Hallo Mitforscher,
da ich die Diskussion ueber die Mormonen - und eigentlich ueber den
derzeitigen Zustand im FHC in Berlin - ausgeloest habe, werde ich mich
jetzt auch nochmal zu Wort melden.
Nach den ersten Reaktionen von Wolfgang Brozio und Elke Hedstroem dachte
ich, erstmal etwas abwarten. Eva Tribian hat ja dann auch in meinem Sinne
geantwortet.
Nun hat mir Manfred Boettcher mit seiner langen und ausfuehrlichen
Aufklaerung vieles von dem, was ich zu sagen gehabt haette vorweggenommen.
Ein guter Familienforscher ist nicht nur der, der was veroeffentlich hat.
Zumal vor einem "genealogisch relevanten Output" die Forschung kommt. Ich
denke Wolfgang Brozio, Du siehst das inzwischen auch so. Wenn ich soweit
bin, werde ich dem Verein sicherlich das Ergebnis meiner Forschung
praesentieren und hoffen, dass er dann noch die Mittel hat, einen weiteren
Band "Familienarchiv" aufzulegen.
Und als Du Elke Hedstroem Dich so engagiert hast weil die Original
Kirchenbuecher von Regensburg nach Polen sollten, hat Dir auch keiner in
der Liste Stimmungsmache gegen Polen oder die katholische Kirche
vorgeworfen.
Und Haike Espenhain wollte ich aufklaeren, dass alles was es in der
Deutschen Zentralstelle fuer Genealogie in Leipzig, im Bischoeflichen
Zentralarchiv in Regensburg und vieles im Ev. Zentralarchiv in Berlin gibt,
auch bei den Mormonen auf Film ausgeliehen werden kann. Nicht umgekehrt.
Das Copyrigth liegt also bei den Eigentuemern der Archivalien, nicht bei
den Mormonen. Die erhielten die Erlaubnis zur Verfilmung und zur Nutzung
der darin enthaltenen Daten unter bestimmten Voraussetzungen.
Wie Manfred Boettcher schon schrieb, die Mormonen handeln nicht voellig
uneigennuetzig. In USA blueht das lukrative Geschaeft mit der Genealogie
ganz abgesehen vom religioesen Hintergrund, den die Kirche Jesu Christi mit
der Ahnenforschung verbindet.
Ich kann mich ueber die freiwilligen Mitarbeiter im Berliner FHC auch nicht
beschweren. Wir haben ein gutes Verhaeltnis - uns Forschern wird auch immer
wieder versichert, dass man niemanden von uns missionieren soll oder will,
auch wenn manchmal ganz zufaellig Informationsmaterial im FHC herumliegt.
Hin und wieder war aber auch in der Vergangenheit ein Mitarbeiter
uebereifrig und schickte einzelne Filme vorzeitig zurueck. Diese Filme
bekam man dann bei entsprechender Intervention ohne grossen Aufwand wieder.
Die Situation jetzt hat sich aber ganz erheblich verschaerft, denn es
wurden Filme in einem Umfang zurueckgeschickt, die bei den meisten
Forschern zum unfreiwilligen Abbruch der Forschungen fuehrten.
Gleichgueltig, ob die Leihfrist abgelaufen war. Wer mehr als 5 Filme hatte
oder gar glaubte, mit seiner zweifachen Verlaengerung die Filme so lange
lesen zu koennen, wie er sie beoetigt, wurde Opfer der Aktion. Und das ohne
jegliche Vorwarnung oder Ruecksprache und zu allem Uebel in der Urlaubszeit
wo viele gar nicht da waren.
Meine Kritik richtet sich also nicht gegen die Mitglieder der Kirche oder
die freiwilligen Mitarbeiter im FHC, sondern einzig und allein gegen die
Vorgehensweise des neuen Leiters.
Natuerlich kann ich nicht auf einmal in allen geliehenen Filmen lesen. Ich
benoetige aber viele Filme von dem beforschten Gebiet, da ich bei einem
neuen Fund immer wieder auf andere Filme zurueckgreifen muss.
Ganz davon abgesehen ist es auch eine rechtliche Frage. Man schliesst mit
den Mormonen einen Leihvertrag gegen eine Leihgebuehr, wenn auch eine
geringe. Dieser Vertrag kann nicht einseitig gekuendigt oder geaendert
werden.
Auf diesem Wege danke ich allen, Die mir zu diesem Thema geschrieben haben.
Inzwischen wurden viele Filme wieder auf Kosten der Kirche bestellt, wenn
die Forscher darauf bestanden. Auch hat die Pfahlpraesidentschaft zugesagt,
die neue Regelung zu ueberdenken und im Sinne der Kunden wieder
rueckgaengig zu machen.
Hoffen wir, dass es sie wirklich interessiert. Manfred hat recht, sie
nennen uns tatsaechlich "Kunden".
Ansonsten werde ich mich von niemandem davon abhalten lassen, weiterhin
meine Meinung zu vertreten und auch mal Kritik zu ueben.
Viele Gruesse
Waltraud Render-Genilke