Namensursprung Kittlitz, Oberlausitz

Hallo Listenmitglieder,
ich wende mich an unseren Spezialisten f�r slawische Orts- und Familiennamen in
der Lausitz, dessen Name mir leider entfallen ist:
Von einem Mitglied der Wolhynienliste wurde ich nach Ursprung und Bedeutung des
Namens KITTLITZ gefragt. Bekannt ist mir, dass der Name aller Wahrscheinlichkeit
nach auf den Ort Kittlitz bei L�bau zur�ckgeht, von dem wohl auch das seit dem
14. Jh. bezeugte Geschlecht der Edlen und sp�teren preu�ischen Freiherren und
Grafen v.KITTLITZ seinen Namen herleitet. In meinen W�rterb�chern fand ich
keinen verwandten Begriff und vermute, dass es sich um die Abschleifung eines
anderen Wortes handelt.

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

Hallo G�nther,

ich bin zwar nicht der Angesprochene, aber zu Kittlitz habe ich auch etwas
gefunden.

1. Dr. Hermann Popig: Durch Wiesen u. Felder nach Wei�enberg
..... Ableitung des Orts-Namens: Kotol = Kesseldorf. ......
Nach dem Dorf benannte sich das �lteste Adelsgeschlecht der Lausitz. 1160
wird ein Henricus von Chidelitz als Besitzer der "Herrschaft" Kittlitz, die
auch nach Gr�ndung der Stadt L�bau eigene "niedere u. obere Gerichtsbarkeit"
besa�, urkundlich erw�hnt. 1419 verschwinden die Herren v. Kittlitz ausder
Oberlausitz, nachdem die herrschaft bereits Mittes des 14. Jh. erloschen und
im Weichbilde L�baus aufgegangen war. .....

2. Schrage, Gertraud Eva: Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346
Theodericus (Dietrich) v. Kittlitz - Domherr, Propst u. Bischof (1191-1208)
zu Mei�en ...dessen Geschlecht sich nach dem gleichnam. Ort b. L�bau
nannte...
Burchardus Kitlitz - sein Bruder (erw�hnt v. 1188)
Cunradus Kitlitz - sein Bruder (erw�hnt v. 1188)

___MitbestenGr��en_________________________________________________________
A. Henry Zimmermann

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Eintrag in Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale
und Nei�e,Bd. 2 (K-M), Bautzen 1987, S. 27:
Kittlitz n L�bau; 1529 Kittlitz, 1376 Kethelicz, 1319 (B.
de) Kethelicz, 1290 (Heynemannus de) Kithelicz, 1160ff.
(Heinricus usw. de) Chideliz, Kit(e)liz, Kyteliz; oso. 1843
Ketlicy, 1767 Kettlizy, 1719 Ketlize; wohl aso. *Chyt-lici
zu einem PN *Chyt-l- (aso. PN 1071 miles Chitolo) zu den
wslaw Bedeutungsfeldern "greifen, fassen" oder "werfen,
schleudern" (EI2)

(vgl. auch Kittlitz n�rdlich von Calau)

Viele Gr��e
Henry

Liebe Liste,
wegen namens gebung , versucht mal an den artikel ueber die
'Ursprache der Europaer' im May 2002 Heft des 'Wissenschafts Spektrums'
[oder so aehnlich, vielleicht Spektrum der Wissenschaft?] heran zu kommen.
Z.Beispiel meint der Verfasser, dass die Oder, Obra, Eder, und Ebro
[Spanien] alle aus der gleichen Sprache kommen. Andere geografische
Bezeichnungen, einschliesslich Ortsnamen mussen also nicht unbedingt
slavisch sein.
Auch 'Buhne' , die ich nicht in meine m Duden finde, mit denen man aber die
Oder Boeschungen gegen Auswaschen schuetzte.
gruss,
Dieter w.

