Marginal Man?

Lutz Szemkus zitierte in einer Mitteilung vom 29.Dez.2001:

"In my opinion, however, their ethnic indifference if a factor disturbing their
integration. The refusal to acknowledge one's ethnicity evokes pejorative
associations with the sociologic notion of a 'marginal man.' The marginal
man stands on the edge of two worlds: a part of both but a partner in
neither; he is a man caught between two cultures and does not feel at home
in either. The marginal man is 'not here, but not there either.' A sense of
personal identification with an ethnic group, or groups, is essential to the
feeling of self-worth; a person who declares himself or herself to be 'a
European' or 'a citizen of the world' is trying to fool himself, but he
seldom succeeds in fooling others."

Hallo Lutz,
hallo Freunde,
wenn Soziologen in wissenschaftlichen Publikationen so ein Unsinn schreiben, dann ist es meines Erachtens nach nicht verwunderlich, dass unsere Gesellschaft krankt. Mir geht es hier um den Begriff "MARGINAL MAN". Ich kann es nur mit "geringfuegiger oder minder-(wertiger) Mensch" uebersetzen.

Ich habe mir lange ueberlegt, ob ich darauf eingehen soll oder nicht. Ich kann es einfach nicht lassen.

Hier meine Story:
Als ich letzten Jahres in Schlesien war, besuchte eine kleine Gruppe von ehemaligen Friedlaendern von 10 Personen und ich den Friedhof in Friedland. Wir unterhielten uns in deutsch. Ein aelterer Pole kam uns entgegen und sprach uns hoeflich mit einem sehr guten Deutsch an. Wir kamen ins Gespraech. Er kam mit seinen Eltern 1948 als kleiner Junge von Bochum nach Friedland. Zur gleichen Zeit als wir 'raus mussten. Die damalige Anwerbebewegung der polnischen Regierung vor allem in Frankreich und im Ruhrgebiet hiess: "Polen braucht euch!" Wir Deutsche haetten gesagt 'Heim ins Reich' oder aehnlich. Mehrere tausend, meistens Bergleute kamen. Die Eltern fuehlten sich noch als Polen, die Kinder jedoch nicht mehr. Alle wurden sehr enttaeuscht. Die Kinder sprachen kein polnisch und wurden in der Schule verachtet. Zuhause wurde weiterhin deutsch gesprochen. Ich stehe mit dem Herrn noch im regen Briefwechsel, denn das sind Einzelschicksale die mich sehr interessieren, ohne in die grosse Politik eingehen zu muessen.

Ist das ein 'marginal man'? Oder koennten das "Brueckenbauer" werden? Ist ein Gastarbeiter, ein Immigrant, ein Neuling ein 'marginal man'? Fuer manche Politiker vielleicht ja. Die Soziologen sollten hier einen anderen Begriff waehlen, der nicht so verachtend ist.

Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter

Sehr geehrter Herr Böhm!
Zu Ihrem Artickel bzw. dem Mann,der von Bochum nach Friedland ging.Gab es etwa mehrere die dieses taten?
Meine Familie kommt aus Bochum und wenn es dann so war,das sie wie in diesem Fall nach Friedland gingen,wirft das für mich wieder ganz andere Erkenntnisse in der Ahnenforschung auf!
Bin jetzt ziemlich am grübeln!
MfG Manuela Paczewitz

Guenter Boehm wrote:

Zu Ihrem Artikel bzw. dem Mann,der von Bochum nach Friedland ging.Gab es

etwa mehrere die dieses taten?

Meine Familie kommt aus Bochum und wenn es dann so war,das sie wie in

diesem Fall nach Friedland gingen,wirft > das f�r mich wieder ganz andere
Erkenntnisse in der Ahnenforschung auf!

Bin jetzt ziemlich am gr�beln!

Hallo Manuela,
das Thema der Ruhrgebiets-Polen und Frankreich-Polen die nach Kriegsende
nach Schlesien gingen, kam in dieser Liste vor ca. zwei Jahren auf.
Kurzfassung:
Polen, und auch Deutsche, wanderten nach 1875 von den preussischen
Ostprovinzen nach dem Ruhrgebiet und nach Elsass-Lothringen aus.
Elsass-Lothringen kam ja damals zum Deutschen Reich. Nach dem 1. Weltkrieg
wieder zu Frankreich. Siehe auch:
http://www.boehm-chronik.com/deutschpolnisch.htm

Nach 1945 die Aktion "Polen braucht euch!"
http://www.boehm-chronik.com/deutschpolnisch/politik.htm
"Die Mitte der 40er Jahre von den Kommunisten lancierte Parole des Aufbaus
eines demokratischen Polen, des Vaterlandes aller Polen, wurde durchaus
nicht von allen als blo�e Propaganda empfunden. Den Willen, in die Heimat
zur�ckzukehren, �u�erten polnische Emigranten aus Jugoslawien, Frankreich,
dem besetzten Deutschland, aus Rum�nien. Der politischen Zentrale lag daran,
Industriefachleute ins Land zu holen sowie polnische Kommunisten, die im
westlichen polnischen Exil t�tig waren. Die R�ckkehrer wurden in den
angegliederten Gebieten angesiedelt, vor allem in Niederschlesien. In dieser
Region sammelte sich eine Vielzahl von polnischen Gruppierungen aus den
verschiedensten Teilen Europas. Hier konzentrierten sich auch die j�dischen
Ansiedler, deren Reihen sich allerdings rasch durch die Auswanderung nach
Pal�stina lichteten.

