"Links" (URLs zu Datenquellen) im Genealogie-Datenaustausch

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin dabei, meine überlieferten Datenbestände aufzuarbeiten.
Dabei sind mir klare Quellenbezüge (in Form von Links) z.B. zu den Digitalisaten von Standesamtsurkunden oder Kirchenbüchern oder Online-OFBs wichtig. Auch um Doppelarbeit zu vermeiden, sind Links ein wichtiges Hilfsmittel, denn etwas abzutippen, was schon da ist, ist nur eine zusätzliche Fehlermöglichkeit.

Solange ich die Ergebnisse auf meinem Computer vorhalte, ist das kein Problem.
Der standardisierte Datenaustausch nutzt aber die GedCom-Spezifikation, die nach meiner Kenntnis keine Felder für Links enthält.
Links in Notizen oder Kommentaren unterzubringen, bedeutet ja eher, sie zu „verstecken“, ist also auch keine sinnvolle Möglichkeit und standardisierte Verwendung.

Gibt es Lösungen, Konzepte oder Ideen, wie damit verfahren werden soll?

Mit freundlichen Grüßen
K. Schröer

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Sehr geehrter Herr Schröer,

ich verschiebe diesen Eintrag mal nach #genealogie-programme , in der Hoffnung, dass dort mehr zur Frage kompetente Mitleser vorhanden sind.

Viele Grüße
Flo(rian Straub)

Ich persönlich finde Links prima. Allerdings nicht in diesem Fall. Es
gibt keine Garantie, dass die Links in einem halben Jahr noch
funktionieren. Es reicht ja schon, wenn der Anbieter seine
Struktur/Datenbank ändert. Dann sind die Daten noch dort, aber über den
angegeben Link nicht mehr abzurufen.
Gerade bei Datenbestand, der auf lange Haltbarkeit abzielt, setze ich
lieber auf Daten im Direktzugriff. Der Link kann zusätzlich helfen, der
Inhalt der Information wird jedoch grundsätzlich übernommen.

Gruß, Stefan Mettenbrink.

Hallo Herr Schroeer,

Ihr Problem kann mit Programmen gelöst werden, welche den aktuellen GEDCOM Standard 7.0 umgesetzt haben. Dort wurde ein neues Kennzeichen EXID (External Identifier) eingeführt.

Zwei Beispiele:

Online-OFB
Eine Person ist unter https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I480106 zu finden (mein Urgroßvater). Dann kann dieser Link wie folgt dargestellt werden

0 @I1@ INDI
1 NAME Hinrich Christoph /Leverenz/
1 EXID I480106
2 TYPE https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=

Genealogisches Ortverzeichnis GOV
In diesem Verzeichnis haben die Orte eine eindeutige Kennung, über die sie ebenfalls verlinkt werden können.

Beispiel:
2 PLAC Delmsen, Heidekreis, DE-NI
3 EXID DELSEN_W3041
4 TYPE http://gov.genealogy.net/

Die „Spielregel“ ist, dass der gesamte Link aufgeteilt wird in einen Stamm (der unter TYPE eingestellt wird) und eine Element-spezifische ID, die unter EXID eingestellt wird. Analog können auch digitalisierte Kirchenbücher, Standesamtsunterlagen etc referenziert werden. Das lesende Programm kann daraus den Link zusammensetzen und damit u.a. in der Anzeige eine Verlinkung aufbauen.

Die Umsetzung hängt davon ab, ob Ihr Programm das EXID und EXID.TYPE eingerüstet hat.

Viele Grüße
Albert (Emmerich)

Vielen Dank für die Antworten!
(Sie widersprechen sich m.E. auch nur auf den ersten Blick.)

(1) Es gibt (zum Glück) schon sehr viele Datenbanken (d.h. genealogische Daten im Internet), und deshalb braucht es im Datenaustausch-Standard die Möglichkeit, Links datentechnisch „sauber“ zu erfassen und zu übertragen. Das ist - vielen Dank für die Info - in GEDCOM 7.0 geschehen.
(Ich möchte auch unterstellen, dass „offizielle“ Quellen - wie archinsys, archion, matricula oder die Online-OFBs und GEDBAS - vorhandene und von anderen genutzte Bezüge nicht „zerstören“.)

(2) Es kommt dann allerdings nicht nur auf das individuell genutzte Genealogie-Programm an, sondern auch die Datenübernahme in die Online-OFBs und in GEDBAS sollte mit GEDCOM 7.0 auch die Links übernehmen können (und sie dann auch wiedergeben).
Ist so etwas geplant?
(Dann ziehen die Programme, die noch gepflegt werden, wahrscheinlich schnell nach.)

Man hat doch bei den Online-OFBs oft die Situation, dass die Geburt in OFB-A zu finden ist und Heirat und Tod in OFB-B. (Im besten Fall findet man noch in den Bemerkungen den Hinweis auf den jeweils anderen Nachweis.) Da wäre es doch viel besser, wenn man in einem OFB gleich den Link auf den Eintrag im anderen finden würde.

