Namslauer Chronik 17. Jahrh

1605 Den 14 Mai hat der Thurmsteiger den Knopf auf den Rathsthurm gesetzt,
den 16ten das Fahn und Stern, und hernach ein paar Str�mpfe und Schue
angezogen, auch eine B�chse losgeschossen.

1606 W�theten schreckliche Gewitter, besonders des Nachts. Den 16ten Juli
erschlug es in Eckersdorf einen Knaben unter einem Birnbaum.

1607 Den 31ten Aug hat ein Weib hier 3 Kinder geboren, wovon eins weder
H�nde noch F��e hatte.

1609 Ist die Stadtm�hle, noch vom letzten Brande darniederliegend, in 15
Wochen erbaut, das Holz war bereits schon das Jahr vorher bearbeitet worden.

1617 Wad das Rundel oder Schanze hinter dem Sch�tzenzwinger gebaut.
Der Scheffel Korn wurde vor 5 rthl gekauft.

1619 Entstand ein sehr gro�es Feuer. Die ganze Stadt ist fast drauf
gegangen. Mit dieser Feuersbrunst ist auch die Privilegia, die alte gute
Polizei und -? (nicht mehr deutbares Wort( - mit verbrannt, ja so zu sagen
auch die alte Treue erloschen. Die Glocken auf den Kirchthurm Petri Paulum
ganz zerschmolzen, wie auch die Uhr auf dem Rathsthurm, welche noch das
letzte Mal des Mittags 12 Uhr geschlagen, ganz zerschmolzen.

1621 Ward die Rossm�hle wieder aufgebaut, welche durchs Feuer abbrannte.

1622 Wurden die Glocken wieder auch wieder gegossen, welche durch das gro�e
Feuer geschmolzen, und auf den Thurm gezogen

1632 Den 2ten Octobr r�ckten die Schweden nach Namslau mit 7 Comp.
Kalksteinschen Reuter Regiment, welche man wegen der Kaiserlichen Pflicht
durchaus nicht einlassen wollte. Ob sich schon zwei Tage verzogen, mit der
Stadt capitulierten, und sie nicht einlie�, sind sie den 5ten an die W�lle
mit Sturm vorger�ckt, und ob sie gleich tapfer vertheidigt worden, so sind
sie denn doch noch denselben Tag mit Sturm genommen, die Thore gewaltsam
erbrochen, und die 7 Comp. in Hauffen einmarschirt, weil wenig Kaiserliche
hier war. Diejenige bewaffnete B�rger, die mit Waffen angetroffen, werden
gemi�handelt, doch ist keiner todt geblieben. Zwei Compagnien marschirten
den 10ten von hier, die anderen aber blieben bis Weynachten. Viel Munition,
so wie Musqueten sind von den Churf�rstlichen Volk aus dem Zeughause, den
Th�rmen, so auch aus dem Schlo�e und auch aus der Stadt, welche viele Jahre
in Vorrath gehalten, weggenommen worden, besonders zwei sehr sch�ne
Kanonnen, die der Stadt geh�rten, wurden nach Brieg abgef�hrt.
Inzwischen wurden die Schweden so bei der Steinitzschen Schanze geschlagen,
dass von denselben etwa 200 herkamen, der Quartiermeister blieb etwa mit 100
Reutern hier, brannte und ri� ein, was ihm sch�dlich deuchte, verschanzte
sich stark im Schlo�e und in der Stadt, plagte sie schon sehr abgenommene
B�rgerschaft sehr mit Bauen und Wachen und anderen Sachen heftig. Den 21
Novbr lie� er das Cracauerthor versch�tten und blieb bis zum 8 Januar hier,
zog weg und kam wieder

