Namenswechsel im 18. Jahrhundert möglich oder gar üblich?

Ist es häufiger vorgekommen, dass Männer ihren Nachnamen änderten? Ich
habe in der Mormonendatenbank solche Fälle jetzt für das 18.
Jahrhundert schon zweimal bei meinen Ahnen festgestellt, so dass ich
natürlich meine Zweifel hege. Die Tochter trägt einen Nachnamen, den
der Vater eigentlich nicht trägt oder getragen hat. Beide Male
passierte es im gleichen Dorf, Groß-Schacksdorf, dass allerdings
nicht mehr zu Schlesien gehört (dicht an der Grenze, in Brandenburg).
Ein "Paul" wurde zu "Berthko", ein "Dammaschk" wurde zu "Phalow".
Beim Paul scheint der Mann den Namen der Frau angenommen zu haben,
beim Dammaschk bin ich mir völlig unklar, woher es kommen könnte,
denn die Frau heißt mit Nachnamen "Laasner" oder "Lasner".
Jedenfalls behandle ich diese Informationen erstmal mit sehr viel
Vorbehalt.

Danke für alle Vorschläge!

Martin
- --
Martin Senftleben, Doctor of Philosophy, S.V. University
http://www.drmartinus.de

Public key at/Öffentlicher Schlüssel bei
hkp://blackhole.pca.dfn.de or/oder hkp://pgp.mit.edu
GPG/PGP key/Schlüssel ID: 5269AE638F01C848

Hallo,

Ich kenne solche Ph�nomene aus Oberschlesien und vom Niederrhein bzw. aus
Holland. Im Oberschlesien gab es um 1700 bei vielen Familien einen
Namenswechsel, in der �bergangszeit werden viele Familie zeitweise mit
beiden Namen aufgef�hrt, z.B. "Oparka vulgo Oczko" oder "Kuczab genannt
Cyganek". In Niederschlesien oder in Brandenburg ist mir ein solcher
Namenswechsel aber noch nie untergekommen. Da gab es h�chstens einmal
Verhochdeutschungen wie Merten zu Martin oder Wienkop zu Weinkauf.

Gru�,

Ingolf Vogel

Ich konnte k�rzlich herausfinden, dass Hannus BEHEM, �lterer Bruder (?)des Heincze BEHEM, an der Schlacht von Tannenberg 1410 in Ostpreussen teilnahm.

Hallo G�nter,

ich habe mir den k�rzlich erw�hnten Artikel besorgt:

Hallo Martin,
hier im M�nsterland kam es sehr oft vor, dass die
M�nner den Namen der Frau angenommen haben.
Z.B. wenn er die Bauernwitwe geheiratet hat, sollte
der Hof den Namen behalten. So kann man h�ufig lesen:
Johann Unwichtig genannt (gnt.) Schulte-Wichtig.

Liebe Gr�sse aus M�nster
sendet

Melanie

--->snip

Hallo zusammen,
nach meiner Kenntnis hie� ein (adeliger) Mann, dessen
Vorfahren SCHOFF hie�en, im 16.Jhdt. SCHOFF, genannt
GOTSCHE, aber dessen Sohn ebenfalls, so da� der
Familienname im 19.Jhdt. SCHAFFGOTSCH lautete.
Gru�
Luz

--- melanie.hesselmann@gmx.de schrieb: > Hallo
Martin,

Luz schrieb:

Hallo zusammen,
nach meiner Kenntnis hie� ein (adeliger) Mann, dessen
Vorfahren SCHOFF hie�en, im 16.Jhdt. SCHOFF, genannt
GOTSCHE, aber dessen Sohn ebenfalls, so da� der
Familienname im 19.Jhdt. SCHAFFGOTSCH lautete.
Gru�
Luz

Hallo Luz,
das war noch etwas komplizierter:
Auf Schloss Kemnitz bei Hirschberg gab es im 13. Jahrhundert den vom Bolkonenerzog Heinrich II. am 30.12.1242 belehnten Kastellan Sibotho "de nobili familia ovium" (aus der adligen Familie der SCHAFe). Viel wahrscheinlicher ist der Name jedoch aus der Amtsbezeichnung "Sch�ffe" (Gerichtszeuge oder -beisitzer) entstanden, die auch in vielen anderen Abwandlungen als Familienname zu finden ist. Sein Sohn Ulrich SCOF war bereits Burggraf zu Bautzen, dessen Sohn Gocze (vermutlich eine Koseform von Gotthard) erhielt 1360 von Herzog Bolko II. die Burg Kynast zu Lehen. Da es in der Familie auf dem Kynast nun zur Gewohnheit wurde, den erbberechtigten Sohn Gocze bzw. Gotsche zu nennen, aus welchem Vorrecht die anderen S�hne offenbar per Familienvertrag ausgeschlossen waren, entstand der Zweig der GOTSCHE SCHOF (�hnliches kam �brigens auch in stinknormalen Bauernfamilien vor).

