Lieber Herr G. v. Pazatka Lipinski und alle anderen Beteiligten,
wegen der Renovierung meines Arbeitsraumes komme ich erst so sp�t dazu,
Ihnen zu antworten.
Im Betreff meiner Mail hatte ich von einer �kumenischen "Namens�nderung"
gesprochen. Die Namens�nderung stand im Mittelpunkt meiner Anfrage, die
letztlich von M. Fox beantwortet wurde. Offenbar war dem katholischen
Pfarrer der Name Fox gel�ufiger als der Name Voss.
Die vermutete �kumenische Auffassung des evangelischen Pfarrers glaubte ich
aus der neutralen Formulierung "hiesige Pfarrkirche" ableiten zu d�rfen.
Wenn ich H. C. Surkau richtig verstanden habe, war es jedoch allgemein
�blich, die katholischen Stadtkirchen ganz einfach als Pfarrkirchen zu
bezeichnen.
Eine Diskussion �ber den �kumenischen Gedanken auszul�sen, hatte mir fern
gelegen. Aber zur Beantwortung Ihrer Frage kann ich dazu einige Fakten
beitragen.
1. Beim Lesen des evangelischen Kirchenbuches Frednau - Raudnitz (l�ndliche
Gegend ca. 50 km n�rdlich von L�bau) war ich �berrascht, in der Zeit um 1750
eine gro�e Zahl von Heiratseintr�gen zu finden, bei denen beide Ehepartner
katholisch waren. Ich schloss daraus, dass die Leute den konfessionellen
Unterschied nicht tierisch ernst nahmen, sondern ganz pragmatisch zu der
Kirche gingen, die am schnellsten zu erreichen war. Schon damals war Zeit
knapp, und nicht jeder hatte ein Gespann zur Verf�gung.
2. Mindestens zwei Generationen meiner Familie lebten ca. 1790 bis 1850 in
L�bau. Sie waren evangelisch. Meine direkte Linie ist heute noch. Von drei
Enkelkindern des derzeitigen Stammvaters Jacob Rohde sen. wei� ich, dass sie
in der katholischen L�bauer Pfarrkirche getauft wurden. Ob es Nottaufen
waren, ist mir nicht bekannt. Eines wurde am 1. Januar 1823 geboren und am
11. Januar getauft. Dieses Kind hat rund 26 Jahre sp�ter evangelisch
geheiratet. Die beiden anderen sind nach einigen Monaten gestorben. Im
evangelischen Kirchenbuch konnte ich die Eintragungen der drei Taufen bisher
nicht finden.
3. Aus dem Umfeld der L�bauer Familie Rohde ist mir ein weiterer Fall
bekannt, in dem ein Kind evangelischer Eltern in der katholischen Kirche
getauft wurde und rund 25 Jahre danach evangelisch geheiratet hat.
Ich stimme U. Szepanski zu und finde die Taufen gar nicht so Aufsehen
erregend. Auf keinen Fall besteht Grund zu der Annahme, der Akt der Taufe
sei f�r die Kinder konfessionell pr�gend und richtungweisend gewesen.
Zum Abschluss noch ein Wort zu C. H. Surkau. Wo finde ich etwas �ber die
Entwicklung der evangelischen Gemeinde in L�bau? Bisher sind mir folgende
Daten bekannt:
1. Nach der 1. polnischen Teilung waren zun�chst die evangelischen Pfarrer
aus Raudnitz und Leip als Prediger in L�bau t�tig.
2. Am 19.03.1787 wurde der "lutherische" Kirchhof/Friedhof eingeweiht, und
zwar durch den Pfarrer Wannovius aus Raudnitz.
3. Am 13.05.1788 schw�rt J. G. Happe den Eid als erster Kirchenvorsteher der
evangelischen Gemeinde L�bau.
4. Die ersten Eintragungen im Kirchenbuch L�bau stammen aus dem Jahre 1773.
5. Relativ bescheiden wird viele Jahre lang vom L�bauer "Bethaus"
gesprochen. Darunter w�rde ich einen Gemeindesaal im Gegensatz zu einem
Kirchenbau verstehen.
6. Ab ungef�hr 1800 war Pfarrer Plitt aus Deutsch-Eylau in L�bau sehr
r�hrig.
Wurde Pfarrer Plitt der erste Pfarrer in L�bau? Ab wann gab es in L�bau eine
evangelische Kirche nach heutigen Ma�st�ben?
Gibt es in dieser Liste noch jemanden, der sich mit L�bau schon einmal
befasst hat?
Mit freundlichen Gr��en
W. Rohde, Krefeld