Noch einmal:"mißbraucht & verbrannt -- Hexenprozesse im Amt Rotenburg und REZENSION

Liebe Listenteilnehmer,

noch einmal dasselbe Thema und eine Rezension vin Herrn Dr. Sarnighausen.

Gru�

Klaus (Riecken)

Liebe Listenteilnehmer,

seit Oktober 2009 gibt es ein Buch auf dem Markt, das ich euch vorstellen m�chte.
"mi�braucht & verbrannt -- Hexenprozesse im Amt Rotenburg" von J�rgen Hoops (Schee�el) und Heinrich Ringe (Bartelsdorf).
Unter http://www.hoops-archive.de/index.php?nid=10&cid=3 sind weitere Informationen zu bekommen. Es wird auch gerade in verschiedenen Orten pr�sentiert.

Eine Produktbeschreibung und Rezession kann unter http://www.amazon.de/mißbraucht-verbrannt-Hexenprozesse-Rotenburg-Bistum/dp/3898219992/ref=sr_1_12?ie=UTF8&s=books&qid=1255787096&sr=8-12 nachgelesen werden.

Bestellt kann es bei J�rgen Hoops info@hoops-archive.de direkt oder im Buchhandel.

Viele Gr��e G�nter (Bassen)

G�nter Bassen
Westend 6
27419 Klein Meckelsen

Suche in Deutschland: Bassen, Jagels
OFB Rotenburg online: Online Ortsfamilienbuch Rotenburg (Wümme)

Klein Meckelsen: 2001 Bundessieger "Unser Dorf soll sch�ner werden"
http://www.klein-meckelsen.de/
Mein Verein: http://www.sv-ippensen.de/

*J�rgen Hoops/Heinrich Ringe: mi�braucht & verbrannt. Die Hexenprozesse im Amt Rotenburg Bistum Verden. ibidem-Verlag Stuttgart 2009, ISBN 978-3-89821-999-0, Festeinband, 337 S. mit Abb., � 39,95. *

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Niederdeutschen Hexenwahn aufzuarbeiten ist offenbar wieder gefragt. Der 2001 im Historischen Seminar der Hamburger Universit�t gegr�ndete "Arbeitskreis f�r Norddeutsche Hexen- und Kriminalit�tsforschung" beweist es mit seinen wissenschaftlichen Veranstaltungen und Schriften auch aus Kiel und Halle. Das unabh�ngig davon 2006 im ibidem-Verlag erschienene Buch des Celler Heimatforschers Matthias Blazek �ber "Hexenprozesse, Galgenberge, Hinrichtungen -- Kriminaljustiz im F�rstentum L�neburg und im K�nigreich Hannover" (s. GENEALOGIE, Heft 4/2006, S. 381-382) hat mit seinen benachbarten Rotenburger Beispielen von 1664/65 (S. 70-71) gewiss auch diese neue Dokumentation befl�gelt.

Die beiden Hof- und Familienforscher Hoops aus Schee�el und Ringe aus Bartelsdorf haben seit 2006 Dorfchroniken f�r Wohlsdorf, Stemmen und Bartelsdorf bei Schee�el an der W�mme ver�ffentlicht. Dabei stie�en sie auf die im Staatsarchiv Stade verwahrten Originalakten der Hexenprozesse im Amt Rotenburg/W�mme aus den Jahren 1664 und 1665. Die unmenschlichen Verfahren mit Folter und so genannter Wasserprobe (s. Internet) gegen die damals wegen Zauberei und Teufelei verfolgten jungen Frauen aus Westeresch, Bartelsdorf, Westervesede und Hetzwege wurden schon seit 1895 wiederholt in Erinnerung gerufen und als unverst�ndlich gebrandmarkt.

Neu ist nun das Erfassen aller daran aktiv und passiv Beteiligten mit ihren Familien nach dem Drei�igj�hrigen Krieg. Dazu dienen die erstmals wortgetreu wiedergegebenen Protokolle und sonstigen Schriftst�cke in erster Linie. Verd�chtigte, Denunzianten, Angeh�rige, Nachbarn, Pastoren und Amtspersonen, Professoren und Regierende werden als Mitwirkende vorgef�hrt. Nicht um eines Spektakels willen, sondern um Einblicke in jene Zeit des lebensgef�hrlichen Aberglaubens vor der Aufkl�rung und in ihre Verh�ltnisse wie Verstrickungen zu vermitteln. Die beiden Autoren z�hlen sich selbst zu Nachfahren damals ungl�cklich Betroffener.

Nach einer "Hinf�hrung" zum allgemeinen Thema des Hexenprozesses mit erhaltenen Redewendungen und alten Zitaten bis hin zum 2. Buch Mose 22,17: "Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen" werden Fremdw�rter und Begriffe aus den Rotenburger Akten vorab �bersetzt und erkl�rt. Es folgt der m�gliche Verlauf eines vorbestimmten Prozesses nach der vorreformatorischen "Hexenhammer"-Anleitung Heinrich Kramers von 1486, der Peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 und weiteren authentischen Quellen mit abschreckenden Illustrationen.

Rotenburger Aktenausz�ge von 1641 bis 1668 werden aufgef�hrt und kommentiert, am ausf�hrlichsten der Fall der 17-j�hrig wegen Zauberei verurteilten und verbrannten Margarethe Meinken aus Westeresch von 1664. Diese wurde mit ihrer Mutter von einer Nachbarin der Hexerei bezichtigt, weil sie angeblich u. a. deren Kuh totgezaubert habe und ihre Cousine Catharina Meinken in Buxtehude das Zaubern habe lehren wollen. Trotz des k�niglich schwedischen Hexenprozess-Verbots von 1649 damals keine strafbare �ble Nachrede oder hinterh�ltiges Mobbing, sondern weiterhin ein t�dlicher Vorwurf der Ketzerei. Vier Monate lang wurden zahlreiche Zeugen umst�ndlich verh�rt, die Angeklagte vergeblich gefoltert und wiederholt Wasserproben als "Gottesurteil" ausgesetzt, um endlich ihr Gest�ndnis zu erpressen, nachdem ihre verzweifelte Mutter sich im Gef�ngnis erh�ngte.

Folgeverfahren gegen drei im Prozess Meinken verleumdete weitere Frauen endeten 1665 nach freiwilligen Wasserproben auch mit deren Verurteilung wegen Zauberei. Eine wurde ebenfalls verbrannt, die anderen wohl nur aus dem Raum Rotenburg verbannt. Auch deren Familien wurden erforscht.

Mit Rotenburger Amtsrechnungen von 1613 bis 1669 werden weitere Hexenprozesse belegt. Die dortigen Scharfrichter von 1587 bis 1759 sind namentlich aufgelistet.

Ein interessanter Versuch sind drei tabellarisch erstellte Soziogramme mit den Verwandtschaften und sozialen Beziehungen der betroffenen Familien auf dem Lande.

Der Schlussteil bringt fr�here Beitr�ge zum Hexen- und Aberglauben wie zur Walpurgisnacht, Zeichnungen hierzu und zusammenfassende Rotenburger �bersichten.

Das weder alphabetisch noch anders geordnete Quellenverzeichnis am Ende erscheint etwas un�bersichtlich, verweist aber im �brigen auf einschl�gige Internetseiten zur Hexenforschung.

Das Verdienst der engagierten Autoren ist um so mehr anzuerkennen, als ihre n�chternen Forschungsarbeiten trotz aller Erl�uterungen nicht so leicht zu lesen und zu verstehen sind, dass mit einem Bestseller zu rechnen sein kann.

*/Hans-Cord Sarnighausen /*