1634 Wurde das feste Thor nahe am Breslauer Thore durch seine Angabe bis auf
den kranz abgebrochen. Dieses Jahr herrschte auch hier eine gro�e Pest, dass
1265, der Medicus selbst, der Docktor G�nter, so wie auch der Apotheker
starben.
Den 7ten Januar kamen die Kaiserlichen um die Versper Zeit und lie�en sich
bei Deutschmarchwitz sehen. Darauf marschirten die in der Stadt liegenden
Reuter hinaus und kamen mit Verlust eines Reuters, den die Kaiserlichen
gefangenen genommen, und eines Ple�irten, den sie aber mitbrachten,
zur�ck; - nach diesem Vorfall wurden sogleich die Thore geschlossen: - Die
Leute, welche arm und sich nicht verprovianttieren konnten, wurden aus der
Stadt geschaft, als dann lie� sich ein Haufe Oestreicher bei der Kaiserhaide
sehen. Sogleich wird die bewaffnete B�rgerschaft beordert, sich auf die
Mauern zu begen; ehe es dunkel wurde, schickte der Oberst einen
Drommelschl�ger vors Thor, welcher auch des Morgens wiede erschien und den
Commendanten aufforderte, die Stadt und Schlo� zu �bergeben. Dieses wurde
aber verweigert. Darauf r�ckten die Kaiserlichen auf die Altstadt und um 2
Uhr in der Nacht begannen sie, die Stadt stillschweigent zu machen, nahmen
die Schanzen vorm Cracauer thor ein, da gar kein Mann weder auf den W�llen,
noch in und auf den Schanzen war, arbeiteten sie sich in das Kirchlein, was
zwischen den W�llen stand, hinein, und schossen heraus auf die Stadt Mauern.
Unterdessen war ein anderer Theil nicht m��ig, sondern bem�chtigten sich der
W�lle und Schanzen am B�ckerthurm hinter der katholischen Pfarrkirche. Nach
6 Uhr warfen sie schon die Sturmleitern an und begannen, auf die Mauer zu
steigen. - Wie das die B�rger und die Soldaten, derer wenig auf der Mauer
waren, inne werden (denn viele B�rger waren zu hause, die Soldaten auf dem
festen Schlo�e) machen sich die Anwesenden davon, die B�rger in ihre H�user,
die Soldaten aufs Schlo�. - So ward also Namslau den 8ten Januar mit Sturm
genommen, gepl�ndert und �bel gehauset mit Sch�ndung der Weiber und M�dchens
und �bler Tractierung. Von den Kaiserlichen sind 140 Gemeine und Offiziers
geblieben, unter denen waren ein Obristlieutnant und ein Capitain. Diese
wurden den 11ten auf den Ring getragen, mit Schulgesang und Glockenklang
stattlich begraben, unter Begleitung s�mtlicher Soldaten in die Kirche und
dann auf den Kirchhof getragen.
Die Gemeinen sind aber drau�en auf den W�llen im stillen verscharrt worden.
Und damit es Niemand merken sollte, wie viel geblieben sind, ward ganzer
drei Tage hindurch kein Einziger Einwohner aus der Stadt hinausgelassen; von
den Schweden blieb nur Einer Todt, die Anderen zogen sich ins feste Schlo� .
Die Pl�nderung dauerte den ganzen Tag, und ist ein gro�er Schatz von Gold,
Geld, Silberwerk, Kleidungsst�cken und anderen Sachen genommen worden, zum
Theil von der B�rgerschaft, und auch vom Adel, denn sehr viele hatten vom
Lande ihre Sachen und Kostbarkeiten in die Stadt geschaft. So auch musste
die Stadt noch 10000 rthl Kriegskosten zahlen.
Wie nun die Stadt von den Kaiserlichen erobert und eingenommen war, schossen
die Schweden aus dem Schlosse wacker in die Stadt. Solches w�hrte 4
Wochen, - es musste alles helfen Schanzen vor dem Schlo�e, B�rger und
Bauern, - mit solchen schweren Arbeiten wurden Sie geplagt Tag und Nacht, es
wurden Laufgraben wie ein Mann hoch vor dem Schlo�e bis zum Thore gemacht,
man konnte aber denen im Schlo�e wenig anhaben und nicht beikommen. Bei
dieser Arbeit wurden sehr viele von den bewaffneten B�rger, auch andere
Einwohner so besch�digt, dass sie starben.
Einige Wochen sp�ter kam der Graf von Schafgotsch und lie� das Schlo� unter
miniren, um es durch eine Mine in die Luft zu sprengen. Wie nun das Werk
fertig war, werden die Soldaten auf dem Schlosse rebellisch, wegen der
Langweiligen Belagerung und des Hungers m�de, wollte die Besatzung dem
Commandanten nicht mehr gehorsam sein. Darauf h�lt er selber den 4ten Febr
um Accord an, welcher an demselben Tage noch zu Stande kam, doch den
Belagerten zum schlechten Vortheil, weil er auf Gnade und Ungnade gestellt
war. (Anm. "Accord" k�nnte man hier vielleicht mit "Vereinbarung"
