Kritische Anmerkungen zu Einträgen in Kirchenbüchern

Hallo Forscherfreunde,

es kommt immer wieder mal die Frage auf :
"Kann man Kirchenbücher immer als zuverlässige Primärquellen ansehen?"
Ich habe mir dazu einige kritische Anmerkungen zusammengetragen.
http://www.boehm-chronik.com/forschung/KiBu.htm

In unserer Forschung in frühen kath. Kirchenbüchern in Mexiko (Linie meiner
Frau)
haben wir festgestellt, dass Taufen unehelicher Kinder oft am Ende des
Kirchenbuches, ja sogar in getrennten Kirchenbüchern vermerkt wurden.
Dadurch werden einige Eintragungen sehr schwer auffindbar.

Gern würde ich Ergänzungen in meine Webseite noch mit aufnehmen.

Herzliche Grüsse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)

Hallo Guenter,

das fängt schon an, wenn unserer Pfarrer um 1700 herum die "Hure" frug, wer
sie "zuvor beschlaffen habe". Ob die Antwort immer richtig war?.

Kirchenbuch Bredow:
"Elisabeth Moll *20.11.1674 – Ein Hurenkind [Eltern] Maria Molß.
d[er] Vater sol gewesen sein Andreas Raue auß Hopfenrade"

war er es auch? oder

"?? Peter Michael *20.08.1665 [Eltern] David Michael + Maria Hartwiges"

"?? Christian Michael *19.09.1665 [Eltern] David Michael + Maria Hartwiges"

Beide die gleichen Eltern aber verschiedene Paten und einen Monat
auseinander. Was war hier los?

Da das Kirchenbuch fortlaufend geführt wird wundert man sich auch über einen
Eintrag, der mit einem Jahr Verspätung eingetragen wird.

Oder hier:

"am 10.11.1672 ist Hans Jürg Meier mit Jfr. Maria Kleen vertrauet worden",
mehr weiß er nicht mehr, aber sonst schreibt er:

"am 06.02.1674 ist Joach[im] Meuseler Drechsler auß Nauen mit Jfr. Gertraut
Böhme[n], Barthel Böhmen eines Bauern Tochter alhier Ehelich vertrauet"

Manchmal hat man den Eindruck: Ernte vor Kirchenbuch. Der Pfarrer musste ja
auch sein Schäflein in's Trockene bringen.

Das waren meine Erfahrungen mit dem Kirchenbuch Bredow.

Viele Grüße aus Bredow

Klaus-Peter (Fitzner)

Hallo Klaus-Peter,

das sind ja beeindruckende Einträge, die Du uns hier vorstellst.
In Ostpreußen hatte ich zwischen 1700 und 1800 auch uneheliche Geburten
gefunden, wo der Vater unklar war, aber Hurensohn wurde keiner genannt.
Ist das ein katholisches oder evangelisches Kirchspiel gewesen.
Vielleicht wurde die Trauung zwischen Meier und Kleen vom Pfarrer nicht
so positiv angesehen und deshalb war ihm jedes weitere Wort eine
Zeitvergeudung. Oder er hatte ab und zu ein bisschen zu viel Wein
getrunken.

Viele Gruesse
Denis
http://home.arcor.de/denisjestmikusz/

   "Klaus-Peter Fitzner" <mailto:fitzner-bredow@gmx.de> schrieb: