Guten Abend Herr Oswald,
Noch ein Nachtrag zur Lesart der Gegend:
In Anbetracht des Wikipedia-Artikels und der Doppelpunkte im handschriftlichen Dokument denke ich mittlerweile, dass die beste resp. Richtigste Lesart wohl „Nüechtland“ wäre.
Natürlich ist das nur eine Feinheit, die an Fribourg in der Schweiz nichts ändert, aber halt einfach damit man auch die beiden Punkte nachvollziehen kann.
Noch was habe ich dazu: Im Internet habe ich nichts Vernünftiges = Einleuchtendes als Erklärung zu „Nüechtland“ gefunden. Da ich mich ja auch sonst ein wenig mit Sprachgeschichte und Linguistik beschäftige, hat mich es natürlich gereizt, irgend etwas „plausibles“ zu diesem Regionalnamen durch Indizien herauszufinden, wobei das natürlich nur ein Spekulieren sein kann (= so könnte es sein), kein Beleg „so ist es“. Aber vielleicht ist es ja nachvollziehbar , was ich durch die Aussagen in verschiedenen etymologischen Wöbü, Sprachwörterbü da zusammengestellt habe.
Nüechtland erinnert schon sehr an das Wort „nüchtern“. Laut Schmeller (bayerisches Wöbu) ist ein „nüchtern Stück Brot“ ein übrig gebliebenes Randstück. → Randstück, übrig geblieben
Laut Kluge und Pfeifer dürfte „nüchtern“ mit dem lateinischen „nocturnus“ (Nacht) zusammen hängen. Im Kluge heißt es ferner (Zitat) Es ist […] nicht auszuschließen, dass ein [älteres] Erbwort sekundär an lateinisch „nocturnus“ angeglichen wurde.
Der Pfeifer führt in seiner Liste dazu auch mittelhochdeutsch uohte und uhte (ebenfalls mhd) zu „nüchtern“ auf und erwähnt, dass in einigen deutschsprachigen Landschaften daraus „Ucht“ geworden ist.
Der Schmeller geht auf das anlautende n- ggü dem fehlenden Vokal im Mittelhochdeutschen ein und weist dieses n- als aphärsierte (= durch Buchstabenausfall verkürzte) Präposition aus, welches sich an das originäre mhd Wort angeheftet habe und dadurch den Anschluss an lateinisch nocturnus ermöglicht habe.
Ich finde, das klingt so weit alles ganz plausibel, vor allem erklärt es auch den schweizerischen Landschaftsnamen, der sowohl mit N- als auch ohne diesen Buchstaben vorkommt.
Nur: es erklärt noch bei weitem nicht, woher dann das mhd uohte kommt. Die Erklärung „älteres Erbwort“ ist mir zu wenig. Aber eben bis genau hier sind die Deutungsversuche über die Sprachwissenschaftler belegt.
Spekulieren? Warum nicht. Ich habe eben schon auf das „übrig gebliebene“ bzw. „Randstück“ hingewiesen. Fribourg liegt in der Westschweiz. Damals an der Sprachgrenze zum Romanischen (heute ist Fribourg selbst französischsprachig, damals aber nicht). Sprachgrenze = Rand.
Westen = dort wo das Licht am Tag zuletzt verschwindet = übrig geblieben
Das Land, in dem man deutsch sprach, in dem das Licht am spätesten verschwindet. Wäre meine Theorie.
Erbwörter kämen aus noch älteren Sprachen, also z.B. Keltisch, Etruskisch, Vaskonisch. Wenn ich das o.g. Rand, bzw. Übrig bleiben weg lasse, finde ich im keltischen ein ähnliches Wort für Gipfel, Höhe. Aber das ist m.E. Nicht charakteristisch genug um namensgebend zu sein. Wenn ich mir die (recht flache) Geländeform vom Üechtland anschaue, dann finde ich, passt das ebenfalls ähnliche Wort „Brustkorb“ auch nicht. Und ob ich mit „Testament“ bzw. „Erbe“ irgend was Sinnvolles mit Üchtland verbinden soll können? Vielleicht ähnlich wie die Juden auf ihr gelobtes Land Israel als „Erbland“ pochen? Entsprechend „angestammtes Land“? Möglich, bin aber selbst nicht davon überzeugt. Im Vaskonischen finde ich nur ein ähnlich klingendes Wort mit der Bedeutung „Honig“. Jetzt müsste man überprüfen, ob das Üechtland innerhalb der schweizer Alpen besonders honigreich (= bienenreich) ist.
Kurz: alles nicht so recht überzeugend.
Eine gute Nacht wünscht
Alexander Peren