�bersetzen. Gemeint w�ren dann Kapitulationsvereinbarungen.) Nach der
�bernahme des Schlosses hoffte man eine Erleichterung des Volks, indem
w�hrend der Belagerung �ber 2000 Mann ohne Weiber und Kinder hier standen,
aber man hatte sich mit leren Hoffnungen getr�stet, denn marschirten auch
welche weg, so kamen doch Andere wieder.
Den 25 Febr wurden auf der Seite gegen dem Schlosse die Zwei Th�rme an der
Stadt Mauer abgetragen, damit die in der Stadt liegenden Kaiserlichen
Soldaten, wenn sie wegen der Schweden, die sich schon allenthalben auf den
D�rfern ein paar Meilen weit im Umkreis lagerten, die Stadt erobert, sie
sich aufs Schlo� zur�ckziehen, ihnen von den nahen Th�rmen kein Schaden
zugef�gt w�rde. - Den 25ten lie�en sich einige von den Schweden in den
Vorst�dten sehen, trieben das Vieh weg. - Nicht lange darauf sahe man 12
F�hnlein bis 10.000 Mann stark. Das war der Vortrab des nun ankommenden
evangelischen geeinten Heeres aller St�nde.
Den 26ten Febr folgte die ganze Armee, welche die Stadt noch denselben und
den darauf folgenden Tag durch einen Trompeter aufforderte, sich zu ergeben,
aber abschl�gige Antwort erhielt. Von der Mittagsseite, von Brieg und Ohlau
hier angekommen, zogen sie sich alle �ber den Pa� in der Altstadt �ber die
Br�cke des Weideflusses, lagerten sich auf den deutschmarchwitzer Felde und
zogen hernach in die umliegende D�rfer ins Quartier. - Gegen Abend lie� der
Kaiserliche Commandant in der Cracauer Vorstadt 12 H�user anz�nden, so dass
die armen Leute nicht viel retten konnten.
Den 27 April ward die Stadt 82 mal aus groben Gesch�tz beschossen, jede
Kugel 24 bis 26 Pfund, richteten aber wenig aus. Die in der Stadt schossen
auch wacker hinaus. Die folgende Nacht nahmen die Schweden die Schanze am
Cracauerthore ein, wurden aber von denen in der Stadt durch starkes Schie�en
mit Verlust zweier Todten zur�ckgedr�ngt. Die Ple�ierten (Anm = Verwundeten)
waren nicht zum ermitteln.
Den 28ten fielen wenig Sch�sse von beiden Seiten. Man Cavirte, Cavirte
(=vorsichtig und kampfbereit abwarten, lauern, sondieren) welcher Theil etwa
Accord begehren m�chte. Die Kaiserlichen in der Stadt und auf dem Schlosse
wollten sich bis auf den letzten Mann wehren.
Gegen Abend schickten die Schweden und S�chsisch vereinigten eine
Parlamentair in die Stadt und lie�en die Oestreicher zum ernstlichen ergeben
ermahnen, auch wollten die Belagerer erfahren, wie lange sie noch die Stadt
und das Schlo� behaupten w�rden. Darauf der Commendant bis Morgen Mittag
Aufschub begehrte. Weil es aber zu sp�t war, begannen die Schweden �ber den
Teich (Anm: die Wiesen n�rdl. v. Namslau standen damals unter Wasser; sie
wurden erst sp�ter trocken gelegt) auf Bierf�ssern her�ber zu kommen, legten
bei der Schule an der Petri und Paul Kirche mit Faschienen, Brettern und
Leitern einen Steig, als das die auf der Stadtmauer comandierten Soldaten
und B�rger gewahr wurden, dass die Schweden st�rmen wollten, wurde in
Finstern des Nachts gewaltig hinausgeschossen, trafen aber wenig. Der Feind
hielt aber mit dem St�rmen inne.
Den 29ten Mai fielen etliche Sch�sse aus halben Carthauen, und zwar in die
Schule 5, auf den Thurm am Wasserthor 7, auf den Rathsthurm 12 und an den
B�ckerthurm auch 12. Darauf begann den Soldaten in der Stadt der Muth zu
sinken, schon wegen der Bresche an der Schule, die sehr niedrig war,
schickten auch sogleich einen Trompeter hinaus, lie�en um Accord bitten, der
sicher erstlich gar schwer anlie�. Die drau�en bauten Stege �ber den Morast,
die auf der Stadtmauer fingen an, auf den Feind aufs Neue zu schie�en. Doch
wurde endlich auf beiden Seiten Stillestand geboten und unterdessen Accord
geschlossen, und musste sich die Besatzung auf Gnade und Ungnade ergeben.
Viele Gefangene traten in die Reihen der Schweden ein.
Den 3ten Juni wurden die Soldaten zur Armee, die Offiziere nach Brieg
abgef�hrt. Darauf marschirten an denselben Tage die Schweden und Sachsen,
bei 5 F�hnlein Fu�volk in die Stadt und viele Offiziere von der S�chsischen
Armee.
Von 26 April bis zu 29ten Juni ward keine Uhr nach Kriegs gebrauch geh�rt,
die Thore wurden nicht ge�ffnet, es war an sonst nichts Mangel als an Pulver
und Blei.

