Liebe Forscherfreunde,
in den Geburtseintraegen der KB von Loederburg (heute Salzlandkreis)
findet sich in den 1790er Jahren bei der Angabe des Vaters haeufig auch
dessen Militaerzugehoerigkeit, z.B. "den 2. Juli dem Musquet. v.
Kalkstein'schen Regim., Jacob Stecher ... ein Sohn". Das ist jeweils
das zuhoerige - in Magdeburg stationierte - Infanterieregiment. Ich
denke, dass sich derartiges auch in anderen KB's findet, daher moechte
ich wissen, ob jemand Auskunft zu den folgenden Fragen geben kann:
* Was bedeutet der Zusatz? Wurden diese Maenner vllt. noch
gelegentlich zum Dienst bei diesem Regiment einberufen? Oder war
das eine reine formale Bezeichnungsweise?
* Nicht bei allen Geburtseintraegen findet sich ein solcher Zusatz
beim Vater, da ist dann jeweils nur der Beruf angegeben. Heisst
das, dass nicht alle Maenner so etwas wie einen Wehrdienst leisten
mussten bzw. nach einer gewissen Zeit entlassen worden sind?
Vielen Dank fuer die Antworten!
Stephan (Haertel)
Hallo Stephan !
Zu der Zeit waren Soldaten nur zeitweise als solche eingezogen, sondern wurden über große Zeitspannen freigestellt, hatten sich aber zur Verfügung zu halten.Meisten übten sie dann den Beruf des Tagelöhners, Landarbeiters usw.aus.
Je nachdem, was sie zu der Zeit der Geburt eines Kindes gerade taten, lautete dann auch der Eintrag im Kirchenbuch.
Mein Vorfahre,Johann Philip Schweimler war eigentlich Soldat. Deshalb stand dann bei der Geburt des ersten Kindes im KB von St.Jacobi Hessen am Fallstein:
"Joh.Philip Schweimler,miles (Soldat), und Maria Margarethe Lindauen, eine Tochter geb.den 11t.Junii 1765, den 13ten dito taufen laßen."
Beim zweiten Kind stand dann im KB:
"Philip Schweimler, ein Häußler u.Tagelöhner allhier und Maria Margaritha Lindauen
ein Sohn,ehelich,geboren den 20.October 1767,den 25.dto.taufen laßen."
So geht es weiter bis zum sechsten Kind.
Dort ist dann wieder eingetragen:
"Philip Schweimler, miles(Soldat) und Maria Margaretha geb.Lindauen, eine Tochter, geb. den 21t.Junii 1776 , den 23ten ejuso tauffen laßen: (Maria) Margaretha Elisabeth.
Gruß
Jürgen(Schweimler)
Hallo Stephan,
beim anhaltischen Jägercorps von 1795 verhielt es sich ebenso, wie schon erwähnt.
Man wurde rekrutiert bzw. angeworben, diente eine gewisse Zeit und wurde dann beurlaubt, um hin und wieder auf Befehl zur Verfügung zu stehen bzw. im Kriegsfall (1807 - dann Bataillon Anhalt) "einberufen" zu werden. In der Zwischenzeit ging man ganz normal seinem Beruf nach (Handwerker, Bauer usw.)
Je nach Zeitpunkt gab man beim Herrn Pfarrer dann seine Berufsbezeichnung an.
Interessant ist bei den noch vorhandenen Stammrollen die Angabe des Geburtsortes, falls also jemand zwischenzeitlich umgezogen sein sollte und man vergebens in den KB sucht, eine eventuell erfolgversprechende Quelle.
Mit freundlichem Forschergruß
Michael
aus Dessau-Roßlau
-----Original-Nachricht-----
Hallo allerseits,
ich haette gerne einmal von euch moeglichst scharfsinnige (und gerne
auch in irgend einer Form fundierte) Ideen dazu, wo sich junge
maennliche Adlige aus so unterschiedlichen Gebieten, wie dem
Magdeburgischen Holzkreis und der Herrschaft Ruppin vor 1614 kennen
gelernt haben koennten.
Universitaet muss ich in diesem Fall leider ausschliessen (erfolglos
recherchiert und von vornherein eher unwahrscheinlich).
Militaerdienst halte ich im Grunde auch fuer eher unwahrscheinlich,
weil zumindest die eine Seite (mein aus der Herrschaft Ruppin
stammender Vorfahre) wohl keinen Mililtaerdienst abgeleistet hat (es
waere sonst sehr wahrscheinlich in einer mir vorliegenden Beurteilung
meines Vorfahren von dritter Seite erwaehnt worden - zumindest wurde es
bei anderen in der gleichen Quelle genannten Personen jeweils mit
erwaehnt).
Am ehesten glaube ich selbst entweder an einen gemeinsamen Besuch einer
Schule fuer junge Adlige (mit Schuelern aus verschiedenen Staaten) oder
an eine Art "Ausbildung" (Pagendienst?) an einem womoeglich fremden
Fuerstenhof.
Hintergrund meiner Frage: es geht mal wieder um meinen "Dauerpatienten"
Arndt v. Sandow (den spaeteren Deutschordenscomtur zu Langeln), ueber
dessen Vorgeschichte ich bisher so gut, wie nichts weiss.
Ueber seinen Freund, Hans Christoph v. Schkoeln aus Gross Salze (heute
ein Teil von Schoenebeck/Elbe) weiss ich bisher lediglich, dass dieser
ihn offensichtlich gut genug gekannt hat, um im Jahre 1614 (beim
Eintritt meines Vorfahren in die Deutschordensballei Sachsen) seine
koerperliche und geistige Gesundheit ebenso eidlich bezeugen zu
koennen, wie seine Ritterbuertigkeit.
Gruesse!
Giacomo-Marco