Guten Abend allerseits,
Hallo Christoph Riesner,
Ich bin, wenn es nicht zu viel Mühe macht, immer noch sehr
an dem Bericht von Herrn Riesner senior zu der Neuweistritzer
Papierfabrik interessiert und suche nach Angaben
1.) zu dessen Besitzer
Robert PRAUSE
Papierfabrikbesitzer und Amtsmann (bis 1894)
oo 30. 10. 1888 Altweistritz
Caroline HOFFMANN
Robert PRAUSE - der definitif in die Generation des des
Fabrikarbeiters (?) Hermann PRAUSE gehört - war Amtsvorsteher
des Amtsbezirkes Altweistritz (gebildet 1874) zu dem die
Gemeinden Altweistritz, Neuweistritz, Brand, Voigtsdorf, Hammer,
Spätenwalde und Hüttenguth gehörten, mit insgesamt etwa
2500 Einwohnern (2).
2.) zu dem folgenden Besitzer
Victor WOLFF
vermutlich ein Mitglied der Fabrikanten-Familie WOLFF,
über die schon berichtet wurde.
3.) zu der Papierfabrik, über die wir bisher Folgendes wissen:
Neuweistritzer Papierfabrik mit Werken in Altweistritz,
Hammer und Voigtsdorf
In allen vorliegenden Unterlagen als Papierfabrik von Neuweistritz
bezeichnet hatte diese Firma dort vermutlich ihren Firmensitz,
vielleicht auch ihr Hauptwerk. "Bis zum Beginn des
Lastkraftwagenverkehrs (1) versorgten vier Altweistritzer
Kohlenfuhrleute die Neuweistritzer Papierfabrik mit Fabrikkohle.
Es waren ALBRECHT, HOFMANN, STRAUCH und TAUTZ, die
fast täglich zweimal mit ihren Einspännerwagen je etwa 30
Zentner Kohlen vom Habelschwerdter Hauptbahnhof bis nach
Neuweistritz beförderten" (2)
Es heisst aber auch: zu der Fabrik "gehörten bis nach dem 1.
Weltkrieg Werke in Altweistritz, Hammer und Voigtsdorf." (3).
Der Bildtext eines Fotos der Fabrik (3) aus der Zeit vor 1945 gibt
Aufschluss über die Lage: "im Hintergrund Jestelkoppe, rechts
(neben der Fabrik, Anm. SP) der Weg nach Spätenwalde; im
Vordergrund links (von der Fabrik durch eine Strasse getrennt,
Anm. SP) das Berghaus von Hermann Blanke" (3). Da, wenn ich
nicht irre, 1. der Weg nach Spätenwalde in Altweistritz abzweigt
und 2. "Nr 65 und Nr. 65a in Altweistritz (Berghaus und
Gartenhaus Klomsdorf) ... zum Besitztum der Papierfabrik in
Altweistritz" (3) gehörten, handelt es sich wohl um das Werk in
Altweistritz. Das erforderliche Wasser wurde aus der Kressenbach
(Weistritz) entnommen, aus der Fabrik durch einen Mühlgraben
zur Altweistritzer "Schleife" (Poappfabrecke) geleitet und wurde von
dort der Kressenbach zurückgeführt. Ich bin nicht ganz sicher, ob
es in Neuweistritz tatsächlich ein Werk gab, oder ob sich dort nur
der Firmensitz befand.
Das Gründungsdatum der Fabrik ist (noch) nicht bekannt.
Sie existierte 1882, denn sie wurde durch das furchtbare Unwetter,
das sich damals am 05. 05. über Voigtsdorf und Spätenwalde
entlud und eine Schlamm-, Geröll- und Holzlawine über Altweistritz
schickte und mehrere Menschenleben forderte, stark in
Mitleidenschaft gezogen. "Die am Ausgange des Spätenwwalder
Thales gelegene Prause'sche Papierfabrik in Neuweistritz litt argen
Schaden, indem ein massiver Vorbau zum Theil fortgespült und die
unteren Räume überfluthet und mit Schlamm angefüllt wurden" (4).
Aus Geislers Heft (3) geht hervor, dass die Fabrik mehrmals
Besitzer und Namen wechselte, leider nicht ganz eindeutig, in
welcher Reihenfolge, aber ich verstehe - hoffentlich richtig - dass
sie zuerst der Firma Prause u. Co gehörte, dann mehrmals
verkauft wurde, zuerst vermutlich an einen Herrn WOLFF (6), um
1930 an einen Herrn Pam aus Habelschwerdt kam, daher Pam u.
Co und schliesslich Papierfabrik Reinshagen u. Co hiess.
Zuerst wurde viel Holz verarbeitet (zu Papier), später vor allem
Altpapier (zu Pappe). Beschäftigt waren ungefähr 40 - 60 Personen.
Bei Kriegsende stillgelegt, diente die Papierfabrik der Unterbringung
von Getreide und des Viehs vom Rittergut Prieborn Kreis Strehlen
(5). Im Papierraum lagerten Pferde und Kühe. Die Maschinen
blieben unbeschädigt, so dass die Fabrik ein halbes Jahr später
auf Anordnung der russ. Besatzungsmacht wieder in Betrieb
gesetzt wurde und auch unter polnischer Verwaltung weiterarbeitete.
(1) nach dem 1. Weltkrieg
(2) "Heimatbuch Altweistritz" zusammengestellt aus den Notizen
des Aloys Berger, Pfarrer v. Mittelwalde (* Altweistritz + 27.11.1961
Heigenbrücken), Hrsg. Franz Berger, Pastor. Druck: H. Nottelmann
KG, Spenge Westf. 1964; Inh. E. Groeger, früher Habelschwerdt.
(3) "Heimat um Brandbaude und Kressenbachtal" von Herbert
Geisler, Neuweistritz, undatiert.
(4) "Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimatskunde der
Grafschaft Glatz", II. Jahrgang, 1882/83.
(5) 1944 hatten die durch die herannahende Front von Haus und Hof
vertriebenen Einwohner von Prieborn Kreis Strehlen hatten in
Altweistritz Aufnahme gefunden.
(6) aus einem leider undatierten Altweistritzer Hausnummern-
Verzeichnis (2): nr 71 WOLFF Victor, Holzstoff-Fabrik, Vorbesitzer
Prause & Comp.
Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Viele Grüsse aus Paris,
Susanna
P.S.:
Ich freue mich, Christoph, jetzt mit Dir über die Liste korrespodieren
zu können. Wenn Du das Einwohnerbuch Kreis Habelschwerdt
1937 noch vorliegen hast, und es nicht zu viele Umstände macht,
würdest Du bitte so freundlich sein, mir die Einträge zu PRAUSE in
Voigtsdorf, Spätenwalde und Sauerbrunn (Neubrunn) sowie die
Altweistritzer Familie(n) WOLFF, WOLF, WOLPH "auszuliefern"?
Vielen Dank im voraus.