Liebe Listenmitglieder,
wie versprochen die Namslauer Chronik (14.Jhrh.), wortw�rtlich abgeschrieben
aus:
NAMSLAU Eine deutsche Stadt im deutschen Osten, Bd. II, herausgegeben von
den Namslauer Heimatfreunden ev.V. Euskirchen, 1986
Auszug aus dem Geleitwort von Hans-Dieter Koschny:
... Wir d�rfen annehmen, dass die Chronik von einem schon vorhandenen alten
Buch abgeschrieben wurde, gegen Ende zu aber sicher unter teilweiser
Verwendung eigener Aufzeichnungen. Die Chronik zeigt gewisse Parallelen zu
der vom Namslauer Stadtschreiben Froben am 5. Juni 1495 begonnen
historischen Namslauer Chronik, deren Verbleib seit der Vertreibung im Jahr
1945 unbekannt ist . Die Chronik von Pastor W. Liebich ist erst 1862
entstanden. Diese Chronik greift auf �ltere Quellen zur�ck. Gewisse
�bereinstimmungen mit der Liebichschen Chronik deuten darauf hin, dass
Liebich die vorliegende Chronik als quelle benutzt hat.
... Mir hat das Lesen gro�en Spa� gemacht. So hoffe ich, dass diese alte
Chronik auch vielen Namslauern Freude bereitet und ihnen ihre schlesische
Heimat wieder lebendig werden l�sst. M�ge sie aber auch heimatgeschichtlich
interessierten Lesern als Quelle und Vertiefung f�r ihre Forschungsarbeit
dienen!
Bei dem Original der Chronik handelt es sich um ein gebundenes B�chlein mit
handschriftlichem Text. Die ersten Seiten wurden zerrissen, gro�e Teile
fehlen. Die letzten Seiten sind grob herausgetrennt. Auf den Innenseiten der
Buchdeckel stehen in Bleistift Zahlenangaben und W�rter in lateinischer und
kyrillischer Schrift. Ich lie� mir sagen, dass es sich um Aufzeichnungen
�ber geerntete Getreidemengen u.�. handelt. Auch einige Additionen und
Multiplikationen wurden durchgef�hrt. Offenbar schrieben polnische Bauern
Notizen auf die leeren Seiten.
Die Chronik erhielt ich von einer deutschen Bekannten, die heute noch in
Namslau wohnt. Sie war fr�her Putzfrau in einem polnischen Internat. Eine
Sch�lerin verwendete die Chronik als Quelle f�r eine Arbeit �ber Namslau.
Danach warf sie sie in den Papierkorb. Hier wurde sie von der Frau gefunden
und mit nach Hause genommen. Nur der Aufmerksamkeit dieser deutschen Frau
ist es zu danken, dass die Chronik damals nicht im M�ll landete.
Das vorliegende Werk scheint aus zwei Teilen zu bestehen. Der erste Teil ist
stellenweise in einem f�r die Zeit nach 1850 nicht mehr �blichen Stil
abgefasst und von typischen Abschreibfehlern durchsetzt. Der zweite Teil ist
fl�ssiger geschrieben, man sp�rt eine innere Anteilnahme an dem
Geschilderten. Im Jahre 1788 verwendet der Chronist im Zusammenhang mit
Wetterbeobachtungen erstmals das W�rtchen "wir". Da� er Namslauer war, geht
aus der mehrmals verwendeten Formulierung "unsere Stadt" hervor. Er war
sicher evangelisch, denn er schildert den Bau der Kirch und das
evangelische Gemeindeleben sehr genau. Er war preu�isch gesinnt. Die
Befreiungskriege, die Namslauer Garnison, den Besuch des Kronprinzen erz�hlt
er recht ausf�hrlich. Mehr l�sst sich �ber den Autor nicht sagen.
Anmerkungen:
Namslau liegt im Weidebogen. Die Weide, aus norden kommen, wendet sich hier
nach Westen. Eine Umgehungsstra�e scheidet heute die Stadt vom Flu�. Schon
immer war eine Ausdehnung der Stadt nach Norden wegen des Weidebruches
unm�glich. Das D�rfchen Altstadt jenseits des Flusses d�rfte die slawische
Vorg�ngersiedlung sein. Der Name "Alt-stadt" err�t es schon. Oft finden wir
in Schlesien neben dem Orte eine Siedlung mit Vorsilbe "Alt", die stets auf
die slawische Ursiedlung hinweist, neben die der neue deutsche Ort gebaut
wurde. So ist allein dadurch schon ein Hinweis auf die deutschrechtliche
Stadtgr�ndung gegeben.
