Lesehilfe erbeten KB Niebudszen 1729

Liebe Alle,

kann mir jemand bei der Entzifferung des folgenden Traueintrags aus dem KB Niebudszen vom 17. Februar 1729, den ich auf FamilySearch gefunden habe, helfen?

Ich lese: Hans George WEICHLER aus Sadwitschen, Anna Catharina ??? aus ???, 17. Februar.
Die schlechte Qualität bitte ich zu entschuldigen. Herzlichen Dank für Eure Hilfe.

Viele Grüße, Tillmann (Tegeler)

Sehr geehrter Herr Tegeler,

Ich antwort nur, weil Sie noch überhaupt keine Antwort erhalten haben und ich einigermaßen lesegeübt bin. Aber mein großes Manko ist, dass ich die Region ow-Preussen rein überhaupt nicht kenne. Weder die Ort noch die Familiennamen.

Also völlig unbedarft würde ich lesen beim Familiennamen Pasznaum, wobei das Pas- (langes s, muss also in der Wortmitte sein, kann nicht am Wortende stehen) ziemlich klar ist, danach z oder g oder p dann das -naum ist auch wieder ziemlich klar.

Den Ort würde ich ich als Aussenbach oder Anssenbach lesen. Das A am Beginn ist ziemlich klar, die beiden langen s in der Wortmitte ebenso und das -bach am Ende auch; evtl noch -nach (vgl. Ander-nach), aber ich glaube eine Oberlänge zu erkennen, was auf ein b deuten würde.

Vielleicht hat ja jetzt ein Ortskundiger eine zündende Idee?

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Tag

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Guten Abend Herr Tegeler und Herr Peren,

ich habe gerade beim genealogischen Ortsverzeichnis mit Wildcarts (A*ach) gesucht. Das Ergebnis sind drei mögliche Treffer:

  1. Aulenbach, Auluwönen
  2. Auerbach, Kreis Wehlau
  3. Ackerbach

Die letzten beiden sind etwas weiter weg, aber nicht undenkbar. Vielleicht können Sie mit dieser Hilfe die Schrift etwas besser entziffern, Herr Peren?

https://gov.genealogy.net/search/name

Einen schönen Abend noch,
Heike (Wessel)

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Guten Abend Frau Wessel,

Tja… Nasereib …. Schwierig.
Beim Ortsnamen sehe ich EIGENTLICH bei dem Doppelkonsonanten eine Unterlänge. Das würde EIGENTLICH ein Doppel-L ausschließen.

ABER: Die Unterlänge ist nicht besonders ausgeprägt, somit könnte es durchaus ein zu lang geratenes L sein, wo der Grundhaken bis in die Unterlänge geht.

Wie sagt schon die Werbung: Nichts ist unmöglich…

Also wenn, dann ist es höchstens Aulenbach.

Theoretisch könnte auch am Wortbeginn kein A- stehen, sondern ein Ch-. Dann wäre es so was wie Chussenbach.

Vielleicht findet sich ja noch die Lösung.

Allzeit viel Forscherrfolg wünscht nebst einem schönen Abend

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Liebe Heike, lieber Herr Peren,

herzlichen Dank für die Ideen zur Entzifferung. Angeregt dadurch bin ich auf Paszunus gestoßen - auch wenn einiges dagegen spricht. Vielleicht aber doch eine mögliche Richtung…

Viele Grüße
Tillmann (Tegeler)

Paszmann wäre auch noch eine Möglichkeit beim Namen der Braut.
Vielleicht kriegst Du weitere Infos, wenn Du nach Kindern oder die Todeseinträge der Beiden
suchst. Ich hatte schon mal grob geschaut. Die Indexierung ist so gruselig, dass man alles Bild für Bild durchgehen müßte.

Das ist wohl wahr, dass man hier nicht auf die Indexierung zurückgreifen kann. Die Qualität der Aufnahmen ist nicht die beste. Insofern hilft wohl nur durchblättern.

Hallo Tillmann,

hier findest du Niebudzen, Kr. Gumbinnen auf einer Karte.

Sadweitschen, Kr. Gumbinnen

Literaturhinweis: H. Baranski: Die Taufregister der deutsch-reformierten Gemeinde Sadweitschen, Kr. Gumbinnen 1714 - 1735, in „Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 26“. Hamburg 1974. (liegt mir nicht vor)

Anbei die betreffende KB Seite:

Auszug:

Gruß
Andreas (Meininger)

Danke, Andreas!

Hallo Tillmann,
ich lese im ersten Anlauf Pasznauin, und denke, in diese Richtung sollte man mal weiter prüfen, denn: die weiblichen Nachnamen werden immer mit -in beendet, und bei Durchsicht der anderen indizierten Daten in diesem KB findet sich auf FamilySearch immer wieder der Name Passau, Paszau, Pasenau etc.

