Nachkommen salzburgischer Emigranten in Müncheberg

Auf den Spuren der Salzburger
/ Von Anett Zimmermann

/M�ncheberg (MOZ) Mitglieder der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Salzburger Vereins verbrachten jetzt einen Tag in M�ncheberg. 1732/1733 durchquerte ein Teil ihrer Vorfahren die Stadt auf dem Weg nach Ostpreu�en.
Hubert M�ller, Pfarrer im Ruhestand in M�ncheberg, ist selbst in Ostpreu�en geboren. Dass er Salzburger als Vorfahren haben k�nnte, schloss er bei einer F�hrung durch die Stadtpfarrkirche St. Marien gegen�ber den G�sten jetzt zwar nahezu aus, aber wer wei�, was Nachforschungen ergeben w�rden. Immerhin soll mindestens ein Drittel der Ostpreu�en Salzburger Vorfahren haben.
Deshalb geh�rt dem Verein inzwischen auch der M�ncheberger Hotelier Michael Schober an. Der 59-J�hrige ist in F�rstenwalde geboren, wusste von seinen Eltern aber, dass die Familie Wurzeln im Salzburger Land hat. Seine Vorfahren geh�rten zu jenen mehr als 20 000 Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, wenn sie ihrem evangelisch-lutherischen Glauben treu bleiben wollten.
Das Angebot des Preu�enk�nigs Friedrich Wilhelm I., sich in der damaligen "lithauischen Provinz" in Ostpreu�en anzusiedeln, sorgte da f�r gro�e Erleichterung, obgleich der (Fu�-)Marsch in die etwa 2000 Kilometer entfernte neue Heimat mit gro�en Strapazen verbunden war. Einige Salzburger folgten damals �brigens auch der Einladung von Georg II., der Gro�britannien regierte und aus dem Welfenhaus stammend zugleich Kurf�rst von Hannover war. Sie mussten ins amerikanische Georgia freilich einen noch viel l�ngeren Weg zur�cklegen.
Mit der eigenen Familiengeschichte hat sich Michael Schober allerdings erst seit dem Tod seines Vaters vor f�nf Jahren intensiver besch�ftigt: "Ich fand alte Unterlagen wie den Ahnenpass und ebenfalls Hinweise auf den Verein." Sogar seine Frau Julia steht dem Thema sehr offen gegen�ber. "Auch ich habe Vorfahren in �sterreich", hat die geb�rtige Ungarin festgestellt.
Sie r�hrte die Gruppe um den Obmann der Landesgruppe Bruno Berger nun mit einer besonderen Geste. So hatte sie 27 Proviantpakete mit �pfeln und N�ssen aus dem eigenen Garten und selbst gebackenem Kuchen vorbereitet. "Die Salzburger waren von den M�nchebergern einst sehr wohlwollend empfangen und unterst�tzt worden", begr�ndet sie.
Zwischen dem 19. August 1732 und dem 22. Oktober 1733 waren insgesamt 2375 Emigranten aus Gastein, Goldegg, Radstadt, Rauris, Saalfelden, St. Johann, Taxenbach, Wagrain und Werfen in sechs Z�gen durch die Stadt gekommen. Hinweise dazu seien auch in alten Kirchenb�chern zu finden, berichtet Michael Schober. Ob m�glicherweise eigene Vorfahren durch M�ncheberg gezogen sind, hat er bisher allerdings noch nicht herausgefunden. Alle neuen Erkenntnisse zur Familiengeschichte tr�gt er nun aber auch f�r Kinder und Enkelkinder zusammen.
Die Salzburger h�tten bereits in ihrer neuen Heimat untereinander Kontakt gehalten. "Gumbinnen war ihr Hauptort. Meine Familie war allerdings jenseits der Memel gelandet." Der Salzburger Verein ist 1954 in Bielefeld neu gegr�ndet worden. Mit Vormarsch der russischen Armee im Zweiten Weltkrieg waren 1944/45 viele Familien gen Westen gefl�chtet, wer geblieben war, wurde oft sp�ter noch vertrieben. So seien die Salzburger ein zweites Mal in alle Himmelsrichtungen verstreut worden. "Durch Kinder und Kindeskinder werden es ja immer mehr", sagt Michael Schober, der im Verein jedoch eher einer der J�ngeren ist.
F�r die Landesgruppe, die jedes Jahr einen anderen Ort besucht, der einst auf dem Weg nach Ostpreu�en lag, hatte auch Frank Gei�ler vom Verein f�r Heimatgeschichte der Stadt M�ncheberg einige �berraschungen parat. Nicht nur, dass die Teilnehmer unter seiner F�hrung wohl fast dieselbe Route durch das Berliner Tor (1732 noch Heidetor genannt) nahmen: Er zeigte unter anderem auch eine Aufnahme des Festumzugs zur 775-Jahr-Feier 2007. Dass dabei an die Salzburger Emigranten erinnert worden war, lie� so manche Tr�ne in die Augen steigen.
Bruno Berger dankte im Namen aller ebenfalls Pfarrer Dieter Johst f�r die eindrucksvolle Andacht in St. Marien und B�rgermeisterin Uta Barkusky f�r den Empfang im Rathaus. Auch dies ging auf eine historische �berlieferung zur�ck. Darin hei�t es zum 8. Oktober 1732: B�rgermeister Niethe speist 50 Personen.
Michael Schober wei� inzwischen allerdings auch, dass Spenden f�r die Salzburger andernorts zweckentfremdet wurden: "Die Dresdner haben damit zum Teil ihre Frauenkirche finanziert." In der aktuellen Ausgabe des viertelj�hrlichen Vereinsblatts "Der Salzburger" sei zu dem Thema ein weiterf�hrender Beitrag zu finden. Auf eine eigene Nachfrage zur Familiengeschichte in einer fr�heren Ausgabe hat Michael Schober inzwischen erste Antworten erhalten. Und mit seiner Frau denkt er auch dar�ber nach, sich im n�chsten Fr�hjahr mal intensiver im Salzburger Land umzuschauen.
Internet-Tipp: www.salzburger.homepage.t-online.de

M�RKISCHE ODERZEITUNG Donnerstag, 08. Oktober 2009 (05:40)
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