Latein GLACCONIS = SMARZLY?

Hallo,

habe mal wieder eine/zwei Frage/n an die (Alt)Latein-Experten:

- kann man den Familiennamen "GLACCONIS" von dem lateinischen Wort "glacialis" (Eis) ableiten ? falls ja -->

- könnte man als Glacconis auch den slawischen Familiennamen ZMARZLY übersetzen (Zmarzly heißt in deutscher Sprache in etwa "gefroren / erfroren") ?

Hintergrund: in einer Urkunde vom 26.06.1313 erscheint in Oberglogau ein Schöffe namens Peter Glacconis. Ich versuche mir Sicherheit zu verschaffen, ob er möglicherweise der erste Namensträger meines Familiennamens in der Heimat meiner Vorfahren gewesen sein könnte. Oder ist das ganze vielleicht doch zu weit hergeholt ?

Vielen Dank für jegliche Hilfe in Voraus !

viele Grüße
A n d r e a s M. S m a r z l y
  HP: http://www.beepworld.de/members74/smarzly
        www.hkknos.de

- kann man den Familiennamen "GLACCONIS" von dem lateinischen Wort "glacialis" (Eis) ableiten ? falls ja -->
Hintergrund: in einer Urkunde vom 26.06.1313 erscheint in Oberglogau ein Sch�ffe namens Peter Glacconis.

Mir ist es zwar in dieser Schreibweise noch nicht untergekommen (doch Schreibversionen von Orten k�nnen gar mannigfaltig Bl�te treiben), aber k�nnte es nicht einfach (in Analogie zum 'homo heidelbergensis') der lateinisierte "Glatzer Peter" sein (Glatz etwa 60 km entfernt) ?

... fragt sich
Hanno (V.J.Kolbe)

Smarzly, Andreas schrieb:

- kann man den Familiennamen "GLACCONIS" von dem lateinischen Wort "glacialis" (Eis) ableiten ? falls ja -->

- könnte man als Glacconis auch den slawischen Familiennamen ZMARZLY übersetzen (Zmarzly heißt in deutscher Sprache in etwa "gefroren / erfroren") ?

Hintergrund: in einer Urkunde vom 26.06.1313 erscheint in Oberglogau ein Schöffe namens Peter Glacconis. Ich versuche mir Sicherheit zu verschaffen, ob er möglicherweise der erste Namensträger meines Familiennamens in der Heimat meiner Vorfahren gewesen sein könnte. Oder ist das ganze vielleicht doch zu weit hergeholt ?

Hallo Andreas,
glacconis soll offenbar der Genitiv von glacco sein, einem Wort, das es im Lateinischen nicht gibt. Nimmt man aber an, dass der Schreiber französisch konnte, wäre eine Ableitung von glaçon = Eisscholle, Eiszapfen denkbar. Letzterer heißt auf polnisch aber sopel, die Eisscholle kra oder bryla.

ZMARZLY kommt meiner Meinung nach auch nicht vom polnischen oder tschechischen Wort für Eis (lod bzw. led) sondern von frieren / gefroren / erfroren (zamarzać / zamarznięty bzw. zmrzat / zmrzlý), wobei der Suffix -lý eher auf einen tschechischen Ursprung deutet. Za-mrazit = unter-/hinterfrieren -> zusammengezogen zu zmrzat -> daraus zamrzlý / zmrzlý = erfroren. Das hieße auf polnisch odmrozóny, was sicher nicht in Frage kommt. www.herby.com.pl/herby/indexslo.html wirft deshalb auch keinen einzigen ZMARZLY und nur einen SMARZLY (in der Wojewodschaft Oppeln) aus, während das tschechische und das slowakische Telefonbuch etliche ZMRZLÝ hergeben.

Noch eine Theorie: In der Hohen Tatra gibt es den Bergsee Zmarzly Staw (1783 m), slowakisch Zmrzlé pleso, und die Zmarzły Szczyt (2606 m), die auf der slowakischen Seite Popradský Ľadový Štít und deutsch Eistaler Spitze heißt. Es könnte doch sein, dass smarzly ein Wort der dort ansässigen Goralen ist. Sie sprechen einen polnisch-slowakischen Dialekt und stammen angeblich von den Walachen ab, die die polnisch-slowakischen Karpaten zwischen dem 15. und 17. Jh. besiedelten.

