Nochmal zu den Tirolern in Schlesien

Liebe Mitforscher,
das scheint viele zu interessieren. Da viele Anfragen kamen, schreibe
ich es über die Liste.
Nur nochmal zur Klarstellung:
Ich hatte seinerzeit Kontakt zu dem zuständigen Pfarramt
in Tirol aufgenommen, da ich dachte, meine Vorfahren gehörten zu
diesen Glaubensflüchtlingen aus Tirol. Das hatte sich aber als nicht
zutreffend erwiesen, von daher habe ich mir diese Liste nicht zuschicken
lassen.
Dieses Zillerthal-Erdmannsdorf im Kreis Hirschbeg, und darum geht es,
wurde meiner Erinnerung nach von ca. 400 Tirolern gegründet. Die Ausweisung
aus Tirol erfolge 1837, vorher gab es das auch schon. Ich habe das aber nicht
weiter, aus o. g. Gründen, verfolgt.
Es gibt eine Namensliste dieser ca. 400 Personen, dies teilte mir jedenfalls
damals der Pfarrer aus Mayrhofen per Mail mit. Diese Liste habe ich aber
dann nicht mehr angefordert.
Hier z. B. ein Artikel aus dem Ostpreussenblatt:

Bemerkenswert ist das vor dem Schloß stehende Denkmal, das an Johann Fleidl erinnert, den Anführer der evangelischen Tiroler, die 1837/38 von König Friedrich Wilhelm III. auf seinem Gutsbesitz angesiedelt wurden. Für diese etwa 300-400 Glaubensflüchtlinge entstanden mehr als 40 Bauernhäuser im Tiroler Stil, von denen noch gut 30 erhalten sind. Zwei besonders wichtige Häuser konnten durch Vermittlung des "Vereins zur Erhaltung der schlesischen Kunst und Kultur" (VSK) mit deutschen und österreichischen Spendengeldern gerettet werden. Im "Tiroler Haus" (Dom Tyrolski) führte der VSK-Vorsitzende Dr. Berndt die Reisegruppe durch die zweisprachig gehaltene Ausstellung zur Geschichte der Kolonie Zillerthal.

Weiter dazu ein Artikel, gefunden unter Ahnenforschung Schlesien:

