Kreisgemeinschaften

Guten Abend Herr Schmidt,

alle Bemühungen nützen nichts, wenn sich keine jungen Mitglieder finden lassen die, entweder passiv oder aktiv, in einer Kreisgemeinschaft mit- arbeiten. Gruß Peter

Liebe Kollegen, die ihr mir auf das Schlagwort "Kreisgemeinschaft" (KG) so viel geantwortet habt.
Sie gibt es seit 1948 oder so. Ich geh�rte der KG Gumbinnen im Vorstand von 2000 bis 2012 an. Bin aber
wegen Verunglimpfung aus Protest ausgeschieden. (war von Beruf Elektonik-Ing.)
Zuerst das Negative: junge Neuzug�nge an Kollegen denken anders, sie schieben die raus, die als
Konkurrenz empfunden werden, weil sie alleine regieren wollen. Wird der, wie ich, nicht mehr gebraucht, raus.
Auch das sollte man bei Neu-Mitmachern bedenken.
Das Positive: Nach dem II. WK fanden sich �berall �berlebende, die andere �berlebende suchten und fanden.
So um 1964 gab es dann schon KG von allen Heimatkreisen. Ihre Aufgabe war und ist: "bewahren", weil alle
wissen, dass unsere Heimat untergegangen ist. Der Heimatbrief ist das eine, der die Gemeinschaft zusammenh�lt,
das Archiv das andere.
Die L�sung in Gumbinnen: (alles, was ich hier schreibe, kann man in den letzten Heimatbriefen von Gumbinnen nachlesen,
teilweise, bis 2008 war ich selbst daf�r verantwortlich)
Mit unserer Patenstadt Bielefeld wurde ein so genannter "Deposipalvertrag" abgeschlossen. Die Stadtbibliothek �bernahm
alle B�cher oder was 2-dimensional in unserem riesigen mit Tausenden von B�chern in unserem Archiv vorhanden war und was in ein Regal passt.
Die Bibliothek ordnet alles nach ihren Vorschriften bei sich ein und alles wird wenn es fertig ist (wird Jahre dauern) auch f�r das Publikum zug�nglich sein.
(zur �rtlichen Ausleihe). Das war das halbe Archiv.
Die so genannten 3-dimensionalen Objekte werden dorthin gebracht, wo sie sinnvoll untergebracht sind: n�mlich in Gusew/Gumbinnen
selbst. Nicht nur, dass der jetzige Gouverneur Zukanow hei�t, er war B�rgermeister in Gusew und auch dort geboren, sondern weil das
Verh�ltnis zu der Administration ein sehr gutes ist. Zu der Bev�lkerung ganz zu schweigen (Kant-Chor, div. Ehen usw.).
Von der Patenstadt gibt es schon lange keine Zuwendung mehr, es war f�r einen Raum, der ein Stadtmodell (3 x 3m) von Gumbinnen h�tte
aufnehmen k�nnen, kein Platz mehr vorhanden, abgesehen von den vielen anderen Objekten. Die kann man dort in Gusew viel besser pr�sentieren,
weil Gusew 2 R�ume im eigenen Archiv zur Verf�gung stellt. Nach Gusew kommen viele Besucher, die froh sein werden, wenn sie das alles dort
vorfinden. �brigens ist auf der Homepage www.kreis-gumbinnen.de ein virtuelles Stadtmodell zu besichtigen, das,
welches nun in Gusew/Gumbinnen steht. (Achtung: eine interne �bereinkunft sagt, dass wir die Stadt so bezeichnen: bis 1945 Gumbinnen/Gusew, ab 1945 Gusew/Gumbinnen). Es wurde L�neburg oder Ellingen gepr�ft und gefragt, aber auch sie hielten diese L�sung f�r besser.
Wie soll es weiter gehen?
Eine von Karteikarten abgeschriebene Datei f�r den Computer, steuert alle Vorg�nge in der KG. Die Datei umfasst ca. 100.000 Datens�tze, in der die
Spender registriert werden und die Heimatbriefbezieher. D. h., der Ausdruck der Adressen f�r den aktuellen Heimatbrief erfolgt einen Tag
nach Fertigstellung der Datei. (Die Datei wurde in Zusammenarbeit mit Wehlau erarbeitet).
Ziel war es, wenig Personal, also Mitmacher, einzubinden. Jetzt gilt es, das Spendenaufkommen zu erhalten.
Das war es.
Viele Gr��e
Siegfried (Schmidt)

Lieber Siegfried,

vielleicht können sich "KollegInnen" aus den verschiedenen KGs mal melden und genau sagen, wann KGs "eingerichtet" wurden ? Ich meine auch, dass es 1948 oder vielleicht früher - 1946 / 47 war ?
Von 2000 bis 2012 warst Du im Vorstand ? Da hattest Du eine lange Zeit an ehrenamtlicher Tätigkeit hinter Dich gebracht.
Du hast meinen Respekt ! Was immer Dir auch geschehen war - es tut mir leid.

