Hallo, Vik,
Auf der Suche nach meinen THORMANN-Vorfahren ist mir ein BACKOFEN bekannt,
der im Jahre 1758 dort Pfarrer war und folgenden Breicht im Kirchenbuch
eintrug. Er ist eine "literarische Kostbarkeit", etwas lang, aber lohnt zu
lesen.
G�nter (Kleinau)
Eine Feuersbrunst in Edderitz im Jahre 1758
Diese Schilderung stammt vom damaligen Pfarrer Backofen in Edderitz.
Anno 1758 im Maji
war der Dienstag vor Pfingsten hat das hiesige Dorf Edderitz ein sehr gro�es
Ungl�ck durch eine entsetzliche Feuersbrunst erlitten, wodurch beynahe der
halbe und beste Teil des Dorffes in Asche geleget worden ist, nehmlich 30
Einwohner u. darunter 5 gantze Bauerng�ter, in allen aber an Wohnh�usern,
Scheunen, St�llen u. anderen kleinen Geb�uden bey 90 Geb�ude abgebrandt
sind. U. weil das Jahr vorher anno 1757 eine sehr reiche Ernte gewesen, u.
in denen Amtsd�rfern bey gegenw�rtigen Kriegsl�uften im Fr�hjahr dieses
1758ten Jahre von der Obrigkeit ein Verboth ergangen, kein Getreydig au�er
Landes zu fahren, sondern dasselbe soviel als m�glich an sich zu halten,
mithin die hiesigen Bauern noch fast all ihr Getreydig theils ungetroschen
in Scheunen, theils aber u. das meiste bereits getroschen auf denen B�den
hingesch�tt, so ist ihr gantzer Gertreyde Vorrath, manchem Bauer bey 40
Wispel, �berall aber mehr denn 200 Wispel allerley Getreydigs, nebst einer
uns�glichen Menge Stroh, auch beynahe aller Mobilien und Hausger�te bey
diesem ungl�cklichen Brandte verderbet und in Rauch aufgegangen. Doch ist
der meiste Theil von Pferden, Rind- und Schaffvieh nebst etlichen Wagens
gerettet worden. Zum gro�en Gl�ck ist dabey kein Mensch, obwohl das Feuer in
der Nacht u. beym ersten festen Schlaff, darin die meisten Einwohner
gelegen, angegangen, auch sehr schnell und stark gew�tet, ums Leben
gekommen, wiewohl 3 Personen, nehmlich Johann Wilhelm Thormann, Adam Strau�
und Frau Maria Elisabeth G�ldnerin Witwe geb. Straussin, sonders aber die
beiden ersten am Gesicht und Leibe dergestallt hefftig dabey besch�digt und
verbrandt worden, aber doch wieder curiret und zu ihrer v�lligen Gesundheit
wieder hergestellt worden sind.
Das Feuer ging nehmlich am 9. maji abends nach 10 Uhr an in des Schneiders
Mstr. Bendix Hobusches Wohnung, worin derselbe zur Miethe war, u. weil dies
Haus oben am Angang des Dorffes gegen �hlm�ller Bielers �ber gelegen, zum
Ungl�ck aber ein ziemlicher Nordostwind wehete, auch zeithero sehr drocken
Wetter gewesen u. die meisten Dorffd�cher mit Stroh gedeckt waren, so ward
die Flamme �ber das gr��te und beste Theil des Dorffes getrieben, die sich
dann in gar kurtzer Zeit dergestalt ausbreitete, das der gantze Platz um den
Gemeine Dorffbrunnen, die gantze Bauerngasse, wie auch die so genannte
Schaale Lufft binnen 2 Stunden in vollem Feuer stand und einge�schert ward.