Grüße vom Niederrhein,
Günther Böhm

Smarzly, Andreas schrieb:

- kann man den Familiennamen "GLACCONIS" von dem lateinischen Wort "glacialis" (Eis) ableiten ? falls ja -->

Hallo Andreas,
noch eine Kleinigkeit:
in Italien ist der Familienname GIACCO nicht gerade selten. Vermutlich ist er eine Verst�mmelung von Giacomo (Joachim). Doch hei�t das (nat�rliche) Eis = giaccio, im Unterschied zum Speiseeis = gelato. Ich w�rde aber eher auf den Namen tippen, der Peter k�nnte also einfach ein Sohn des Joachim gewesen sein.

Gr��e vom Niederrhein,
G�nther B�hm

Hallo Andreas !

- kann man den Familiennamen "GLACCONIS" von dem lateinischen Wort

"glacialis" (Eis) ableiten ?

Hintergrund: in einer Urkunde vom 26.06.1313 erscheint in Oberglogau ein

Schöffe namens Peter Glacconis.

Ich halte Deine Überlegungen auch für etwas zu weit hergeholt.

Naheliegender scheint mir eine eventuelle Ableitung aus den
unterschiedlichen Bezeichnungen für die Stadt Oberglogau.
Die lateinische Bezeichnung war GLOGOVIA (17.-20.Jahrhundert).
Im Sprachgebrauch des 16. bis 18. Jahrd. würde man daraus adjektivisch
ableiten "glogoviensis".

Für das 14. Jahrhundert fehlt es mir an Erfahrung, um ernstzunehmende
Aussagen zu machen.

Aber ein Wechsel zwischen o und a (eventuell auch Lesefehler) und ein
Wechsel zwischen c und g scheint mir durchaus im Bereich der üblichen
Schwankungsbreite dieser Buchstaben bzw. Laute zu liegen.

Ich würde diesen Beisatz GLACCONIS oder wie er auch gelesen werden mag, am
ehesten als Herkunftsangabe deuten, nämlich daß dieser Peter in Oberglogau
Heimat- bzw. Bürgerrecht besaß, im Gegensatz zu Ortsfremden, die ja auch als
Schöffen fungieren konnten.

Den anderen in dieser Liste angedeuteten Ableitungsmöglichkeiten will ich
mangles konkreten Wissens nicht widersprechen, aber sie erscheinen mir
weniger naheliegend.

Herzliche Grüße
Christoph (Fitzek)

Christoph Fitzek schrieb:

Naheliegender scheint mir eine eventuelle Ableitung aus den
unterschiedlichen Bezeichnungen f�r die Stadt Oberglogau.
Die lateinische Bezeichnung war GLOGOVIA (17.-20.Jahrhundert).
Im Sprachgebrauch des 16. bis 18. Jahrd. w�rde man daraus adjektivisch
ableiten "glogoviensis".

Hallo Andreas & Christoph,
ist mir auch durch den Kopf gegangen (vielleicht noch eher Glatz als Herkunft), doch geht diese Art der adjektivierenden lokalen Bestimmung im Lateinischen nicht ohne den Suffix -ensis (Glaciensis, Glogowensis, Vratislavensis usw.). Dagegen ist die Bildung GLACCONIS eindeutig der Genitiv von GLACCO. Vielleicht findet sich ja noch eine Berufsbezeichnung, obwohl die meisten von denen auf -er oder -or enden.

Gr��e,
G�nther B�hm

hallo Andreas,

ist Dir aus "Siedlungsgeschichte Oberschlesiens".
Unter dem Kapitel "Die Siedlung des Herzotums Oppeln" ist dieses
Unterkapitel:
"Das Volkstum der Siedler"

..."Recht ausgiebig ist die Ueberlieferung auch fuer Ober-Glogau:1311 der
..........Peter, Sohn des
Glacco, Peter,

bekannt? Es ist von Reinhard Koperlik in der Deutsch Schlesien Liste 2002
ver�ffentlicht worden. Nach zu lesen unter:
http://archiver.rootsweb.com/th/read/DEU-SCHLESIEN/2002-05/1021161415

Herzliche Gr��e aus dem romantischen Blaubeuren
Petra (Kreuzer (geb. Kaboth))
www.petrakreuzer.de
mailto:p.kreuzer@petrakreuzer.de

Dauersuche:
Kaboth, Kupke, Kynast, Glatz, Tschapke, Geldner, Nermal/Sermal,
Jedecke/Jesecke,
Mann, L�bner, Sapparth, Rapka, Bieniass
in den Kreisen Namslau, Oels und Gro� Wartenberg/Schlesien