Literatur: Olga Kurilo, Zoppot, Cranz, Rigascher Strand

*B�DERKULTUR: Am wei�en Strand von Selenogradsk*
Die Osteuropa-Historikerin Olga Kurilo stellt in der Urania ihr Buch "Zoppot, Cranz, Rigascher Strand" vor

*POTSDAM / INNENSTADT* - Eben noch hatten die Besucher interessiert vor den reich bebilderten Tafeln der Ausstellung �ber "Zoppot, Cranz, Rigascher Strand" gestanden. Doch kaum hatte die in Moskau geborene Osteuropa-Historikerin Olga Kurilo den Vortragsraum der Urania betreten, war es mit der Beschaulichkeit auch schon vorbei. Die quirlige, an der Viadrina Frankfurt (Oder) arbeitende Russin schien so �bervoll von ihrem Thema "B�derkultur an der Ostsee als transnationales Ph�nomen", dass sie gar nicht wusste, wovon sie zuerst erz�hlen sollte.
Am Anfang ihrer Forschungen stand die Besch�ftigung mit Ausl�ndern und speziell deutschen Protestanten in Russland. Als sie sp�ter einen Lehrauftrag an der Universit�t Greifswald erhielt, hat sie sich dort mit dem Thema "Ostseebad" infiziert und auf einer Tagung �ber Ostseeb�der erste Kontakte hergestellt. So entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum �stliches Europa Potsdam und dem Herder-Institut Marburg die Ausstellung, die eine im deutschsprachigen Kulturraum der Ostsee bis weit in das Baltikum �hnliche B�derkultur reflektiert. F�r Zoppot, Cranz und Rigaer Strand entschied sich Kurilo, weil sie jeweils als ausgelagerte Badestr�nde der Gro�st�dte Danzig, K�nigsberg und Riga fungierten, die alle einen deutsch gepr�gten kulturellen Hintergrund hatten, dann kommunistisch wurden und seit den Umbr�chen den Anschluss an eine gemeinsame Kultur des Ostseeraums suchen.
Kurilos Vortrag begann mit der medizinisch motivierten Einrichtung von Seeb�dern, die im �ltesten deutschen Ostseebad Heiligendamm bereits 1793 begann. Es folgten Travem�nde (1800), Kolberg (1802), Cranz (1816), Zoppot (1821) und etwa zeitgleich auch das zu Russland geh�rende Dubbeln (1814) am Rigaschen Strand (heute J�rmala Lettland). Mit Dokumenten und Fotos belegte Korilo die nahezu deckungsgleiche Entstehungsgeschichte, die fast immer mit der Anbindung an den Eisenbahnverkehr einherging. Mit den B�derbahnen aber wurde aus dem elit�ren Vergn�gen der Eliten Massentourismus.
Nach 1945 wurde aus Cranz bei K�nigsberg Selenogradsk bei Kaliningrad und Zoppot (Sopot) kam endg�ltig zu Polen. Auch der Rigasche Strand von J�rmala hat mehrfach die Staatszugeh�rigkeit gewechselt, bevor nach 1990 aus der einstigen Sowjetrepublik das EU-Mitglied Lettland wurde.
Es scheint, dass dem politischen Umbruch eine Renaissance der B�derkultur folgen k�nnte. Es w�re w�nschenswert, wenn die Tr�ume der Menschen in Orten wie Selenogradsk dabei nicht baden gehen m�ssten.

    * Olga Kurilo: "Zoppot, Cranz, Rigascher Strand", Be-Bra-Verlag
      2011, 157 Seiten, 19 Euro. Ausstellung in der Gutenbergstra�e
      71/72 bis Anfang September.

(Von Lothar Krone)

M�RKISCHE ALLGEMEINE 9.6.2011
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12103309/60709/Die-Osteuropa-Historikerin-Olga-Kurilo-stellt-in-der.html