(3) Wenn man dann noch die Möglichkeit vorsehen würde, Daten aus den Online-OFBs und GEDBAS via GEDCOM 7.0 (und inkl. des Links, wo die Daten herkommen) in den eigenen Datenbestand zu übernehmen, hätte man sie auch (zur Sicherheit) im Direktzugriff.

Es ist also Licht am Horizont, aber es wird vielleicht noch ein bisschen dauern.

MfG
K. Schröer

Hallo Klaus Schroeer,

zu 1: die in GEDBAS und in den Online-OFBs genutzten Links sind den Personen-IDs aus den GEDCOM-Dateien entnommen. Es gibt Programme, die bei jedem Export diese IDs neu erstellen. Mit diesen Programmen hat der Einsender keine Chance, die Links bei einem Update zu retten. Der GEDCOM Standard sagt auch eindeutig, dass diese IDs nur innerhalb der GEDCOM Datei eine Bedeutung haben und nicht darüber hinaus. In beiden Systemen werden bei Updates auch die alten Bestände komplett durch die Daten aus der neu angelieferten Datei ersetzt. Bis hin zur Möglichkeit, eine Datei aus GEDBAS oder ein OFB komplett zu löschen. Werden bei einem Update zuvor doppelt erfasste Personen zusammengeführt, fehlt zumindest einer der beiden Links nach dem Update. Eine Garantie, dass ein direkter Link auf GEDBAS oder ein OFB auch in Zukunft die gleiche Person findet oder überhaupt etwas findet, gibt es also nicht. Online-OFB und GEDBAS sind in jedem Falle Sekundärquellen. Diese sind grundsätzlich kritischer zu betrachten als Primärquellen (Kirchenbücher, Standesamts-Register etc.).
Es gibt auch keine Garantie, dass andere Systeme in Zukunft dieselben Internetadressen nutzen. Manchmal wechselt ein großer Anbieter auch seinen Domain-Namen, dann funktioniert gar kein Link mehr.
Das zitieren von Internet-Links ist also deutlich weniger empfehlenswert als das direkte Zitieren von z.B. Kirchenbüchern inkl. Seite und lfd. Nr… Beim Zitat aus GEDBAS und OFB empfehle ich auch, zumindest zusätzlich den Namen der Person und ihr aktuell angegebenes Geburtsdatum mit zu zitieren, dann kann man im jeweils aktuellen Stand nachsehen, ob die Person unter einer anderen ID noch vorhanden ist.

Auch der Link auf Orte im GOV kann in selteneren Fällen ins Leere führen. Das liegt daran, dass es auch im GOV vorkommt, dass Orte doppelt angelegt werden und später zusammengeführt werden. Allerdings hat das GOV eine interne Speicherung der früheren Kennungen und der neuen Kennung, so dass es umlenken kann auf die neue Adresse. So etwas haben GEDBAS und die Online-OFB nicht.

zu 2: es laufen zur Zeit Diskussionen, die bereits vorhandene Verlinkung zwischen OFBs auf „ähnliche Personen“ in den Online-OFBs zu schärfen und bereits ermittelte Übereinstimmungen von Personen mit anzeigbar zu machen. Der Problemkreis zu 1 spielt auch hier mit hinein, da nach einem Update eines OFB in der Anzeige des anderen OFB ja die Links ggfs. korrigiert werden müssen. Damit ist zu klären, statt der GEDCOM-ID eine andere Größe zur Identifikation der Personen heranzuziehen, z.B. die UID. Diese wird automatisch beim Anlegen eines Datensatzes erzeugt, ist aufgrund ihrer Struktur weltweit einmalig und soll bei jedem Datenaustausch unverändert bleiben. Bei Zusammenführen von Dubletten sollen alle UID unverändert erhalten bleiben. Das wird aber längst nicht von allen Programmen ausreichend unterstützt.

zu 3: das ist Entscheidung der Einlieferer. Da es unangenehme Zeitgenossen gibt, die komplette Datenbanken kopieren, sofern das möglich ist, und dann unter eigenem Namen und ohne Angabe der ursprünglichen Quelle an anderen Stellen wieder veröffentlichen, wird in den meisten Fällen entschieden, dass ein Download der Daten nicht möglich ist. Bei den Online-OFB ist es grundsätzlich so, bei GEDBAS entscheidet der Einsender. Ich gebe meine Daten nicht frei zum Download. Ich halte es im Sinne der ohnehin bei Datenübernahme aus GEDBAS oder aus Online-OFB (Sekundärquellen!) dringend empfehlenswerten Gegenprüfung in den Primärquellen für einen vergleichsweise geringen Aufwand, auch die Daten selber neu aufzunehmen, zumal es ja auch abgeglichen werden muss mit schon im eigenen Bestand vorhandenen Daten. Ob es in Ausnahmefällen über einen direkten Kontakt zum gegenseitigen Austausch von (Teilen der) GEDCOM-Dateien kommt, ist den Beteiligten überlassen.