Von

1635 Ward mit nichts als mit Ab und Einmarschieren der Schweden und Sachsen

bis

1639 zugebracht.

1642 War hierorts ein Aufstand er B�rgerschaft wegen den Wachen. Die
Zunft�ltesten sollten davon befreit sein. Der Magistrat gab sich alle M�he
diesem Uebel vorzubeugen. Den Ungehorsamen wurde Thurm Arrest angedroht, und
durch vieles Zureden des Rathes bes�nftigten sich wieder die B�rger.
Den 25ten Juny kam ein starkes Volk von Schweden Reuter und Dragonern von
Cosel vor die Stadt droheten mit Feuer und Schwerdt die Stadt zu vertilgen,
wofern man sie nicht einlassen w�rde. So gingen zwei Rathsherrn, der
Syndicus und die zwei Aeltesten vor das Thor zu ihnen hinaus, welche f�r die
Stadt Accord begehrten, und dieser kam auch zu stande, dass eehlich die
Einwohner sollen bei dem Eid und Pflichten des Kaisers gelassen werden, auch
die Freiheit und Privilegia der Stadt verbleiben soll; welches auch die
Obersten zu halten versprachen. Nach vollziehung dessen sind etwa 100 Pferde
mit etlichen Offizieren in die Stadt einmarschirt und haben sogleich die
Wachen besetzt.