Hierbey nun waren die Pfarrgeb�ude, weil des Schmieds Voglers und Erdmann
Strau�ens Scheunen ziemlich nahe daran sto�en, in der gr��ten Gefahr, wie
denn auch schon der Mist im Pfarrhofe wegen der Brand Sch�be, so h�uffig von
der Nachbarschafft darauf fielen, schon etliche mahl zu brennen anfing, war
nur ein eintziges Strohdach im Pfarrhause gewesen, so w�rde allem Ansehen
keine Rettung gewesen sein.
Die Nahmen der abgebrandten Einwohner und H�user sind folgende:
1.. Das eine Drescherhaus, wo das Feuer angeleget worden, u. welches der
Schneider Mstr. Bendix Hobusch zur Miethe bewohnte, u. der sich kaum mit
Weib und Kind durchs Stubenfenster retten konnte.
2.. Das andere Drescherhaus, vom sogenannten blinden Bendix Leubrich zur
Miethe. Diese beiden Drescherh�user geh�ren dem Bauern Johann Christoph
Stemler.
3.. Wilhelm Reipschens gantzes Geh�ffte
4.. Christine R�merin Wittwe gantzes Geh�ffte
5.. Joachim Bielers gantzes Geh�ffte
6.. Joh. Wilhelm Thormann gantzes Geh�ffte, dessen Weib und Kind durch
Stubenfenster herausgezogen, er, der mann aber, wie oben gedacht, im Brandt
sehr verletzt worden, u. hat von allem dem seinigen nicht mehr als ein Pferd
gerettet.
7.. Christoph Emmers gantzes Geh�ffte
8.. Gottfried Heinrichs gantzes Geh�ffte
9.. Peter Thormanns kleines Haus
10.. Christoph Leubrichs gantzes Geh�ffte
11.. Christoph Fintzens ganzes Geh�ffte, gr��eres und kleineres Haus
12.. Andreas Uthens gantzes Geh�ffte
13.. Joh. George Thormann der Kirchenvater hat das Wohnhaus, Pferde, Vieh
und Wagen behalten
14.. Heinrich Alricus Petsch der Bauer ist aus dem Grunde abgebrandt,
Pferde, Rinder, Schaffvieh u. Wagen aber noch gerettet
15.. Johann Christoph Stemler der Bauer hat nicht nur erstgemeldete 2
Drescherh�user, sondern sein gantzes Bauernguth, auch alle Wagen, Schaffe
und Schweine u. alle Meubels und Hausrath ohne Pferde und Rindvieh verloren
16.. Joh. Lorentz B�tcher, Bauer, hat das Wohnhaus, pferde, Rind=, Schaff=
u. Schweins Vieh behalten.
17.. Dorothea, Schochs Witwe, hat Pferd u. Rind nebst etwas Hausrath
behalten
18.. Joh. George Bielers Cossathenhaus und gantzes Geh�ffte verbrandt
19.. Andreas Bielers Drescherhaus und Geh�ffte verbrandt
20.. Joh. George Hummels Cossathenhaus u. Geh�ffte
21.. Philipp Thormanns des Schenkwirths Scheune und St�lle verbrandt,
Wohnung stehen geblieben
22.. Erdmann Strau� Bauernguth ist total mit gro�em und kleinem Haus und
allen Geb�uden von Grund aus weggebrandt, Pferde, Wagen, Rind=, Schaff= und
Schweine Vieh gerettet
23.. Der Schmied Mstr. Vogler total bis auffs Rind= und Schaff Vieh
abgebrandt
24.. Lohrentz Strau�ens gantzes bauerngut, Wohnhaus nebst Pferden und Vieh
gerettet
25.. Mstr. Ludwig R�ber der Schuster total abgebrandt
26.. Gottfried Mei�ner bis aufs Rindvieh so gerettet worden
27.. Ernst Mei�ner Sen. Scheune allein abgebrandt
28.. Christoph Petsch Cossathengut gantz abgebrandt, ausgenommen das Vieh
29.. Nikolais Strau� Cossathengut total abgebrandt
30.. Gottlieb Noacks Drescherhaus total
Dies Feuer war nun Bo�haftigerweise von einem B�sen Buben nahmens Bendix
