Liebe Listenmitglieder,
ich möchte Euch etwas nicht vorenthalten, was in diesen Tagen in unserer
Tageszeitung stand. Da ich mindestens 2 Generationen Lehrer (SCHOLZ, um
Schweidnitz herum) besitze, berührt mich dieser Artikel.
Kürzlich jährte sich der 450. Todestag Melanchthons. Als Wegbegleiter
Luthers hatte er großen Anteil an der Reformation.
Melanchthon, Rede über das Elend der Lehrer (1533):
"Keine Gruppe in der Gesellschaft scheint mir unglücklicher zu sein, nicht
einmal die, die im Zuchthaus zwangsarbeiten muss. Ich will einmal mit einem Beispiel beginnen. Wenn nämlich zum ersten Mal ein Junge zu einem
Lehrer gebracht wird, auf dass er zur Bildung und Tugend geführt werde,
dann schaut euch einmal an, in was für ein hartes Geschäft voller Mühe und Gefahren er sich einlässt.
Denn noch bevor ein Junge vom Alter her geeignet ist, in die Schule geschickt zu werden, ist er durch die Nachgiebigkeit im Elterhaus bereits
verdorben, hat Laster bereits kennen gelernt und sie gründlich ausgekostet. Er bringt von Haus aus nicht nur keine Liebe und Bewunderung
für die Welt des Wissens mit sich, sondern einen geradezu heftigen Hass
gegen derlei Sachen, dazu Verachtung der Lehrer und schändlichste Erfahrungen durch häusliche Vorbilder. Mit einem derartigen Monster muss sich ein Lehrer herumstreiten. Wenn du etwas erklärst, geht der Geist des Jungen auf Wanderschaft; damit er dem Unterricht letztlich folgen kann,
muss man ihm alles sechshundert Mal einschärfen, bis in seinem widerspens-
tigen Geist etwas hängen bleibt. Wenn du ihn nur ein wenig aus der Kon-
trolle lässt, fließt all das so oft Gesagte wieder aus dem Gedächtnis des
Jungen. Wenn du ihn anhältst, wiederzugeben, was er gelernt hat, dann in der Tat könntest du vollends sehen, wie er sein Spiel mit dem Lehrer
treibt. Denn für den Jungen in seiner Widerspenstigkeit ist es eine Lust,
irgendetwas herauszuposaunen, was den Lehrer fuchst und in Rage bringt...
Diese hübschen Bengel aber, wenn sie uns schon mit allem Fleiß ermüden, sind obendrein rotzfrech gegen uns."
Übrigens hat ein Student Melanchthons namens ROGGE die ersten Gymnasien
in West/Südpreußen geschaffen. Die Vorfahren meines verst. Mannes
lebten bei Königsberg/Landsberg in der Neumark.
Dies habe ich einem "Deutschen Geschlechterbuch" entnommen.
Mit freundlichen Grüßen
Anita Rogge