1643 Den 22ten M�rz kam der Oberst Deraggie mit seinem Regiment pl�tzlich
von Oels abends vor das Thor und machte hier Quartier. 12000 Mann wurden in
der Stadt und Vorst�dte einquartiert. Die arme, gedr�ckte B�rgerschaft
musste nicht nur f�r die Mannschaften, sondern auch f�r die Pferde Futter
schaffen. Es war das Elend der vorhin bis aufs Blut geplagten B�rgerschaft
nicht zu beschreiben, dass viele ihre H�user verlie�en und davon zogen.
Damals flossen viele Thr�nen hierorts, dass sich h�tte m�gein ein Stein in
der Erder erbarmen: - denn in den H�usern, wo noch Wirthe waren, lagen 25
bis 30 Mann einquartiert ohne die Pferde, die in den Stuben, Kammern und
K�chen installiert waren, daher man t�tlich hat erfahren, dass wieder aus
etlichen H�usern die Wirthe ihr Eigentum verlassen und wegen des �berh�uften
Volkes fortzogen.
Entlich den 26t Juni zog das ganze Regiment mit aller Bagage fort.-

1645 War es eben nicht besser. Es gingen t�glich Truppen hier durch. Die
bewaffneten B�rger und die Sch�tzenbr�derschaft auch mussten die Wachen
versehen.

Was sich bey der Belagerung der Stadt Namslau
durch den Schwedischen Reichs Zeugmeister zugetragen
(Vgl. Bd. 1, S. 115)

Nachdem im abgewichenen Jahre General von W�rtenberg der Krone Schweden
Reichs Zeugmeister aus Oberschlesien nach Ohlau gekommen und sich des
Schlosses daselbst bem�chtigt, hat er auch eine Br�cke �ber die Oder zu
bauen angefangen. Wie nun die Br�cke fertig war, sind verschieden gro�e
Partheien auf die Seite der Oder gegangen und haben im Bernst�dtischen und
Namslauischen fouragiert (Anm: = Verpflegung beschafft) und gro�en Schaden
gethan. Man muthma�te aber bald, dass es Namslau gelten w�rde.
Den 5ten Januar kam eine sehr gro�e Parthei aus dem Stadtwalde, Dragoner und
Reiter aus Ohlau unter dem Commando des Obersten Horn, dem Ansehen nach etwa
6000 Mann, welche alsbald der st�dtischen Vorwerke und der beiden Vorst�dte
sich bem�chtigten. Sie h�tten sich auch noch weiter an die Stadt gewagt,
aber dieses ist ihnen vereitelt worden. Den Tag darauf sollten diese
Mannschaften die Stadt einnehmen, als dann wollte der Commandierende General
mit der ganzen Armee folgen. Wie nun der Stadt und Schlo� Commendant solches
erfahren, hat er beide Vorst�dte in Brand stecken lassen, auch selbst die
Scheuern durch Spirne anstecken lassen, zugleich auch das Kirchlein (dessen
fr�her schon gedacht) St. Barbara, wie auch das Kirchlein ad Salvatorum,
welche in der Schanze vorm Cracauer Thor gestanden und von Einem L�blichen
Rath erbaut, auch nieder gerissen.
Den 5ten Januar, eben als die Vorst�dte in vollen Brande standen, lie� der
Commendant der Festung vor dem Craucauerthor unter der Schanze einen Ausfall
machen. Beide Theile feuerten aufeinander, es blieben auch einige Todte und
Verwundete, wie viel hat man nicht erfahren k�nnen, doch ergab sich die
Stadt nicht.
Den 7 Januar kam die ganze Schwedische Armee von Ohlau aus dem Stadtwalde
gezogen gegen die Stadt, von Polnisch-Marchwitz auf Lankau und Giesdorf
vorbei, von da �ber den Weidaflu� und lagerten sich in den D�rfern Reuchen
(=Reichen), Giesdorf, Buchelsdorf, Strehlitz, Kaulwitz, Obischau,
Deutsch-Marchwitz u.a. mehrere �ber und unter dem Weidaflu�, ein Theil blieb
in beiden Vorwerken, stellten sich, als wollten sie Schanzen bauen und
Batterien aufwerfen, fingen auch an, gegen die Stadt Blenden zu machen, dass
man wenig oder gar nicht sehen konnte, was sie hinter denselben machten;
continuirten auch damit die folgende Nacht, indessen wurde aus Musqueten,
Doppelhacken und kleinen Gesch�tz Tag und Nacht geschossen, sowohl B�rger
als Soldaten standen auf den W�llen, man hat aber nicht erfahren k�nnen, wie
viel von beiden Seiten geblieben sind.

