Kurzvorstellung und Interessen; Lodz

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin neu auf der Liste und habe mich angemeldet, da ich gerade an einer Stadtgeschichte von Lodz (inklusive Städtekranz Zgierz, Pabianice etc.) im 20. Jahrhundert arbeite, bei vielen biographischen Angaben gerade zu den Lodzer Deutschen aber Probleme habe. Ich bin Historiker, auch polnischsprachig, Korrespondenz also gerne auch in Polnisch.

Mich interessieren grundsätzlich interessante Lodzer Biographien (egal welche Nationalität).

Aktuell beschäftige ich mich intensiver mit den Personen um die "Vereinigung der Deutschen in Polen", also etwa Christoph Schiefer, der Lehrer Adolf Rennert, Otto Wegner, Rudolf Wegner, Karl Alexander Hoefig (1886-1942), Carl Heinrich Schultz (1882-1939 oder 1940?).

Weiterhin interessieren mich natürlich die Biographien von deutschnationalen und nationalsozialistischen Aktivisten, also Ludwig Wolff (1908-1988), Eugen Nippe, Kurt Rapke usw. Auch Wege "von links nach rechts", also Ludwig(k) Ku(c)k etc.

Auch manche Unternehmerfamilien, vor allem die Kindermanns und die Biedermanns, zu Walter Kindermann (*1896 Lodz) recherchiere ich intensiver.

Schließlich diejenigen Biographien von deutsch-polnischen Lodzern, die in der Stadt blieben, zuletzt habe ich mich etwas mit Ludwig Radke (1877-1972) beschäftigt, einem Prokuristen bei Scheibler und Grohman und einem begeisterten Fotographen.

Zuletzt habe ich zusammen mit Marlene Klatt herausgegeben: Lodz im Zweiten Weltkrieg. Deutsche Selbstzeugnisse über Alltag, Lebenswelten und NS-Germanisierungspolitik in einer multiethnischen Stadt. Osnabrück 2015. Der Band wird gerade ins Polnische übersetzt.

Insgesamt kenne ich die Fachliteratur zu Lodz in deutscher und polnischer Sprache gut, dazu kann ich auch Einschätzungen und Hilfestellungen geben. Ich bin aber kein Genealoge, da bin ich an allen Informationen interessiert.

Beste Grüße

Hans-Jürgen Bömelburg

Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Historisches Institut / Osteuropäische Geschichte
Otto Behaghel-Str. 10 D
35394 Gießen
Tel. +641/9928020, 9928251
Fax +641/9928259

Lieber Hans-Jürgen Bömelburg, herzlich willkommen in unserer Liste!

Mir ist noch nicht ganz klar, wie wir dich unterstützen können, aber als
erstes möchte ich dich zu
unserer www.mittelpolen.de Seite verweisen. Hier könntest du zu K.A. Höfig
etwas finden und zu seinen
Recherchen Hoefig

Weiterhin empfehle ich den "Heimatboten" und "Weg und Ziel", da gibt es
sicher genügend Material, welches du
mit verwenden kannst. Dazu darfst du mich gern persönlich kontaktieren,
meine Adresse ist im Impressum auf der Homepage.

Sicher nennt man dir noch weitere Ausführungen, wie z.B. die online
gestellten Lodzer Zeitung ua.
Ich hoffe du entschuldigst das DU, ist bei uns so üblich,

schönen Tag!
Irmgard

Liebe Irmgard,

vielen Dank - das Hoefig-Biogramm ist wirklich weiterführend und so bisher in der Forschung nicht bekannt (bisher nahm man immer Todesdatum 1939 an) - so bin ich übrigens auch auf die Mailingliste gestoßen!

Bisher war man immer davon ausgegangen, Hoefig sei in Dachau umgekommen. Zu Hoefig gibt es in polnischer Sprache noch mehr bei Monika Kucner, Literatura "ziemi obiecanej" Twórczosc... Lodz 2014 [Die Literatur des "Gelobten Landes". Das Schaffen der deutschsprachigen Lodzer im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts] - das ist eine germanistische Lodzer Habilitationsschrift über die Werke und Literatur von deutschsprachigen Lodzern. Kucner schreibt auch regelmäßig Artikel in deutscher Sprache, vor allem über den Journalisten Carl Heinrich Schultz. Ich sehe sie wahrscheinlich nächste Woche und frage sie noch einmal wg. Hoefig.

Die Beiträge von Hoefig in den deutschen Zeitungen hatte ich teilweise gelesen.

Woher wisst Ihr eigentlich, dass Hoefig 1939 "seine Artikel in Polnisch" veröffentlicht hat? Und wo war das? Wenn Du mir die Nachweise schickt, kann ich das gerne nachprüfen, viele polnische Zeitungen sind ja digitalisiert (oder ich frage bei der Lodzer Wojewodschaftsbibliothek nach). Es kann aber sein, dass er das nicht mehr unter seinem eigenen Namen gemacht hat...

