum Dienst in dem örtlichen Regiment
eingezogen. Diese wurden aber öfters verteilt und einzelne Kompanies
konnten in andere Einheiten eingestuft werden.
Das passierte hauptsächlich wenn neue Truppenteile entwickelt wurden.
Diese bekamen dann erfahrenen Truppenteile von anderen Einheiten um
sie vernünftig anzufangen und nicht nur aus rekruten zu bestehen. So
wurde zB das Ostfriesische Inf. Regt. #78 aus Soldaten aus Osnabrück
und Aurich aufgebaut, die 1. Fußabteilung des Hannov. Feldartillerie
Regt. #9 enstand aus Oldenburgern.
Fred, ich habe vergessen, wo du lebst, in Kanada oder in
den USA? Für diese Länder sind solche Entfernungen - schätzungsweise
500/600 km - wohl nur ein Katzensprung. Ich war aber sehr erstaunt,
daß jemand zu der Zeit - Reisemöglichkeit per Pferd oder Postkutsche
oder per pedes - sooo weit weg stationiert war.
Stimmt schon und ist wohl die Ausname.
fred
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