Viele Grüße
Albert (Emmerich)

Lieber Herr Emmerich,
vielen Dank für Ihre Zeit und die interessante Diskussion.
Ich würde den Faden gerne „weiterspinnen“.

(A) Referenzen:
Ich stimme völlig zu und arbeite selbst auch so:
Eine Kopie der Originalseite aus der Primärquelle (z.B. eines Kirchenbuchs) ist die zweifelsfreie Referenz. Ich lege das z.Zt. auf meinem MagentaCloud-Bereich ab, z.B. https://magentacloud.de/s/aANPZdgSs4ttBxy. Da dies von offiziellen Digitalisaten heruntergeladen ist, sind auch die Klartext-Referenzen (s. dazu mein Beispiel) auf Kirchenbuch, Register, etc. enthalten (für den Fall, dass (in diesem Fall) sich die Archion-URL ändert).

(B) Dann wäre doch folgendes Vorgehen „ideal“:

  • Es wird ein Genealogie-Wiki eingerichtet, wo nur Ereignisse abgelegt sind, zu denen auch ein Scan der Primärquelle abgelegt ist (den auch jeder einsehen kann).
  • Das Wiki „gehört“ nicht einer Religionsgemeinschaft oder einem Privatunternehmen, sondern einem gemeinnützigen Verein (mit Sitz in DE oder EU, z.B. CompGen e.V.).
  • GEDBAS und die OFBs ziehen nach und nach in dieses Wiki um und die OFB-Moderatoren werden zu „Ortsmoderatoren“ in diesem Wiki.
  • Die Hauptaufgabe der Moderatoren ist es dann, die „aktuell gültige Transkription“ dessen, was in der Primärquelle steht, festzulegen. (Darüber kann man dann auch im Wiki gut diskutieren.)

(C) Genealogie-Programme könnten dann auf diesen Datenbestand zugreifen (d.h. auch: kopieren und persönliche Informationen im lokalen Datenbestand ergänzen), denn das ist m.E. allgemeines Kulturgut, das jedem zur Verfügung stehen sollte.

(D) Geschäftsmodelle für „unangenehme Zeitgenossen …, die komplette Datenbanken kopieren“ entfallen m.E. damit.
Im Übrigen: Die größte Kopieraktion war m.E. doch die Erstellung von Mikrofilmen von allen greifbaren Kirchenbüchern durch LDS-Anhänger unter amerikanischer Militäradministration nach 1945 - die bis heute kommerziell und zum Vorteil einer religiösen Sekte ausgenutzt werden.

Viele Grüße
Klaus Schröer

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Gewagte These.
Selbst GEDCOM 7 wird von allen Programmen unterstützt, die noch gepflegt
werden. Wenn der Bedarf fehlt und die Neuerungen nicht erforderlich
scheinen, baut man GEDCOM 7 nicht ein.
Links als Quellen im Internet halte ich für kritisch, da sie nichts
dauerhaftes sind. Darauf würde ich grundsätzlich nicht (allein) setzen.
Warum sollte das für einen Programmentwickler interessant sein, dass er
schnell nachzieht?

Gruß, Stefan Mettenbrink.

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(D) Geschäftsmodelle für „unangenehme Zeitgenossen …, die komplette
Datenbanken kopieren“ entfallen m.E. damit.

Sehe ich nicht.
Wenn man es abgreifen kann, wird es abgegriffen.

Im Übrigen: Die größte Kopieraktion war m.E. doch die Erstellung von
Mikrofilmen von allen greifbaren Kirchenbüchern durch LDS-Anhänger unter
amerikanischer Militäradministration nach 1945 - die bis heute
kommerziell und zum Vorteil einer religiösen Sekte ausgenutzt werden.

Was heute ein Großteil der Genealogen gut finden.
Wer sonst hatte sich bis dahin die Mühe gemacht?
Wie weit da kommerzielles Interesse hinter steht, kann ich nicht
beurteilen. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass hier religiöses
Interesse vorherrscht und gegen Entgeld auch anderen Interessenten
Zugriff gewährt wird. Ich sehe das nicht als verwerflich an. Auch wenn
ich deren religiöse Meinung nicht teile.

Gruß, Stefan Mettenbrink.

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Ich verwende in Gramps das Feld „Band/Film/Seite“ der Quellen/Fundstellenangabe für Links.
Das sieht dann exportiert nach Gedbas und Geneanet so aus:

https://gedbas.genealogy.net/person/show/1261804522

Geneanet erkennt die URL und macht automatisch einen Link daraus. Vielleicht kann man das Gedbas auch noch beibringen.
Die Vergänglichkeit von URLs ist mir bekannt. Aber so setze ich einen Quellennachweis. Wenn der mal nicht mehr funktionieren sollte, weiß ich wenigstens, wo ich die Daten mal gefunden habe.

webtrees hat dies ebenfalls über das GEDCOM-Kennzeichen PAGE so umgesetzt.

Viele Grüße
Peter (Schulz)