Hallo Dieter Weichert,

worauf Du hinweist, ist das sogenannte Indogermanische
(auch Indoeurop�ische). Die Vergleichende
Sprachwissenschaft, die u.a. die Sprachen unseres
Subkontinents systematisch miteinander vergleicht, hat
einen gemeinsamen Sprachursprung - das Indogermanische
- festgestellt, den sie versucht zu rekonstruieren.
Dieser Sprachraum reicht von Indien (Sanskrit) bis
Irland, von Skandinavien bis in den Mittelmeerraum.
(z.B. slawische, germanische, romanische Sprachen)
Flu�namen geh�ren dabei zu �ltesten Sprachschichten
unseres Kontinents, w�hrend ja die Ortsnamen in der
Regel an eine Siedlung weit j�ngeren Datums gebunden
sind. Daher lassen sich besonders die europ�ischen
Flu�namen zum Vergleich und zur Rekonstruktion des
Sprachraumes heranziehen.
Ortsnamen hingegen sind meist weit j�ngeren Datums.
Die slawischen ON lassen sich sowohl zeitlich (z.B.
durch die Erkenntnisse zur V�lkerwanderung) als auch
durch sprachliche Merkmale gut einordnen. Bestimmte
Merkmale wie etwa die Endungen -itz oder -au, -ow etc.
weisen auf einen slawischen Ursprung des Namens.
Dar�ber gibt es eine Reihe von Untersuchungen und
W�rterb�chern.
Bei der Einordnung slawischer Orts- und Familiennamen,
w�rde ich mich deshalb nicht unbedingt allein auf den
Duden st�tzen, der vermutlich nur einen bestimmten
Teil der in Deutschland vertretenen slawischen
Familiennamen wiedergibt. (Es gibt eine ganze Reihe
von W�rterb�chern, in denen ich meinen Familiennamen -
Kuritz - v�llig vergeblich nachgeschlagen habe, obwohl
der Name ein Lausitzer Familienname ist. Allein in den
W�rterb�chern zu slawischen Familiennamen ist er
regelm��ig verzeichnet.)
F�r Ortsnamen zwischen Saale und Nei�e ist das
W�rterbuch von Werner Eichler (bisher 3 Bde. im
Domowina Verlag Bautzen erschienen - Band 4 fehlt
leider immer noch) sehr hilfreich, aber z.B. auch die
W�rterb�cher des fr�heren Leipziger Slawisten
Trautmann. Zu slawischen Familiennamen sind z.B. auch
von Eichler (wie ich meine) und in j�ngerer Zeit von
Wenzel (ebenfalls Domowina Verlag Bautzen)
W�rterb�cher erschienen. Auch von Bahlow gibt es WB
f�r den niederdeutschen Raum, die aufgrund seiner
einstigen slawischen Besiedlung sehr hilfreich sind.
L��t sich ein Name in diesen WB finden, so w�rde ich
mich bei der Deutung auch darauf st�tzen. Den
Eintr�gen gehen doch lange sprachwissenschaftliche
Untersuchungen voraus - das scheint mir ein gutes
Fundament.

Viele Gr��e
Henry

--- dieter weichert <weichert@vanisle.net> schrieb: >
Liebe Liste,

wegen namens gebung , versucht mal an den artikel
ueber die
'Ursprache der Europaer' im May 2002 Heft des
'Wissenschafts Spektrums'
[oder so aehnlich, vielleicht Spektrum der
Wissenschaft?] heran zu kommen.
Z.Beispiel meint der Verfasser, dass die Oder, Obra,
Eder, und Ebro
[Spanien] alle aus der gleichen Sprache kommen.
Andere geografische
Bezeichnungen, einschliesslich Ortsnamen mussen also
nicht unbedingt
slavisch sein.
Auch 'Buhne' , die ich nicht in meine m Duden
finde, mit denen man aber die
Oder Boeschungen gegen Auswaschen schuetzte.
gruss,
Dieter w.

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hkuritz wrote:

Eintrag in Ernst Eichler: Slawische Ortsnamen zwischen Saale
und Nei�e,Bd. 2 (K-M), Bautzen 1987, S. 27:
Kittlitz n L�bau; 1529 Kittlitz, 1376 Kethelicz, 1319 (B.
de) Kethelicz, 1290 (Heynemannus de) Kithelicz, 1160ff.
(Heinricus usw. de) Chideliz, Kit(e)liz, Kyteliz; oso. 1843
Ketlicy, 1767 Kettlizy, 1719 Ketlize; wohl aso. *Chyt-lici
zu einem PN *Chyt-l- (aso. PN 1071 miles Chitolo) zu den
wslaw Bedeutungsfeldern "greifen, fassen" oder "werfen,
schleudern" (EI2)

(vgl. auch Kittlitz n�rdlich von Calau)

Viele Gr��e
Henry

Hallo Henry,
vielen Dank. Da sind sich die Onomastiker also nicht einig (die andere Deutung bezieht sich auf kotol - Kessel). Haben Sie eine Ahnung, ob sich Kittlitz in einem Talkessel befindet? Ich w�rde das eher bezweifeln...

