Liebe Listenleser,
ich suche ja schon jahrelang nach einer Spur meines unbekannten Großvaters Andreas Wessolowski, der laut Familiengeschichte als Soldat zur Zeit des 1. WK auf das Gut Sabloczyn Kr. Neidenburg/Ostpr. kam, dort arbeitete und in "wilder Ehe" mit meiner Großmutter Maria Rozan zusammenlebte. Beide hatten vier Kinder, das jüngste war mein Vater.
Laut Überlieferung war er "Pole und katholisch", hatte einen "grünlichen Pass" und wurde "nie eingebürgert". Im April 1927 starb er etwa 30-40jährig in Sabloczyn an der Schwindsucht. Man findet seinen Namen im Adressbuch Neidenburg 1926 und auf der Geburtsurkunde meiner Tante. Mehr Informationen über ihn habe habe ich nicht. Die Unterlagen des StA Kleinkosel/Großkosel existieren leider nicht mehr, so dass ich auf andere Quellen zurückgreifen muss.
Auf dem vffow-Vereinsseminar in Sankelmark riet mir Marc Plessa, die Magistratsakten von Neidenburg durchzusehen. Doch in Allenstein sagte man mir, dass dort Bestände erst ab 1935 vorhanden seien und dass ich auf die Magistratsakten der Stadt Soldau ausweichen solle. Die Chancen waren gut, es gab zu ausländischen Arbeitskräften viele Anträge und Listen, mehrere Personalakten mit Lichtbild, sogar einige Pässe. Doch leider fand ich Unterlagen zu meinem Großvater nicht. Stattdessen aber sehr viele ähnliche Beispiele, die ich exemplarisch gut heranziehen kann.
Es zeigte sich nämlich, dass Betriebe und Landwirte zu dieser Zeit händeringend ausländische Arbeiter suchten und vornehmlich die aus dem nördlichen Masowien über die Grenze kamen. Sehr viele kamen aus der Gegend um Mlawa, Plock, Kalisch und Cziechanow.
Dafür musste der Arbeitgeber sog. "Arbeiter Legitimationskarten" in der "Deutschen Arbeiterzentrale Berlin" beantragen, die viele Abfertigungsstellen entlang der Grenze zu Polen hatte, zumindest bis 1913.
http://www.themenpool-migration.eu/download/seite_16.pdf
https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/zuwanderungsland-deutschland/migrationen/rooms/0302.htm
Nun habe ich die Hoffnung, hierüber etwas über meinen Großvater in Erfahrung zu bringen. Doch leider habe ich bei der Suche im Geheimen Staatsarchiv und im Bundesarchiv keinen Hinweis auf Listen oder Anträge zu den besagten Arbeiter Legitimationskarten gefunden.
Laut Auskunft der Archivleitung in Allenstein sollen auch im Archiv Mlawa entsprechende Unterlagen vorhanden sein. Darüber hinaus werde ich bei meinem nächsten Besuch die Notariatsakten von Soldau und Neidenburg in Augenschein nehmen.
Hat jemand unter Ihnen Erfahrung und kann mir weiterhelfen? Das wäre natürlich großartig!
Viele Grüße
Freya (Rosan)