Eine Gr�ndungsurkunde Namslaus liegt nicht vor. Doch im Jahre 1239 wird ein
Kaplan von "Namizlow" erw�hnt. Im Jahre 1239 ist ein herzoglicher
Wirtschaftshof in Namslau bezeugt. Die deutschrechtliche Stadt wurde sicher
vor 1270 gegr�ndet, als auch Konstadt und Bernstadt "ausgesetzt" wurden. Aus
einer Urkunde von 1295 darf man schlie�en, das Namslau einst den Namen
"Freistadt" f�hrte. Dieser setze sich offenbar nicht durch.
Die Anlage der Stadt ist typisch f�r die Stadtgr�ndungen jener Zeit. Der
rechteckige Ring mit dem Rathaus in der Mitte, das gitterf�rmige
Stra�ennetz, die in Teilen noch erhaltene Stadtmauer weisen deutlich die
Z�ge der deutschrechtlichen Stadtgr�ndungen in Schlesien auf.
Namslau geh�rte zun�chst zum Herzogtum Breslau, ging dann an Heinrich II von
Glogau und an Boleslaus III von Brieg �ber, der die Stadt an K�nig Kasimir
von Polen verpf�ndete. Schlie�lich kam sie wieder an das Herzogtum Breslau
zur�ck. Die ersten beiden Jahreszahlen auf der besch�digten S. 3 sind 1288
und 1347. Aus den sp�rlichen Textresten kann man vielleicht schlie�en, dass
die Stadt in diesen Jahren den Besitzer wechselte.
Namslauer Chronik:
1361 Wurde hier ein Ritter Haus gebaut, welches aber sp�ter ganz
eingegangen.
1363 War ein wohlfeiles Jahr, dass man einen Scheffel Korn um einige
Groschen kaufte.
1365 Sind zwei Brunnen auf dem Ringe erbaut worden, wovon nur och Einer
anjetzo noch vorahnden, hinter dem Rathause und den Salzbrunnen nennt, der
Andere war ohnweit dem Johannes von Nepomuck.
1371 Ging ein sehr gro�es Feuer auf, und that gewaltigen Schaden.
1372 Den 2ten Juny ward ein gro�es Erdbeben, dass sich die ganze Stadt
ersch�tterte.
1374 Ward das Rathhaus massiv aus dem Grunde, so auch der Rathsthurm erbaut,
die Stadt fing auch an an Geb�uden zuzunehmen; dieses Jahr war abermals
Kaiser Carl IV hier, und kostete der Stadt 80 Mark B�hmische Groschen.
1377 Entstand eine sehr gro�e Feuersbrunst, welche vielen Schaden
anrichtete.
1380 Hat die Stadt auf mehreres Soliutieren beim K�nig Wenzeslaus Jahrm�rkte
zu halten erlanget, und ward der erste den Dienstag nach Bartholomai und der
zweite nach Philippi Jacobi gehalten.
1381 Ist der Rathsthurm vollends ausgebaut, und der Tuchscherergaden (ein
Haus am Rathhause) neu erbaut worden.
1389 Wurde auf dem Rathsthurm der Knopf und Fahne aufgesetzt, auch wurde er
mit einer Uhr, die von 1 bis 24 schlug, versehen.
1391 Versetzte Kaiser Wenzeslaus die Stadt nebst dem Bschlo� dem Bischoff zu
Kempen und den Br�dern Carl und Bernhard den Herz�gen zu Oppeln f�r 8000
Schock Pragische Groschen.
1398 Ist Hans Kleinschneider, eine Rathsperson, darum dass er es verrathen,
warum der Thurm, der am n�chsten beim Schlo�e ist, sunst der Kuhstallthurm
genannt, gebaut wurde, und den Magistrats Rathschlu� gesagt, er w�rde darum
gebaut, dass man den Hauptmann von M�hlheim in seinem Schlo�e aussehen
k�nne, was er auf seinem Tische speisete, auf dem Rathhause enthauptet
worden und am Eingange der Rathhaus Halle unter einem sehr gro�en breiten
Stein begraben worden.
Desselben Jahres zu Simon Juda verkaufte der Rath mit Bewilligung der
Geschworenen das Dorf Lankau um 190 Mark der Herren Attenheim und Conrad
Blankensteinschen. Es war aber damals kein Vorwerk darauf, sondern nur ein
Garten, sunst aber 11 Bauer G�ter und ein Sch�lzerei.