1649 Den 24ten Juli auf Befehl Ihre Kaiserlichen Mejest�t ein Friedensfest
wegen des zu Osnabr�ck geschlossenen Friedens celebriert, dergestallt: Um 7
Uhr des Morgens die Predigt, nach dieser wurde das Te Deum laudamur
gesungen, nach verrichteter Communion sind sowohl die Soldaten wie auch die
ganze B�rgerschaft, die bewaffneten mit ihren Gewehren, vor das Rathhaus,
dann nochmals auf die W�lle gef�hrt worden, darauf die Cantores auf den
Glockenthurm, der Kunstpfeifer aber auf den Rathsthurm musicirten, nachher
wurde eine Salve von Doppelhacken, St�cken und Gewehren sowohl von den
B�rgern als auch von den Soldaten wechselweise gegeben, Mittags wurde wieder
auf beiden Th�rmen musiviert.

1653 Den 11 mai ist von K�nigl. Amt zu Breslau ein Patena an unsere Stadt
Namslau und desselben Weichbildes (= ungef�hr sp�terer Kreis Namslau) der
Augsburgschen Confession zugethanen Priestern, Capl�nen und Schuldienern mit
dem Befehl, si alle aufs Rathaus zu cittieren und denselben der Kaiserliche
Befehl vorgelsen, dass ihnen den 17ten Juni zur Propisition demiret worden.
Den 26ten dto hat sich die Evangelische Priesterschat fisitiren sollen.
Den 27ten dto ist der Priesterschaft im Namslauer Weichbilde verboten
worden, sich das predigen zu enthalten, und ist ihnen die minder S�chsische
Frist von 6 Wochen und 3 Tagen ertheilet worden

1654 Sin den Evangelischen in Namslau Kirchen und Schulen genommen worden.
Den 25ten Februar sind die kaiserlichen und Bisch�flichen Commissarien gegen
Abend nach Namslau gekommen und haben
den 26 Febr um 10 Uhr erstlich die gro�e Kirche ad St. Petri und Paul,
darauf auch die polnische Kirche Virginis eingenommen und eingeweiht, auch
solche sogleich drei M�nchen des Franziskaner Orden zur Administration
�bergeben. Hierauf mussten die drei evangelischen Geistliche Hr. Adam
Reichel, Hr. Johann Lehmann und Herr Christoph Lerche sich nebst den
evangelischen Schuldienern der Kirche und Schulen enthalten. Diese
Commissarien haben hier 27 Reichsthaler verzehrt.
Den 16ten Mai schrieb das Kaiser und K�nigliche Amt zu Breslau an den Rath
hierher, die in der Stadt sich aufhaltenden Pfarrer und Schuldiener
abzuschaffen und Chatolische wieder anzustellen.
Nachdem nun die evangelischen Prediger und Schullehrer nicht mehr von den
hier anwesenden katholischen M�nchen wollten gelitten werden, haben sie
einen L�blichen Rath, welcher noch der evangelischen Religion zugethan war,
um Testamonia (=Bescheinigungen) geben, welchen sie auch erhalten.
Hr. Ober Pfarrer Reichel ging nach L�wen
Hr. Joh. Lehmann, polnischer Pfarrer, ging nach Brieg
Hr. Syndicus Paueratius Skirbelius desgl.
Hr. Chrstioph Lerche, Diaconus und Mittagsprediger, nach Magdeburg
Hr. Joh. Weigling, Auditor und Organist dto.
Was nun f�r Lamentieren und Wehklagen durch Hinwegziehen der Herrn Pfarrer
und Schuldiener war, l�sst sich nicht beschreiben. Der Herr Oberpfarrer
hielt noch hinter dem Vorwerk in der Breslauer Vorstadt an die ihn
begleitende Gemeinde eine kr�ftige Abschiedsrede mit thr�nenden Augen und er
ermahnte sie, in allen Leiden standhaft zu sein, dann schied er, und die
ganze Gemeinde kehrte mit wehm�thigen Herzen zur�ck in die Stadt. - Nachdem
die katholischen Geistlichen viele B�nke, Almern, Pultbrettern und
dergleichen aus der Kirche hinaus geschaft, wurde auch die Schule mit
katholischen Schullehreren von Nei�e aus besetzt. Es heiratheten auch
mehrere evangelische T�chter, selbst Organist Frank war einer der Ersten;
durch solche Heirathen nahmen nach und nach die Catholischen wieder zu.