Der Ort könnte eine Abkürzung für Aussinlauken sein (Aussinlauken), wobei ich mir da nicht sicher bin, aber es würde zumindest halbwegs nahe bei Sadweitschen liegen. Andererseits bin ich mir beim Anfangsbuchstaben auch nicht sicher, habe nur bisher keinen vergleichbaren Ort, der mit ‚A‘ beginnt, in diesem KB gefunden (bisher).

In dem gleichen KB (DGS-Nummer 102682599) sind die Geburten eingetragen, vielleicht finden sich von diesem Paar Kinder, wo mit sehr viel Glück der Nachname der Ehefrau erwähnt wird, oder sich über die Paten etwas erschließt.
Auf die Schnelle gefunden: vermutete Kinder Elisabeth *24.11.1729 und Anna Maria *05.12.1732 finden sich hier:

Viele Grüße,
Martin

Lieber Martin,

an ‚Passauer‘ hatte ich auch zunächst gedacht, es dann aber wieder verworfen, da eine Zuwanderung aus Süddeutschland (Salzburger) erst nach 1729 einsetzte. Aber der Hinweis auf die weibliche Form ist sehr gut.

Danke für die beiden Links auf die Kinder der beiden. Ich habe inzwischen die Indexierung korrigiert. Und die Paten haben mich auch weitergebracht (allerdings weniger beim Nachnamen der Mutter als vielmehr in anderer Hinsicht, was die Familienkonstellation angeht).

Viele Grüße
Tillmann

Nachtrag: Bei Hans George WEICHLER soll es sich um einen Nassauer handeln. Da die Einwanderer oft zunächst untereinander heirateten, könnte dies auch einen Hinweis auf die Herkunft seiner Frau geben.

Hallo Tillmann,

vielleicht von Interesse:

  1. Baltzerisches Schultzenambt
    Seite 5: Szadewetschen: Nr. 419. Georg Weichler in: „Schweizer-Kolonisten in Ostpreussen“.

Seite 6: Es kamen auf königl. Kosten in das Land und etablierten sich dergestalt : No. 1-82, 87-88,
91-114, 122-123, 127-128, 131-133, 135-138, 154-175, 182-185, 203-217, 220-225, 229, 234-238, 241-257, 259-261, 266-269, 271-294, 317-319, 329, 363-368, 376-393, 411, 416 bis 432, 435-436, 441-454.

Quelle:
Schweizer-Kolonisten in Ostpreussen
Tobler, Gustav
Bern, 1896
Zentralbibliothek Zürich
Shelf Mark: 1896/131
Persistent Link: ZB Zürich / Schweizer-Kolonisten in Ostpreussen

Gruß
Andreas (Meininger)

Lieber Andreas,

danke für den Hinweis. Ich habe auch schon mal gelesen, dass WEICHLER aus der Schweiz stammen soll. Ich vermute eher eine Nassauer Herkunft, wie sie die Generaltabelle von 1736 nennt:

20230413_170619

Quelle: Horst Kenkel, Amtsbauern und Kölmer im nördlichen Ostpreußen um 1736. Hamburg 1972. (Sonderschriften VFFOW 23), S. 74.

Viele Grüße
Tillmann

Lieber Andreas,

Dein Hinweis auf die Schweizer Herkunft hat mich nicht mehr losgelassen. In der Prästationstabelle von 1736 ist Joh. George WEICHLER eindeutig als Nassauer gekennzeichnet. Dagegen führt ihn Tobler ebenso eindeutig als Schweizer. Er bezieht sich dabei auf den Etat der Schweizerkolonisten von 1720 aus dem Staatsarchiv Bern. Jetzt müsste man diese Quelle konsultieren. Weiß jemand, ob sie irgendwo publiziert worden ist? Vielleicht gibt es auch andere Orte, an denen man die Angaben verifizieren kann.

Viele Grüße
Tillmann

Zu Auswanderern aus dem Kanton Bern gibt es das „Mannrechtsrodel“, das die Rückgabe von Bürgerrechten 1694 -1754 auflistet: dort wird kein Weichler genannt. Es kann natürlich sein, dass jemand ausgewandert ist, ohne sich „offiziell abzumelden“.
Ob es im Staatsarchiv Bern (also dem Archiv des Kantons) einen „Etat der Schweizerkolonisten“ gibt, der über den eigenen Kanton hinausgeht, kann ich nicht sagen - zumindest mit diesem Schlagwort wird im Katalog nichts gefunden: evtl. ist das aber auch nicht die korrekte Quellenangabe.

Vielen Dank. Es hilft wahrscheinlich nur eine Anfrage in Bern, ob es diese Quelle im Staatsarchiv gibt. Ich werde mich dorthin wenden.

Das Problem bei WEICHLER ist, dass es den Namen heute weder in der Schweiz noch in Nassau gibt. Deshalb ist es umso wichtiger, die Recherchen in beiden Regionen fortzusetzen.