Überhaupt ist die "Neue Lodzer Zeitung" als Sensorium für die Lodzer Deutschen interessant: eigentlich liberal, nach dem Tode der Hg. in den späten 1920ern schwankend, hier einige Fragmente aus meinem Manuskript (bisher gibt es 150 Seiten, ich schreibe gerade an den Kapiteln zum Zweiten Weltkrieg):

"Deutschsprachige Unternehmer, Handwerker und die Presse pflegten die traditionellen Beziehungen mit dem jüdischen Bürgertum, in der "Neuen Lodzer Zeitung" erschienen historisch fundierte Beiträge von Philip Friedman (1901-1960), der an der "Gesellschaft für Jüdische Mittelschulen" (poln. Towarzystwo Żydowskich Szkół Średnich) und an der "Freien Polnischen Hochschule" unterrichtete und in Wien promoviert hatte." Friedman ist später in New York Begründer der Holocaust-Forschung.

"Publizistisch unterstützten auch bis dahin liberale deutschsprachige Lodzer Medien zumindest zeitweise die völkische Bewegung unter den Lodzer Deutschen. Die "Neue Lodzer Zeitung", die mit dem Untertitel "Die älteste, größe und verbreiteste deutsche Tageszeitung in Polen" erschien, steuerte in den Jahren 1934-1937 ebenfalls in die Richtung einer völkischen Erneuerung. In der Sonntagsausgabe erschien jeweils eine Beilage "Deutsche Erneuerung. Wochenbeilage für völkische Belange der Gegenwart", in der kulturell-nationale Entwicklungen im nationalsozialistischen Deutschland tendenziell positiv vorgestellt wurden. So wurde in einem anonym erschienenen reflektierenden Beitrag unter dem Titel "Die Heimatlosen" die bisherige fehlende Einbindung der Arbeiter in die Gemeinschaft kritisiert: "Pflicht ist es, diesen Menschen eine Heimat zu geben. Können wir ihnen gleich keine Scholle geben, können wir sie nicht der Erde zuführen, so wissen wir doch um eine letzte Heimat, die jedem Deutschen offenstehen sollte: das ist die Gemeinschaft, das ist der Sozialismus unserer deutschen Art." Eine deutliche Anlehnung an nationalsozialistische Ziele, so könnte man den Beitrag lesen.
Im Jahre 1937 erschienen diese Ziele nun aber der Zeitung "verführerisch" und "gefährlich", gerade weil sie auch die Lodzer Deutschen zu radikalisieren drohten: "Es leben in der Volksgruppe Vorstellungen, die an sich verführerisch schön wirken mögen. Sie sind deshalb so ungeheuer gefährlich, weil sie die Eigenart haben, uferlos immer weiter fortgetrieben und immer weiter ausgesponnen zu werden. [.] Niemand weiß heute mit Bestimmtheit zu sagen, ob das, was heute hinter uns liegt - bereits als Revolution angesprochen werden kann: als Revolution im anständigen neuformenden, neugestaltenden und hernach konservativ bauenden Sinne. Klar ist, daß zunächst die rein völkischen Lebenskräfte zum Aufbruch getrieben worden sind, daß die nationale Erhebung Tatsache geworden ist. Ob zugleich, Hand in Hand mit der nationalen Erhebung auch die völkische Neuordnung aller unserer gesellschaftlichen Kräfte erfolgt ist, wagen wir zu bezweifeln."

Der von mir erwähnte Ludwig Radke hatte übrigens in seinem Nachlass, der heute in der UB Lodz liegt, eine ganze Reihe von Ausschnitten aus der "Neuen Lodzer Zeitung", u.a. viele Beiträge von Hoefig und Friedman, gesammelt.

Beste Grüße aus Warschau (ich bin noch bis Ende September weitgehend in Warschau und Lodz und schreibe dort an meinem Buch)

Hans-Jürgen

Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Historisches Institut / Osteuropäische Geschichte
Otto Behaghel-Str. 10 D
35394 Gießen
Tel. +641/9928020, 9928251
Fax +641/9928259

Hallo Hans-Jürgen,

nur kurz, wenn du die Monika K. triffst, richte ihr herzliche Grüße von mir aus. Wir hatten vor einiger Zeit einen guten
Kontakt, wegen unserer Kucner-Linien. :blush:

Meine Recherche zu A. Hoefig ist natürlich belegt, wie ich in den Quellen angegeben habe. Ich stelle sie gern zur Verfügung.
Diese Angaben werden zwischenzeitlich auch auf den polnischen Seiten verwendet und verlinkt.
Nur die näheren Umstände des Todes ist nicht mehr ermittelbar, die Kollegen haben sich sehr bemüht mir zu helfen,
aber das wurde leider nicht auf der Karte vermerkt.

Grüße nach Warschau und Lodz!
Irmgard

Habe den Link vergessen
https://collections.arolsen-archives.org/search/people/6105665/?p=1&s=Hoefig
&s_lastName=asc

Hallo,
Der Name Hoefig ist 2x im Arolsen Archiv vorhanden.
Unter Höfig und unter Hoefig. Schaut euch mal den Höfig an.

Gruß Brigitte

Von Gittis iPhone gesendet

Hallo Hans-Juergen,

   von mir kannst du Biographien und Informationen aus/zu Zgierz bekommen,
   die dir wichtig sind.
   Zu einigen Nachfahren lassen sich auch Kontakte vermitteln.

   Was die Lodzer Unternehmerfamilien angeht, findest du viel Material in
   der MOB in Herne, beispielsweise in Nachlaessen.

   Gruss! Beate