Milchhändler in Hamburg 1876

Hallo Listenleser,
Mein Urgroßvater Heinrich BRANDT, aus Mecklenburg erwarb 1876 den
Gewerbeschein für den Milchhandel in Hamburg. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt
Reeperbahn 33, dort, wo später die Deutsche Bank erbaut wurde - so erzählte
man mir.
Bei Richard J. Evans:" Tod in Hamburg" S. 226 ff lese ich erschreckende
Darstellungen der unhygienischen Zustände des Milchhandels in Hamburg.
Nun stellen sich mir Fragen.
1. Auf dem Gewerbeschein lese ich nichts von Auflagen, gab es die nicht? in
Bezug auf Räumlichkeiten z. B.?
2. 1878 sollen 80% der Milchproben verfälscht gewesen sein. Kam es zu
Anzeigen? Gibt es Aufzeichnungen darüber, oder waren das Kavaliersdelikte?
3. Heinrich Brandt wohnte Reeperbahn 33. Laut Familiensaga zog er nachts mit
Hund los, um die Milch zu holen, wo gab es denn Bauern, die er zu Fuß
erreichen und von denen er Milch beschaffen konnte? Es gab doch sehr viele
Milchhändler. Wahrscheinlich hatte er keinen Keller, in dem er die Milch
lagern konnte, musste also alle Milch verkaufen.
4. Gab es feste Preise für Milch, oder machte jeder Händler seine eigenen?
  Gibt es weitere Beschreibungen über Lebens -und Arbeitsweise der
Milchhändler? Gibt es Steuerlisten, aus denen hervorgeht, was er ungefähr
verdiente?
  Übrigens starb er im Sommer 1892 im Seemannskrankenhaus an der Cholera, die
soll viele Milchhändler erwischt haben, sie arbeiteten wohl zuviel im
Wasser. Seine Familie hat er allerdings nicht angesteckt. Dabei soll die
Cholera doch so ansteckend sein.
  Hat jemand von Euch auch Milchhändler in der Familie und weiß Näheres?
  Solange ich Heinrich Brandt nicht in der Armesünderkartei finde, gehe ich
mal davon aus, dass er als kerniger Mecklenburger sich rechtschaffen durchs
Leben schlug, wie, kann ich mir aber nicht genau vorstellen
  Die Erforschung der Familiengeschichte ist doch immer wieder interessant,
und ich stelle fest, wie gut es mir geht und genieße dankbar ein ruhiges
Wochenende, das wünscht Euch auch
  Almut Völker, Osnabrück