Ober-Schönfeld

"hans.jaehner@t-online.de" <hans.jaehner@t-online.de> schrieb:

Hallo Wolf Dieter
schau bei dieser Adresse nach , meines Wissens gib es für die ev Kirche
Schönfeld keine nach gewiesenen Kirchenbücher. Egal ob es Ober oder
Nieder Schönfeld heißt. Es kann sein das im Amtsgericht Bunzlau Akten
überlebt haben Bunzlau ist nicht durch Kriegseinwirkungen zestört worden
  ,das Amtsgericht steht meines wissen noch . Es können auch in Breslau
Bücher liegen . Das Ganze ist wie 6 Richtige im Lotto
einen schönen abend Hans Jähner Hannover

Regionalseiten offline

Wolf-Dieter.Koehler@t-online.de schrieb:
> Hallo Liste,
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> wo könnte ich die Kirchenbücher von Ober-Schönfeld, Kr. Bunzlau finden?
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Wolf-Dieter (Köhler)
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Hallo Liste,

ich bin selbst mehrfach in Bunzlau/Boleslawiec gewesen und dort auch im Rathaus sehr freundlich empfangen und bei meiner Suche in Tillendorf/Boleslawice unterstützt worden.

Es gibt k e i n e alten Unterlagen Bunzlaus aus deutscher Zeit mehr. Das liegt zum Teil daran, dass während der Napoleonischen Kriege der russische Feldherr Kutusow in Bunzlau altershalber gestorben ist und (seine Einegeweide) dort begraben worden sind. Die alten Tillendorfer sprachen respektlos vom "Kaldaunendenkmal" auf dem russischen Friedhof. Dieser Friedhof auf der Tillendorfer Flur ist 1945 für sowjetische Soldaten erweitert worden. Und in Boleslawiec steht heute noch immer das Kutusow-Denkmal aus Friedrich-Wilhelm-Zeiten.

Ganz in der Nähe richtete die Besatzungsmacht ein Kutusow-Museum ein, in das aus dem Bunzlauer Ratsarchiv und dem Bunzlauer Heimatmuseum alles verbracht wurde, was dazu in irgend einer Weise passen könnte. Und beim Abzug der russischen Truppen aus Polen (nach dem Zerfall der Sowjetunion) ist das gesamte Museumsinventar mit für uns, wie für die Polen, unbekanntem Ziel nach Osten abtrasportiert worden. Die Polen nutzen jetzt das Haus als Heimatmuseum, haben aber so gut wie nichts, was sie darin ausstellen können. (Die Bundesheimatgruppe Bunzlau in Siegburg ist da mit Ausstellungsmaterial schon in die Bresche gesprungen.)

Außerdem ist die "kampflose Einnahme" von Bunzlau nicht ohne Widerspruch. Es gab sehr wohl Zerstörungen massiver Art, vor allem am Ring (Markt)- Fotografien aus den frühen 50-er Jahren belegen das. Aber je nach Sichtweise waren die Zerstörungen entweder das entweder das Ergebnis sowjetischer Marodeure und Brandstifter oder die deutsche Luftwaffe, die acht Wochen nach der Einnahme von Bunzlau die Stadt noch bombardiert haben soll.

Aber es gibt auch Hoffnung für Familienforscher in Bunzlau:
Ich bin einem Hinweis in dem Buch von Mariusz Olczak / Janusz Moniatowicz: "Boleslawiec - ein historischer Stadtführer durch Bunzlau" (ISBN 83-87732-60-5)Seite 28 gefolgt, der da lautet:

"Vor zwei Jahren [also um 1998] wurden bei Umbauarbeiten [am ehemaligen evangelischen Pfarrhaus in Bunzlau] und bei der Aufstockung des Gebäudes um eine Etage auf dem Boden das Archiv der evangelischen Kirchengemeinde gefunden - Entwürfe für den Bau der Kirche, die Liste der Gemeindemitglieder zur Mitte des XVIII. Jh., historische Tauf-, Eheschließungs- und Sterbebücher, Friedhofsdokumentationen ... und viele andere Urkunden."

Für eine ganze Stunde habe ich vor vier Jahren in dem verloren geglaubten Schatz der evangelischen Kirchenbücher Bunzlaus selbst lesen können. Am nächsten Tag war der alte katholische Geistliche, der die Bücher verwahrte, leider krank geworden. Seither sollen die Bücher an ein Archiv in Warschau abgegeben worden sein und sind nicht mehr einzusehen.
Die Stadtverwaltung von Boleslawiec verweist auf die Trennung von Kirche und Staat, die katholische Kirche hüllt sich in Schweigen.
Auch auf Nachfragen der genannten Bundesheimatgruppe Bunzlau in Siegburg gab es keine anderen Auskünfte.

Aber irgendwann tauchen die Bücher bestimmt wieder auf - vielleicht verfilmt bei den Mormonen?
Nur ob ich dann noch in der Lage sein werde, wieder hineinzuschauen, das steht in den Sternen!
  
Von Schönfeld übrigens sind katholische Kirchenbücher verfilmt worden, die angeblich auch evangelische Eintragungen enthalten sollen. Ich habe selbst aber nicht hineingesehen.

Mit freundlichen Grüßen aus Aschaffenburg

Dr. Wilfried Schiller