Nach meinem Besuch des Archivs Alter Akten in Warschau im April hatte ich in
den Listen kurz auf ein veröffentlichtes, auf deutsch verfasstes
Mitgliederverzeichnis der evangelisch-augsburgischen Gemeinde und anderer
protestantischer Kirchen in Warschau aus dem Jahre 1791 hingewiesen. In dem
Register sind nach meinem Eindruck wegen typischer Namen und in höherem Alter
vorgenommener Taufen auch (reichlich) Mennoniten genannt.
Da im Anschluß an meine Mail von jemand aus der Liste Zweifel an dem
Vorhandensein von Mennoniten in Warschau geäußert wurden, möchte ich kurz auf
Folgendes hinweisen. Vor einigen Tagen habe ich in Polen zufällig einen
aktuellen Aufsatz gefunden, der das Thema recht ausführlich behandelt:
FIJALKOWSKI, Pawel: Menonici na Mazowszu (od polowy XVIII w. do 1945 r.). in:
Rocznik Mazowiecki, Tom XIII (2001). Warszawa 2001. s. 233-258. Mazowiecki
Towarzystwo Naukowe w Warszawie, Wysza zkola Humanistyczna w Pultusku -
Mennoniten in Masowien (von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre
1945). in: Masovian Annuals, Bd. XIII (2001), Warsaw 2001. 233-258.
Mazowian-Scientific Society in Warsaw, Pultusk School of Humanities
Der Aufsatz bietet einen guten Überblick über die seit Mitte des 19.
Jahrhunderts erschienene deutschsprachige und polnische Literatur zu den
Mennoniten (und darüber hinaus der Evangelisch-Augsburgischen Kirche) im
Weichseltal in Masowien, befasst sich mit ihrer Geschichte samt Baukultur und
Friedhöfen hauptsächlich in den Gouvernements Warschau und Plock, wo sie
offenbar Einrichtungen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche mitbenutzten
(mit Abschriften einiger Grabtafeln. Namen: Nickel, Schröder, Ratzlaff,
Kliewer, Gertz).
Im Kreis Warschau schien tatsächlich ein "Ballungszentrum" der Mennoniten
gewesen zu sein. Dort lebten 1897 neben 10 608 Lutheranern 485 Mennoniten, in
den Kreisen Gostyn und Sochaczew neben 17343 Lutheranern 123 Mennoniten und
im Kreise Plonsk neben 3 308 Lutheranern nur 14 Mennoniten.
Wolfgang Brozio