Mönchneverstorf am Bungsberg

re: Alexander Kruecke, mail vom 16.10.2001

Mönchneverstorf am Bungsberg (Ostholstein)
Zeitraum 1650 - 1770

Hallo Alexander,

Dank für Deine Information. Das Fremdenverkehrsbüro werden ich anschreiben.

Unter anderem geht es mir auch um die Besitzer des Gutes Mönchneverstorf,
und die Familie von BUCHWALD(T) finde ich in der Patenkartei meiner
Vorfahren einige Male. Allerdings habe ich auch von den BUCHWALD(T)s
keinerlei weitere Angaben. Du schreibst, die Familie lebt heute noch dort.
Hast Du eine Adresse? Gibts es ggf. ein Buchwald-Familienarchiv?

Nach meinen Unterlagen hat die Familie von BUCHWALD(T) Mönchneverstorf
zusammen mit Testorf im Tausch gegen Grube und Dahme vom Kloster Cismar im
Jahre 1460 erhalten. Eine Quelle hierzu fehlt mir allerdings.

Darüberhinaus habe ich nur den Hinweis, daß das adelige Gut ab 1640
Fideikommisgut der Gottorfschen Linie ist und dabei zu den "älteren
Fideikommissgütern" zählt (wie auch Stendorf und Lensahn). Es soll verkauft
worden sein an den Herzog/Fürstbischof Hans von Holstein-Gottorf (dieser +
1654).

Zu Mönchneverstorf sollen damals die Dörfer Schönwalde, Neu-Petersdorf,
Langenhagen, Steinbuschkate, ein Försterhaus (? soll der Wohnsistz des
Oberinspectors der Fideikommissgüter gewesen sein), dann der Meierhof
Halendorf, der Nüchelerteich und der Bungsberg gehört haben. Leider sagt mir
das alles aber sehr wenig.

Dann soll es ein Wohnhaus auf Mönchneverstorf gegeben haben, welches der
Sage nach einen unterirdischen Gang hatte. Dieses (?) "altertümliche
Doppelhaus" soll 1934 abgebrochen worden sein.

Da ich gerne eine nahtlose Pächterfolge (wie auch Verwalter, Bedinstete
etc.) aufstellen möchte, hier die Pächter, die ich schon habe:

1696, 1705 Henning Christoph ECKERMANN und Dorothea Oelgart WULF (?)
1711-1721 Christian (oder Christoph) Friedrich BERBICH
1721-1731 Johann Gottschalk LÜTJENS
1731-1763 Friedrich Nicolaus RANNIGER (danach in Eutin)
1763-? Bendix Bartram GÖRJES

Leider sind im Archiv von Schloß Eutin keine Pachtverträge vor 1711
vorhanden. Wo könnte ich sie evtl. noch suchen?

Vielleicht kannst Du noch mal schauen, ob Du irgendwas findest, was mir
hilft. Mich interessiert auch, was Mönchneverstorf ggf. mit Fischzucht zu
tun hat. Hast Du darüber mehr Informationen?

Hattest Du nicht vor einiger Zeit mal etwas über die Familie SCHEEL über
FamNord geschrieben? Mein RANNIGER (s.o.) und Christian SCHEEL haben den
Altar in Schönwalde zusammen gestiftet. SCHEEL lebte auf Halendorf.

Dank und Gruß aus München

Lennart Jauch

Hallo Lennart,

alle Achtung - Du wei�t schon viel. Die Familie v. Buchwaldt ist
(wahrscheinlich) eine slawische Familie, die jedoch im Zuge der deutschen
Besiedlung ab 1140 (erste Welle) ebenfalls als Lokatoren eingesetzt wurde. Es
wurden also nicht alle Slawen von Heinrich v. Badwide bei der Landnahme
vertrieben oder get�tet. Weitere bekannte slawische Lokatoren-Namen, die z.T.
bis heute �berdauert haben, sind z.B. Pogwisch (fr�here Besitzer der sp�teren
Fideikomissg�ter der Oldenburger) oder v. Quaals.

Die Buchwaldts hatten einigen �rger mit der Stadt L�beck, die ihnen ein paarmal
wegen Stra�enr�uberei usw. ordentlich auf die M�tze gegeben hat.

Buchwaldts haben noch heute bedeutenden Landbesitz um L�tjenburg. Dort sind es
zwei Linien:

1. Gut Helmstorf und Wetterade

Magnus v. Buchwaldt
Gut Helmstorf
24321 L�tjenburg

2. Gut Neudorf

Wolf v. Buchwaldt
Gut Neudorf
24321 Hohwacht

ansonsten sind die Buchwaldts mittlerweile in ganz Deutschland verteilt. Ich
gehe davon aus, das eine ausf�hrliche Familienchronik vorhanden ist. Keine
Ahnung, inwieweit sie aufgearbeitet ist.