1655 Am Tage Maria Lichtme� und am 9ten Juni hat der Rath allhier den
Aeltesten das Kaiserl. Und K�ngil. Amtsschreiben vorgelesen, dessen Inhalt
war:
1tens wegen Repratur der Kirchen, Schulen und Pfarrhauses,
2tens dass die Sonn und Festtage nicht �ertreten w�rden, sondern sich des
Fahrens an denselben enthalten.
3, dass die Bier und Brantweinsch�nkern keine G�ste setzen unter dem
Gottesdienst, und diejenigen, welche den katholischen Gottesdienst
verh�hnen, sollen stren bestraft werden

1660 Ist der Rathsthurm aufs neue mit Kupfer gedeckt worden.

1662 Den 1ten Juli forderte der Magistrat die Aeltesten aufs Rathhaus und
trug ihnen das am 30ten Juni eingegangene Schreiben des Kaiserlich
K�niglichen Amtes von Breslau vor, dass sich Niemand unterstehen sollte, die
Lutherische Postillen (=Haus- u. Predigtb�cher) �ffentlich zu lesen, weil
aber dieses Kaiser K�nigl. Decret der Christian G�rtner, Schwarzf�rber,
�bertreten, musste er zur Strafe an die Kirchen einen Stein Wachs oder
denselben Werth liefern.
Was sollten evangelischen B�rger nun machen? - Die Meisten gingen von dieser
Zeit an, als sie keine Pfarrer mehr hatten, nach Woitzdorf in die Kirche