Haupts�chlich aus politischen Gr�nden gelang es nicht, die Polen aus
Westfalen zur R�ckkehr zu bewegen. Bis Ende 1949 kamen lediglich 5.644
Personen (haupts�chlich Arbeiterfamilien); erwartet worden waren 60.000. (9)
Aus Sachsen, Th�ringen und Rum�nien kamen Bauern, die "zeitweilig" auf
gemeinsamen Gutsh�fen angesiedelt wurden, da es an einzelnen
landwirtschaftlichen G�tern fehlte....
Die mit hohen Erwartungen begr��ten polnischen Bergleute aus Frankreich
(etwa 30.000, davon einige aus Belgien) (12) lie�en sich in Niederschlesien,
im Waldenburger Revier nieder. Es waren meistens Menschen mit einer linken
Gesinnung. Entgegen der allgemeinen Auffassung wurden sie jedoch nicht zu
einer kritiklosen St�tze des Systems. Gew�hnt an einen demokratischen Staat,
an hohe politische Kultur, soziale Sicherungen und einen (am polnischen
Ma�stab gemessen) hohen Lebensstandard, waren sie von den vorgefundenen
Bedingungen schockiert. Sie f�hlten sich betrogen, waren entt�uscht von dem
Durcheinander und den hohen Preisen f�r Wohnung und Lebensmittel. In einem
bestimmten Moment fehlte es pl�tzlich an Wohnungen und Wohnungseinrichtungen
f�r die ankommenden R�ckkehrer. Das f�hrte zu einer pers�nlichen Trag�die
f�r diese Leute, die, den polnischen Regierungsvertretern Glauben schenkend,
in Frankreich ihren ganzen Besitz verkauft hatten. Nicht nur, da� sie Groll
gegen�ber der Regierung hegten. F�r zus�tzliche Verwirrung sorgte die
antikommunistische Einstellung der polnischen Nachbarn, die aus den
Ostgebieten gekommen waren. Diese wiederum hielten die Bergleute aus
Frankreich f�r erkl�rte Kommunisten. Als Folge davon isolierten sich in den
ersten Jahren die Mitglieder ein und derselben Nation voneinander; von einer
Ann�herung an die in der dortigen Industrie relativ zahlreich vertretene
deutsche Bev�lkerung konnte erst recht keine Rede sein."

Es wird vielleicht etwas zu lang. Kannst ja in meinen Webseiten nachlesen.

Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter

Kurzfassung:
Polen, und auch Deutsche, wanderten nach 1875 von den preussischen
Ostprovinzen nach dem Ruhrgebiet und nach Elsass-Lothringen aus.
Elsass-Lothringen kam ja damals zum Deutschen Reich. Nach dem 1. Weltkrieg
wieder zu Frankreich.
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Liebe Freunde,

hierbei wird leider immer vergessen, da� Elsa�-Lothringen durch den
Vertrag von Mersen (bei Maastricht) im Jahre 870 dem ostfr�nkischen
(deutschen) Reich angegliedert wurde. Der frz. K�nig Louis XIV. hat
diesen Vertrag gebrochen, als er Frankreich zur ersten Gro�macht in
Europa erhob. Dagegen k�mpfte Wladislaus von M�llenheim (1641-1689),
der am 23.04.1689 sein Leben lie� beim Angriff auf das von den Fran-
zosen besetzte Bonn unter Kurf�rst Friedrich III. von Brandenburg.

Sein Verwandter, Johann Georg von Zedlitz, Ehemann der Maria Esther
von M�llenheim, war damals B�rgermeister von Stra�burg. Um gr��eres
Blutvergie�en zu vermeiden, mu�te dieser widerwillig die Kapitulati-
onsurkunde von Illkirch vom 30.09.1681 unterschreiben. Leider hatte
er sich zuvor vergeblich um Hilfe aus dem Reich bem�ht, um die kurz
bevorstehende Eroberung der Reichsstadt durch Louis XIV. vielleicht
noch zu vereiteln.

Der von der dortigen deutschen Bev�lkerung ge�u�erte Wunsch nach so-
fortiger R�ckgliederung des Elsa� wurde aber auf dem Wiener Kongre�
im Jahre 1815 leider nicht ber�cksichtigt. Das erfolgte schlie�lich
durch den Reichskanzler Otto von Bismarck im Jahre 1871. Dessen her-
vorragende Au�enpolitik sorgte f�r eine Festigung Deutschlands, und
die durch ihn eingef�hrte Sozialgesetzgebung war damals einzigartig
in der Welt.

Ganz herzliche Gr��e aus Luxemburg

Gerd M�llenheim