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

Da sind sich die Onomastiker also nicht

einig (die andere
Deutung bezieht sich auf kotol - Kessel). Haben Sie
eine Ahnung, ob sich
Kittlitz in einem Talkessel befindet? Ich w�rde das
eher bezweifeln...

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

Hallo G�nther,

ich glaube nicht. Am Freitag fahre ich praktisch dort
vorbei - da sehe ich gleich mal nach.

Viele Gr��e
Henry

Hallo G�nther, hallo Namensvetter,

Dr. Popig verweist in der von mir zitierten Quelle auf das westlich der
Kirche gelegene "...Niederdorf, das durch seine Lage die Ableitung des
Namens von Kotol = Kesseldorf rechtfertigt."

Ein Blick auf das Me�tischblatt belegt, da� das Niederdorf zumindest in
einer Senke oder Mulde, recht umschlossen von einigen H�geln, liegt.

Es ist nat�rlich gut m�glich, da� die Namensdeutung von Popig (1923) nicht
mehr der neueste Stand der Erkenntnis ist. Die Deutung von Eichler (1987)
ist da bedeutend j�nger.
In letzter Zeit gab es da in den Zittauer Geschichts- u. Museumsbl�ttern
auch noch einen Beitrag zur Herkunft von Ortsnamen (ich glaube v. Dr.
Oettel), aber das Heft habe z.Zt. nicht greifbar.

___MitbestenGr��en_________________________________________________________
A. Henry Zimmermann

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No, Henry
Jene "Ursprache" Europas ist kaum das I.Europaeische, das kam tausende von
jahren spaeter. Sondern eventuell eine vasconische Sprache, heute in die
Pyrenaen zurueckgedraengt.
Viele Ortsnamen kamen sicher spaeter, aber andere wie Eberbach kann viel
weiter zurueckgehen; wenn z.B. Eber, Ebro, Obra ganz einfach 'Fluss' oder
Bach hies, dann ist Eberbach ganz einfach der Bachbach.
Auch 'Muenchen' scheint viel aelter zu sein als die Moenche.
Die "Eber" Namen sind von Frankreich bis England und an die Ostsee
verbreitet, wo der Eber kein Tier ist.

du solltest wirklich den Artikel (zwei Artikel, von serioesen deutschen
forschern!) lesen, da du an dem Thema Interesse zu haben scheinst.

nach der letzten Eiszeit breiteten sich Menschen aus einigen
"Fluchtgebieten", moeglicherweise hauptsaechlich aus suedwest Frankreich,
entlang des zurueckweichenden Eiskante ueber ganz (nord) Europa aus.
Hast du je von den "Sieben Evas Europas" gelesen? oder gehoert

Ich habe eben versucht, den Mai-issue im Web zu finden, komme aber ohne
password nicht dran.
cheers,
Dieter
(Entschuldigungen an die Listies , die hieran absolut kein Interesse haben,
aber ich habe Henry's Adresse nicht)

Hallo Günther, hallo Listis,

ich habe zwar keine Antwort, jedoch eine weitere Frage zu Ortsnamen die sowohl in
Schlesien und Sachsen / Thüringen auftauchen.
Praktische habe ich von meinem Suchgebiet in Schlesien einige Ortsnamen in einer
Telefon CD suchen lassen und einige ausgefallene Dorfnamen auch in Sachsen und
Thüringen gefunden.
Mein erster Gedanke war, sind da etwas Dorfbewohner nach Schlesien und haben sich
dort niedergelassen und einen gleichnamigen Ort gegründet.
Der Gedanke ist sicher etwas weit hergeholt, oder ?

MfG Alfred