1663 Wollte der Oberst Graf on Prommnitz, welcher Commendant vom Schlo�e und
der Stadt war, die evangelischen B�rger nicht in die Kirche nach Woitzdorf
gehen lassen, waorauf Her Pfeifer und Hr. Silbermann zu Hr. Obersten gingen
und ihn ersuchen wollten, dass man doch die evangelischen Einwohner der
Stadt in die Kirche ungehindert gehen lassen m�chte, sind aber nicht
vorgelassen worden, doch hat er ihnen aber sagen lassen, dass er ein
K�nigliches Schreiben bekommen habe, welches ihm streng anbefehle, den
Kirchgang der evangelischen nach Woitzdorf zu erschweren und zu hindern;
doch wollte er dieses nachgeben, sobald die Kirchebesuchenden einen
Erlaubni�schein vom Herrn Erzpriester nachwei�ten. Die Wachen w�ren an den
Thoren angewiesen, diesen zu respectieren.
Den 15ten Febr sind die evangelischen B�rger eingekommen in Breslau, dass
man ihnen erlauben m�chte, dass sie ungehindert in die Kirche gehen k�nnten.
Auf dieses Schreiben hatten sie einige Besserung, allein es wurde noch
schlimmer, denn jetzt erst wurde ihnen aufgepasst, sie wurden geschimpft,
verschm�ht, gespottet, ja es kam so weit, dass man sich an ihnen vergriff,
ihnen die B�cher wegnahm, diese auf den Br�cken vorm Thore ins Wasser warf
und noch andere Gewaltth�tigkeiten ver�bte. Und da es gar nicht besser
werden wollte, sondern von Tag zu Tag schlimmer wurde, wollten viele
evangelischen B�rgern von hier weg ziehen.
Den 3ten April lie� der Stadt Commendant Oberst Graf von Pommnitz dem Herrn
B�rgermeister andeuten, dass er geh�rt habe, es wollten viele B�rger von
hier wegziehen. So h�tte er an den Thoren schon Anstalten getroffen, dass
denjenigen B�rgern, welche wegziehen wollten, an den Thoren angehalten, ihre
Sachen Preis gemacht w�rden.
Den 12ten April haben die Evanglischen zwei Mitb�rger, den Christoph
Hoffmann und Gabriel Schneider aufgetragen, nach Wien an den Kaiser zu
gehen; worauf denn diese Beide sich auf den Weg gemacht, den anderen Tag zu
Woitzdorf Communiciert und hernach fortgerei�t sind.
Den 16ten Juni kam der Befehl vom Kaiser, dass die Evanglischen und
Katholischen in Eintracht und Liebe zusammen leben sollten, und Jeder
ungehindert seine Kirche besuchen kann, am allerwenigsten sollten die
Evangelischen gezwungen sein, einen Erlaubni�schein beim Erzpriester zu
holen

1671 erbauten die Franziscaner M�nche ein Kloster auf den Platz, wo fr�her
eine polnische Kirche gestanden.

1672 Es war von undenklichen Zeiten her hinter dem Packhof gegen die Mauer
ein gro�er Platz weit und breit gewesen, welchen der Erzpriester zum Garten
einrichten lie�, ohne zuvor den Magistrat gefragt zu haben.

Die Verfolgungen der Evangelischen dauerten noch immer fort. Es ist auch
jetzt noch immer ein �msiges Nachroschen in der Petri und Paul Kirche; denn
es wird gesagt, als die Kirche den Katholischen abgenommen und den
Evangelischen gegeben wurde, habe der damalige Erzpriester des Nachts vorher
den Mauer Mstr zu sich kommen lassen, und sin um 12 Uhr des Nachts in die
Kirche gegangen und vor das Altar getreten, wo der Mauer Mstr einen gro�en
Schwur der Verschwiegenheit leistete, dass er Nichts verrathen wolle, was er
jetzt beginnen w�rde. Wie deses beendigt war, hat der Erzpriester eine
Munistranz und 12 silberne Apostel von bedeutender Gr��e hervor gebracht,
und diese sollte der Mauer Mstr vermauern, welches auch zu derselben Stunde
geschehen sein soll. Der Erzpriester sollpl�tzlich gestorben sein, der Mauer
Mstr aber bei dem Sturm der Stadt schwer verwundet worden, und hat es seinem
Sohn unter der allergr��ten Verschwiegenheit entdecket. Wie er aber dem Sohn
sagen wollte, auf welcher Stelle, habe ihn der Schlag ger�hrt und starb.
Dieser habe es wieder sehr oft mehreren seiner Kinder, aber immer mit der
allerg��ten Verschwiegenheit erz�hlt. Als aber die Kirche wieder katholisch
geworden, h�tten Mehrere davon gesprochen, es wurden auch verschiedene
Unersuchungen unternommen, indem die Sachen im 12. Pfeiler stehen sollen. Wo
man aber anfangen sollte zu z�hlen, ist nicht gesagt. Es konnte nicht
erforscht werden

�ber den Zeitraum von 1672 bis 1740 schweigt die Chronik. Das ist mehr als
ein Menschenalter. Sollte sich kein Chronist gefunden haben, der
fortlaufende Aufzeichnungen f�hrte?