Lieber Martin,
... wenn Gisela auf ein Gesetz reflektiert, dann meint sie sicher das
Lastenausgleichsgesetz (LAG) von 1952...
das denke ich nicht - es muss früher gewesen sein, ca. 1948 ?
So existiert die KG Goldap bereits seit 1948 (oder früher) und hat
im Mai 1948 den ersten Heimatbrief, genannt "Heimatbrücke" herausgegeben.
Ich kann jetzt auch nicht sagen, ob es ein Gesetz oder eine "Verordnung" der
Regierung Adenauer war, Kreisgemeinschaften zu bilden !?
Sicherlich hatte man aber "im Hinterköpfchen", alles zu bewahren, was an die alte
Heimat erinnert, Daten, Namen, KBs, andere Unterlagen zu sammeln, Beweise
über Besitz, etc - und *das* in der Hoffnung, dass Ost- und Westpreußen doch eines
Tages wieder deutsches Gebiet sein wird. Natürlich hatten alle Vertriebenen, den
Wunsch eines Tages wieder zurückkehren zu können. Es war das Zuhause, die
Heimat, die Wurzeln der Vorfahren waren dort, nicht nur die Gräber, sondern auch
die Häuser, die sie bauten und an Generationen weiter gaben. Freunde, Schulkameraden,
Bekannte, die gewohnte Umgebung, die Sicherheit gab, die Natur, mit der man sich "im
Einklang" befand - von schweren Wintern bis zu superheißen Sommern, den gewohnten
Tieren, die man versorgte und immer wieder hörte - vom Elch bis zur Ente am Teich und
an Seen. Es war auch der Geruch !
Vergessen wurde dabei, dass es so lange Jahre dauerte, bis sich überhaupt "etwas"
bewegte. Und als sich (1948 ?) ein bisschen bewegte, gab man den Menschen keine Hoffnungen
mehr. Mit welch' einer Kraft, Geduld und Zuversicht, die Vertriebenen sich dann ein neues
Leben "in fremden Ländern" (von Schleswig-Holstein bis Bayern, u.a. Ländern) aufbauten, ist
außergewöhnlich, aber genauso bemerkenswert, wie andere Völker Vertreibungen, Genozid, Diktaturen,
Kriege, Verluste, Krankheiten u.a. ertragen mussten.
Lieber Martin, die Unterlagen im Bundesarchiv Bayreuth werden eines Tages auch "das Zeitliche segnen".
Eine ausführliche und allgemeinverständliche Beschreibung des "Themas" wird es nie geben. Papier vergilbt,
verschimmelt, bricht - und wird verbrannt. Menschen altern - und die Jüngeren müssen mit ähnlichen und ganz anderen Problemen kämpfen.
Liebe Grüße --- Gisela