Mit den Worten des Heimatliedes aus Tirol: "Tirol, Tirol du bist mein Heimatland" wurde in Zillerthal im Riesengebirge so mancher Urlauber und Sommerfrischler begrüßt, der Erholung in den Bergen suchte und auf seinen Spaziergängen in die Siedlungen der Tiroler nach Erdmannsdorf, Glausnitz oder Seidorf kam. Schon von weitem grüßt die Erdmannsdorfer Kirche mit ihrem spitz zulaufenden Turm den Besucher. Die Vorhalle vor der Kirchentür wird von zwei aus Pompeji stammenden Säulen aus zierlichem Marmor mit korinthischen Kapitellen getragen. Inmitten der halbkreisförmigen Terrasse vor der Kirche erhebt sich auf marmornem Sockel ein bronzenes Kreuz, dessen Basiseine Platte abschließt, welche auf den Flügeln des preußischen Adlers ruht.
An das Madaillon-Relief Friedrich Wilhelm III., das auf der Platte steht, lehnen sich zwei Knaben, von denen der eine durch Wadenstrümpfe, Kniehose, Leibgurt und den tütenförmigen Spitzhut , den er in der einen Hand hält und einen Hirtenstock in der anderen, als Tiroler gekennzeichnet ist. Der andere Knabe trägt eine Bibel in der Hand und wird dadurch als der ältere, schlesische Träger des Evangeliums charakterisiert. In dieser sinnigen Weise hat Rauch, von dem das Denkmal geschaffen wurde, die Bestimmung der Kirche zum Ausdruck gebracht, denn die Kirche zu Erdmannsdorf nannte man die Tiroler Kirche, welche erst nach Einwanderung der Tiroler Familien aus Zillertal in Tirol erbaut wurde und sowohl den Einheimischen als auch den Tirolern als Gotteshaus zu dienen hatte. Das wohl mehr bekannte Fleidl- Denkmal, dem Führer und Verhandler der Tiroler in Sachen Auswanderung, steht auf dem Erdmannsdorfer Kirchhof.
Schon einmal hatte das Land Preußen den Salzburger Protestanten gastliche Aufnahme gewährt, als diese Familien ebenfalls in der Ausübung ihrer Religion gehindert wurden und die Heimat im Stich ließen und 1732 in Ostpreußen angesiedelt wurden, in der Gegend von Rastenburg. Eine andere Kolonie der ausgewanderten Salzburger gibt es noch heute in Niedersachsen in Marienau bei Hameln, die noch heute den Namen Marienau Ortsteil Salzburg trägt. Auch hier hat sich , genau wie in Zillerthal-Erdmannsdorf der Name des Aufnahmeortes zu einem Doppelnamen gebeugt. Die Zillertaler Angelegenheit 1837 war dem Preußenkönig eine Gewissens und Gemütssache, besonders war ihm die religiöse Seite derselben wichtig. So sandte der König sofort Hofprediger Strauß nach München, wo derselbe eine Deputation der Zillertaler empfing, damit er ihre religiöse Gesinnung erforsche und beobachte, "ob sie auch nicht etwa separatistisch wären", wie sich der König ausdrückte. Und als dieser bestätigen konnte, dass sie ihren Glauben allein auf den Boden der Heiligen Schrift und der Augsburgischen Konfession gründeten, als er auch über die numerische Größe der Kolonie dahingehende Aufschlüsse geben konnte, dass von 242 Erwachsenen und 144 Kindern die Auswanderung feststand, begann sofort die Unterverhandlung mit dem österreichischen Staatsmanne Metternich über die Art und Weise der Auswanderung. Vier Monate nur war den Tiroler Familien Frist gestellt; was sie während dieser Zeit an unbeweglichem Eigentum nicht verkauften, mußten sie im Stich lassen. Dem persönlichen Einflusse des Preußenkönigs gelang es schließlich, die härtesten Bestimmungen zu beseitigen und die Frist teilweise zu verlängern. Nun wurde in Eile verkauft, was verkauft werden konnte, und das Übrige gepackt, und unter Tränen schied man von den heimatlichen Bergen, zurücklassend, was bisher lieb und teuer war. Der Treck setzte sich in Bewegung, mit Pferdegespannen, Ochsengespannen, mit Handwagen und zu Fuß mit einem Tragsack umgürtet. In welchem Teil Preußens aber sollten die Ausgewanderten untergebracht werden? Ihre Berge wollten sie nicht missen, und getrennt wollten sie auch nicht werden. Das waren die zwei Bedingungen, an welche die Tiroler mit einer eisernen Zähigkeit hingen, und die es schwer machten, einen Ansiedlungsort zu finden. So hatte sich der König eine Liste der Domänen einreichen lassen, die 1838 pachtfrei wurden. Es waren eine ganze Anzahl; aber keine genügte für die Zillertaler, bei welchen für die Familie 60 Morgen Land gerechnet wurden, und keine hatte auch nur die geringste Ähnlichkeit mit der Alpenheimat. Der Oberpräsident von Posen wünschte sehnlichst, daß seine Provinz durch die Auswanderer kolonisiert würde; allein der König antwortete ihm, "daß er es zwar an sich für wünschenswert halte, die Provinz Posen zu kolonisieren, und zwar durch evangelische Deutsche, dass er es aber doch mit Rücksicht darauf, daß der Ansiedlung der Zillertaler in einer ihrer bisherigen Heimat so sehr verschiedenen Gegend und in einer Provinz, in welcher die Sprache ihnen so völlig fremd ist, mehrfache Bedenken entgegenstehen, davon er absehen müsse "! Der König schrieb vielmehr an den Oberpräsidenten von Schlesien: "Die Inklinanten haben sich mit der Bitte an mich gewandt, sie aufzunehmen, und sie nicht voneinander zu trennen. Ich bin gesonnen, diese Bitte zu erfüllen, und ich halte den gebirgigen Teil von Schlesien, den Fuß des Riesengebirges, für den geeigneten zur Ansiedlung!", und bald darauf äußerte der König in einem zweiten Schreiben den Wunsch, die kleine Kolonie in der Gegend von Erdmannsdorf anzusiedeln. Doch zunächst konnte an eine definitive Ansiedlung überhaupt nicht gedacht werden. Wußte man doch nicht einmal die genaue Zahl, die Mittel und die Erwerbszweige der Auswanderer. So sollten sie denn zunächst interimistisch, und zwar in Schmiedeberg untergebracht werden. Dies wünschte der König, und dazu hatten auch Bürgermeister und Stadtverordnete im Namen der Stadt ihre Breitwilligkeit erklärt. Und so räumte denn jeder Bürger Schmiedebergs, der nur irgend konnte, ein Stübchen ein für die Zillertaler; Nicht nur die Wohlhabenden, sondern auch die Minder- Bemittelten wollten sie aufnehmen auf ein Jahr, und zwar manche fast umsonst. "Das vermögendste, aber auch schwierigste, seltsame Mitglied und Bürger der Stadt", ein Herr Gebauer, gab allein 16 Stuben und Kammern für 70 Personen her. So war alles bereit. Doch da stellte sich ein grimmiger Feind ein, der alles zunichte machen drohte, nämlich die Cholera. In Schmiedeberg starben allein 46 Personen und in den umliegenden Ortschaften 209, davon 79 in Krummhübel- Brückenberg, 26 in Steinseiffen, 15 in Bärndorf, 27 in Erdmannsdorf, 44 in Lomnitz und der Rest verteilte sich auf die anderen Ortschaften. Doch die Zillertaler waren längst unterwegs, und man musste es dabei belassen in der Hoffnung, dass die Pest bald wieder erlöschen würde. Und diese Hoffnung täuschte nicht; denn als in den ersten Wochen des September 1837 zwei Deputierte als Vorboten erschienen, war die Epidemie im Erlöschen. Bald darauf trafen nun die Züge der Auswanderer über den Schmiedeberger Pass in Schmiedeberg ein und zwar

am 20. September 1837 116 Personen
am 23. September 1837 218 Personen
am 02. Oktober 1837 62 Personen
am 17. Oktober 1837 26 Personen