Lehrlinge im Ruhrgebiet Mitte der 1950er Jahre

Hallo Susanne und Hans-Jürgen,

guter Ansatz, die NRW-Freunde anzuschreiben. Vielleicht können die etwas dazu sagen.

Es geht mir darum, wie und ob damals die hiesigen jungen Leute ins Ruhrgebiet abgesogen wurden,denn ich kann mich erinnern,
dass in den Schulen von Werbern aus NRW über den Beruf des Bergmanns und die dortigen Verdienstmöglichkeiten erzählt wurde.
Da in diesen Jahren die Lehrstellen in den ländlichen Räumen der Westküste sehr sehr knapp waren, hatten einige meiner Klassenkameraden Interesse. Ob es danach mit der Lehrstelle im Pütt klappte, weiß ich nicht mehr. Es gab jedoch auch Lehrstellen in anderen Berufsfeldern, so für Dreher, Maschinenschlosse oder Starkstromelektriker.

Ob es Lehrstellen waren, die für Lehrlinge aus S.-H freigehalten wurden, ob es ein Auswahlverfahren gab
oder auch über den Kostenträger würde ich gern Informationen haben.

Gruß
Jan

Moin Moin aus Mülheim/Ruhr,

ich habe mich hier auch etwas umgehört und umgesehen.

Ich nehme an, dass die jungen Leute von den Arbeitsämtern direkt zu den Arbeitgebern vermittelt wurden. Die Bergwerksgesellschaften unterhielten inzwischen ganze Stadtteile, die man deswegen errichtete, um Personal aus anderen Regionen anwerben zu können. Sie entstanden jedoch schon Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach dem II. Weltkrieg hatte man auch sogenannte Pestalozzi-Häuser gegründet. So hießen die die großen Lehrlingsheime. Es gab aber auch kleinere Wohneinheiten, wo eine Bergmannsfamilie die Jugendlichen aufgenommen hatte. So lernten die nicht nur unter Tage, sondern auch außerhalb der Arbeitszeit.

Ob es Unterlagen dazu gibt? Ich glaube schon, jedoch bestimmt noch nicht freigegeben aus Datenschutzgründen. In Dortmund gibt es ein Wirtschaftsarchiv, wo man zumindest ältere Personalakten von einigen Firmen einsehen kann. Ist dem Landesarchiv NRW zugeordnet. Funktioniert aber nur, wenn der Arbeitgeber schon bekannt ist.

Andere Quellen wüsste ich derzeit auch nicht.
Selbst meine Schwiegereltern kennen diese Lehrlingshäuser und kannten auch einige, die aus S-H kamen. Mein Schwiegervater hatte in den 50er Jahren in Essen/Ruhr gelernt.

Zu diesem Thema gibt es im LWL-Museum in Dortmund Zeche Zollern eine Ausstellung mit dem Titel "Keine Herrenjahre".
https://www.lwl.org/industriemuseum/standorte/zeche-zollern/dauerausstellung/waschkaue

Mit freundlichen Grüßen
Jörn Diedrichsen
joerndiedrichsen@gmx.de
Öffentlichkeitsarbeit
Roland zu Dortmund e.V.