Zu den �lteren Fideikommissg�tern:
Wahrscheinlich haben die Oldenburger nur ihre eigenen Pachtvertr�ge archiviert,
kann gut sein. Vielleicht befinden sich �ltere Unterlagen im Gutsarchiv von Gut
G�ldenstein. Dort sitzt der Chef der Oldenburger, Christian Herzog v. Oldenburg.
Da ranzukommen d�rfte schwierig sein.

Bessere Chancen d�rften dann im Bistumsarchiv von L�beck gegeben sein. Die
sp�teren Herz�ge von Oldenburg waren n�mlich Bisch�fe von L�beck. Mu�ten aber in
Eutin residieren, weil die L�becker sie rausgeschmissen haben. Im Zuge der
S�kularisierung haben sie dann das Kirchenland behalten (sozusagen "gekauft").

Die �lteren und neueren Fideikommissg�ter umfa�ten bis 1918 ungef�hr 20.000 ha.
Das war sehr gro� - fast ein Landkreis.

Vielleicht noch zur Geschichte der Gegend:
Von Kiel nach L�beck und dann zur Elbe lief seit Karl dem Gro�en der Limes
Saxonia. Eine gr�ne Grenze, ca. 20 km tief, die nicht betreten werden durfte. Er
trennte die s�chsischen Stamme (in S.-H. sind das die Holsaten in der Mitte, um
Hamburg die Stormarn und an der K�ste die Dithmarscher) von den slawischen
O(A)bodriten in Ostholstein und den Polaben um Ratzeburg Auf diesem vormals
s�chsischen Siedlungsland bildete sich in den folgenden Jahrhunderten der Urwald
Isarnhoe. Die Grenze bestand, wie gesagt, bis 1140. Danach war das Gebiet um
L�tjenburg und Oldenburg slawisches R�ckzugsgebiet. Aber nicht lange. In der
zweiten Welle der Besiedlung um 1200 wurde auch dieses Land genommen. Die
Lokatoren bauten sich h�lzerne Turmh�gelburgen (Motten) wie Indianerforts, um
dieses Gebiet zu kontrollieren. Gr��tenteils kam es danach zur Vermischung der
Bev�lkerung.
Das Bungsberggebiet hat sich bis heute eines der gr��ten zusammmenh�ngenden
Waldgebiete bewahrt. Weiter im S�den bei Hamburg dann noch der Sachsenwald, der
nicht anderes ist als der Rest von Isarnhoe.

Zu den altert�mlichen Doppelh�usern:
Dies sind die ersten festen Steinh�user, die auf den Gutsh�usern wie eine Burg
angelegt wurden. Dabei standen zwei Giebelh�user mit Satteldach direkt
nebeneinander. Eigentlich ist es nur ein gro�es Haus mit einem Doppeldach. Viele
dieser H�user sind im Kern erhalten, aber im Barock und sp�ter umbaut worden.
Bekannte Burg mit Doppelhaus ist z.B. Rantzau zwischen Pl�n und L�tjenburg.

Hoffe, Dir ein bi�chen geholfen zu haben.

Gr��e, Alexander

Lennart Jauch schrieb:

Hallo,

viel richtiges. Die �lteren Volksz�hlungen sind bereits erw�hnt. Der
Familienfriedhof derer v. Hollen liegt in der Wallanlage von Neuschlag.
Vom Gut steht heute nur noch das Torhaus, das Herrenhaus ist letztes Jahr auch
noch abgebrannt. In den Au�enanlagen noch einige Leuteh�user und die Schule.

Lehnsherr war v. Hollen auch noch nach Aufhebung der Leibeigenschaft. P�chter
blieben P�chter, und weiterhin hand- und spanndienstpflichtig. Erst im dritten
Reich bekamen sie das Pachtland als Eigentum und waren dann wirklich "frei".

Neuschlag ist nach neuester Erkenntnis keine deutsche Burganlage, sondern
d�nische Landesfestung gewesen. Mit dem Aufstieg von Pl�n wurde sie verlassen.
Die Wallanlagen sind noch gut erhalten und z.T. noch �ber acht Meter hoch. Sie
sind nicht �ffentlich zug�nglich.

Bei Bedarf mehr Infos.

Gru� Alexander