Doch damit nicht genug:
Ihres Lehens nie wirklich sicher, legten sich die GOTSCHE SCHOF auf Burg Kynast zus�tzlich den Namen SEMPERFREY (sendbar frei, ritterlich) zu und Hans Ulrich Freiherr v.SCHAFGOTSCH lie� sich diesen Namenszusatz bei einer g�nstigen Gelegenheit (n�mlich 1627 von Kaiser Ferdinand II.) verbriefen. In der Familiengeschichte der SCHAFFGOTSCH hei�t es nat�rlich, dem Kaiser w�re diese Idee von selbst gekommen.

Im Vergleich dazu ging es im 18. Jahrhundert schon ordentlicher zu...

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

re "semperfrey", lieber Guenther, vergiss nicht dass 'semper' auch
lateinisch ist und "immer' heisst. also vielleicht 'fuer immer frey"
Dieter Weichert,
ueber die ploetzlich 100te von Schlesier mails.

dieter weichert schrieb:

re "semperfrey", lieber Guenther, vergiss nicht dass 'semper' auch
lateinisch ist und "immer' heisst. also vielleicht 'fuer immer frey"
Dieter Weichert,
ueber die ploetzlich 100te von Schlesier mails.

Hallo Dieter,
das h�tten die Schaffgotsche auch gern gehabt und interpretierten es traditionell als "hochadlig", doch kommt der Begriff aus dem Hochmittelalter, wo entweder lateinisch oder deutsch, aber nicht gemischt geschrieben wurde, bedeutet wirklich "sendbar frei" und war ein Attribut des niederen (ritterlichen) Adels. In der Barockzeit wurde er sicher auch f�lschlich als "immer frei" interpretiert, was aber nichts zur Sache tut.

semperfrei, Adj.:
"reichsunmittelbar", mhd. sempervr� , Adj., "reichsunmittelbar", aus sentb�re vr� , Adj., "sendbar frei", zu mhd. sent, M., "Versammlung, Landtag, Reichstag", Lw. lat. synodus, M., "Zusammenkunft", Lw. gr. synodos, M., "Zusammenkunft", zu gr. syn, Pr�p., Pr�f., "mit, zusammen", gr. hod�s, M., "Weg", s. Sendgericht.
(Gerhard K�bler, Juristisches W�rterbuch, S. 367)

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

Hallo Martin,

dass ist in den Brandenburgischen Marken und der Lausitz (vielleicht auch anderenorts) gar nicht so selten. Nur ist es nicht unbedingt die �bernahme des Frauennamens. In den meisten, von mir festgestellten F�llen, handelt es sich um die �bername des Hofnamens. Jder Hof hatte den Namen seines Gr�nders oder entscheidenden Erweiterers (und das lag in den Marken ja relativ gesehen nicht so weit zur�ck). Wenn nun ein �berz�hliger Sohn die Hoftochter heiratete nahm er den namen des Hofes an. Er selbst wurde noch z.T. mit seinem namen in Verbindung mit dem Hofnamen (mancherorts auch Torsaule genannt) betitelt, sp�ter verschwand oft der urspr�ngliche Name.
Dieses Ph�nomen trat aber nicht nur bei dem Besitzer, sondern oft auch bei den Hofbewohnern auf. Auch die festen Knechte und M�gde erhielten den Hofnamen als Beinamen und oft setzte der sich dann sogar gegen den urspr�nglichen durch (man kann dies im Laufe der Kirchenbucheintragungen nachverfolgen.) So kann es sein, dass die namensgebende Familie des Hofes im Mannesstamm oder gar vollst�ndig ausgestorben ist und der name dennoch gar mehrfach weiterexistiert, ohne das die Namenstr�ger �berhaupt mit der urspr�nglichen Hofbesitzer verwandt waren. Wenn dann keine vollst�ndigen Kirchenb�cher vorhanden sind, bleiben falsche Schl�sse fast unvermeidlich.

Beste Gr��e
Gerd-Christian Treutler
www.treutler.online.ms

Guten Abend zusammen,
weil ich so sch�ne Bilder von Hirschberg erhalten
habe, m�chte ich sie nicht f�r mich behalten.

Hier k�nnt Ihr die Bilder betrachten:

- Bilder
- alte Bilder
- Hirschberg

Ich w�nsche Euch Allen
ein ruhiges und frohes Weihnachtsfest

Melanie

Hallo Melanie,

wie war denn Euer Treffen der Landeshuter Familienforscher
Ende November in Hildesheim?

Herzliche Gr�sse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)