Leubrich, des sogenannten blinden Bendix Leubrich alhier eintziger Sohn, 20
Jahre alt, am besagten 9ten Maj abends um 10 Uhr an des Schneiders Bendix
Hobusches Miethause (vide Nr. 1. und 2. der vorhin gemeldeten abgebrandten
H�user) aus verfluchter Rache angelegen worden, mit dem teufflischen
Vorsatze, wie er hernach selbst gestanden, denselben Hobusch mit Weib und
Kind zu verbrennen. Denn weil dieser Hobusch zwey kleine Kinderh�nde, die
seine Katze auf seinen Boden gebracht und zwar von Leubrichs Boden,
gefunden, und solches dem F�rstlich. Amte C�then angezeigt, und des
Mordbrenners Leubrichs Schwester, Maria Elisabeth Leubrichin (welche in mehr
als wahrscheinlichen Verdacht war, da� sie ein Hurkind zur Welt geboren und
solches zu Seite gebracht habe) darum eingezogen und in inquisition
gebracht, auch durch ausw�rtige Erkenntnis zum Strau�besen condemniret
worden, welche Straffe sie auch den 10. maji ejusdem Anno 1758 zu empfangen
hatte, so hat Besagter ihr Bruder Bendix Leubrich durch die rache sich
soweit verleiten lassen, da� er seinem Nachbar Hobuschen diese Bo�heit
ausge�bet, wodurch das gantze Dorff in so gro�es Ungl�ck gerathen ist. Der
t�ther Leubrich hatte sich gleich dadurch in starken Verdacht gebracht, da�
er seine sachen schon vorher aus seinem bewohnten Miethause, welches tichte
an Hobusches Haus anlag und der Feuersgefahr mit ausgesetzet war, ausger�umt
hatte, da� wegen er alsofort den folgenden Morgen den Maj vom Amte in
Verhafft genommen und scharf verh�ret worden, da er auch bald seine bo�heit
gestanden. Urtheil und Recht hat ihm zwar den Scheiterhaufen und lebendig
verbrandt zu werden zuerkannt, wozu auch der 20te Oktober de�elben 1758ten
Jahres angesetzet, Brandts�ule und Scheiterhauffen u. alles ben�thigte dazu
an den C�thnischen Galgengerichte nach Badegast zu aufgerichtet und
veranstaltet, auch der Mordbrenner zum Tode prepariret und nach dem
Gerichtsplatze ausgef�hret worden, um in gegenwart einer uns�glichen Menge
Menschen, so aus dem gantzen Lande auch von weiten und fernen Orten zu
dieser Execution sich versamlet hatten, seinen verdienten Lohn zu empfangen.
Allein �ber alles Vermuthen ist er von unserem Durchlauchtigsten F�rsten Car
l George Lebrechten Begnadigt und de�en Straffe in eine Baustraffe auf
lebenslang verwandelt worden. Weil man aber diesen Mordbrenner zu Magdeburg
auf dem Vestungsbau nicht annehmen wollen, so ist er nach Braunschweig ins
Zuchthaus mit Ausgang des 1758ten Jahres gebracht worden, seit dem man bis
hierher nichts wieder von ihm geh�ret hat.
Gott der Herr sei dieses Misseth�ters armen Seele gn�dig. Er la�e dies
erschreckliche Exempel allen ruchlosen zur Warnung dienen! Er segne diese
verungl�ckte gemeine wiederum reichlich u. bewhre sie u. jedermann vor
diesen u. anderen Ungl�cksf�llen.
Edderitz, den 1. Marty 1758
Nota: Die abgebrandten dieser gemeine haben nun allesamt durch Gottes Gnade
und gute beyhilfe benachbarter Gemeinen alles ordentlich u. gut wiederum
aufgebaut u. zwar auf obrigkeitl. Befehl haben alle neuen Geb�ude auf Ziegel
gebaut und gedecket werden m�ssen.