Liebe Listenteilnehmer,
als etwas abseits stehender Beobachter der NSL bin ich sehr verwundert �ber
die Art und Weise, wie �ber diese Plattform gegenseitig Unterstellungen
ausgetauscht werden. Mein Interesse ist eigentlich (familien)geschichtlicher
Art und weniger politisch ausgerichtet. Es nutzt doch �berhaupt nichts - ja
es schadet eigentlich nur - wenn wir als nachgewachsene Generation(en) uns
�ber Missetaten der Generationen davor auseinandersetzen und wie Schulbuben
mit Fingern immer auf die anderen zeigen. Es gibt doch Fakten, an die wir
uns halten sollten:
1. Viele Deutsche haben in der Hitler-Diktatur Unrecht begangen
2. Viele Polen und Tschechen haben nach dem Krieg ebenfalls Unrecht begangen
3. Die heutige Generation in Deutschland, Polen und Tschechien ist an den
S�nden ihrer Vorv�ter keinesfalls Schuld
4. Unsern Kindern m�ssen wir eine gesicherte Zukunft bieten
5. Das kulturelle Erbe unserer Vorv�ter gilt es zu bewahren
Ganz schlimm finde ich die pauschale Verurteilung von ganzen Gruppen oder
gar V�lkern - "Die Polen ...", "Die Deutschen ..." usw. Festhalten von
Erlebnisberichten Einzelner und Schicksalen von Familien finde ich gut,
daraus kann man viel lernen und an unsere Kinder weitergeben, es ist
sozusagen authentisch und bedarf keiner weiteren Kommentierung. Siehe hierzu
z.B. das Buch "Die gestrige Angst" von Josef Skrabek, einem Tschechen, der
im Sudetenland aufwuchs, die "Herrenmenschen" der Hitler-Henleins hat kommen
sehen und keinen gro�en Unterschied zu den nachr�ckenden Stalins hat
feststellen k�nnen.
Mein Vorschlag w�re, dass alle Menschen, die viel Unrecht erlebt haben, ihre
Erlebnisse aufzeichnen und somit f�r die Zukunft bewahren, um daraus zu
lernen. Meine Erfahrung in Nordostb�hmen ist durchaus positiv, die Menschen
dort haben begonnen, sich f�r die Schicksale zu interessieren und haben
sogar ein S�hnekreuz f�r die Ermordung von 23 M�nnern, Frauen und Kindern
errichtet - gegen den erbitterten Widerstand der Kommunisten in dieser
Region. Es steht �brigens fast direkt an der polnischen Grenze. Die Gruppe
wurde von tschechischen "Partisanen" aus ihren H�usern vertrieben und nach
Polen gejagt, von dort wurden sie von polnischen "Partisanen" einfach wieder
zur�ckgeschickt, was das Ende ihres Schicksals bedeutete, sie wurden grausam
am Buchenberg ermordet - aus Habgier Einzelner, wie sich sp�ter
herausstellte, man wollte ungest�rt den Besitz dieser Leute geniessen
k�nnen, denn sie hatten alle sehr sch�ne H�user in Wekelsdorf/Teplice.
�brigens sprach die B�rgermeisterin von Braunau/Broumov letztlich in einem
Interview mit dem "Braunauer Rundbrief" die Verwunderung aus, dass sich
praktisch niemand aus der alten Heimat f�r eine Wiederansiedlung und einen
Existenzaufbau in Braunau/Broumov interessieren w�rde, eigentlich ein
starker Vorwurf, zeigt er doch, dass unser Interesse an der "Heimat" doch
nicht so tief ist, wie manche behaupten (siehe Braunauer Rundbrief, Jahrgang
2004, Heft 4, S. 106).
Klaus Dietze