Zuerst das Negative: junge Neuzugänge an Kollegen denken anders, sie

schieben die raus, die als Konkurrenz empfunden werden, weil sie alleine regieren wollen. Wird der,
wie ich, nicht mehr gebraucht, raus.

Das sehe ich leider anders, weil meine Erfahrungen anders sind. Die "jungen" = Nachfolgegeneration und sogar die Nach-Nachfolgegeneration werden nicht genügend informiert und die Zusammenarbeit mit "Alteingessessenen" besteht nicht oder wird nur unzureichend propagiert. Allein die Frage einer Mitforscherin : "Was sind Kreisgemeinschaften ?" - dürfte doch schon einiges sagen, oder sehe ich das falsch ? Und dabei rede ich *nicht* von einer Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeiten, sondern von einer Öffnung der KGs in vielen Bereichen ! Von den Goldapern weiß ich das, aber wie sieht es bei den anderen KGs aus ?

Das Positive: Nach dem II. WK fanden sich überall Überlebende, die

andere Überlebende suchten und fanden.

Richtig ! So entstand damals - neben dem DRK - eine Such- und Find-Kartei, die aber die wenigsten KGs heute für Familienforscher preisgeben möchten oder können (Datenschutz !). Es ist durchaus verständlich und eine rechtliche Absicherung muss gegeben sein. Nur, wenn in einem Heimatbrief (egal von welcher KG) eine Geburts- oder Todesanzeige veröffentlich wird, sollte diese auch der Allgemeinheit (und den Familienforschern) zugänglich sein. In den meisten Fällen geschieht das auch, wenn sich Familienforscher die Wege antun und in den KG-Archiven die Arbeit antun, selbst zu suchen ! Leider wissen das zu wenige - seit 1948 oder früher ! So oft habe ich auf die Unterlagen der KGs verwiesen, wenn man in Berlin, Leipzig, oder an anderen Stellen keine Auskunft mehr bekommen konnte.
Dennoch - und das ist immer wieder mein Kritikpunkt : Die Familienkarteien innerhalb der KGs wurden nie wirklich bearbeitet - manchmal bruchstückhaft, aber die meisten Familieninformationen landeten in Karteikästen - handgeschrieben - auch von ehemaligen Mitgliedern, Suchenden und Bekanntgebenden.
Es liegt ein horrenter Schatz bei allen noch vorhandenen KGs "begraben", der überhaupt nicht übersehbar ist !
Klar wird "bewahrt" - und das ist auch gut so, aber die Frage ist, für *was* und *wen* wird bewahrt ? So habe ich z.B. nachgefragt, ob man mir nicht eine Familienkartei zur Auswertung zusenden könne. Das ging nicht - Datenschutzgründe, Versendungskosten, zu weiter Weg und keine Garantie der Rücksendung (es könnte ja etwas verloren gehen !), dazu kamen sicherlich noch "Integritätsgründe". Ist alles verständlich und nachvollziehbar - nur schlummern die "Vorfahren" weiterhin in Archiven und Bibliotheken, in Kellern und auf Dachböden, in Holz- und Pappkisten der KGs. Aber manchmal findet man etwas auf Flohmärkten. :slight_smile:

Der Heimatbrief ist das eine, der die Gemeinschaft zusammenhält, das Archiv das andere.

Das mag richtig sein, aber die "Gemeinschaft" ändert sich - ist auf Deutsch gesagt am Aussterben. Was ist, wenn der Zusammenhalt nicht mehr gegeben ist ? Ich erfahre es gerade wieder, dass sich Kinder und Enkelkinder gar nicht interessieren ! Ist auch verständlich - ihre Lebensbereiche liegen wo anders und ihre Probleme heutzutage sind anders "gelagert". Sie fragen erst gar nicht nach Archiven.

Mit unserer Patenstadt Bielefeld wurde ein so genannter "Deposipalvertrag" abgeschlossen. Die Stadtbibliothek übernahm

alle Bücher...

Das ist gut, aber nicht jede Patenstadt und nicht jede Bibliothek kann das leisten. Und der Grund, warum Spendengelder schwinden, ist, weil die Erlebnis- und Nachfolgegeneration, zusammen mit der ihr folgenden Generation draufzahlen muss - in Ost und West - und überall. Altersarmut kommt hinzu, worüber sich *auch* KGs Sorgen machen sollten (von wegen Spenden und Mitgliedsbeiträgen) !?
Für mich ist dieses Thema abgeschlossen, hoffe aber, dass ich einigen zu denken geben konnte ?

Herzlichst --- Gisela