Kommissar Zufall in der Ahnenforschung

Liebe Forscherkolleginnen und Kollegen,

ich hatte mich vor einigen Tagen in dieser Liste mit einer umfangreichen
Datenbank und einen kurzen Hinweis auf einen Artikel aus meiner Feder
vorgestellt. Da dieser Artikel aus urheberrechtlichen Gründen einen
Fußnotenvermerk auf mein neuestes Buch „Die geheime Physik des Zufalls“
enthielt, wurde dieser Link von einigen als unzulässige Werbung reklamiert.
Andere wiederum haben meinen Zeitungsartikel konstruktiv kommentiert, wofür
ich mich herzlich bedanken möchte. Hauptanstoß der Kritiker war der Umstand,
dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Zeitungsartikels
und der Genealogie nicht ersichtlich war. Ich muss dem entgegen halten, dass
der „Kommissar Zufall“ mich in meinem Leben häufig begleitet hat, so auch in
der Genealogie, wie der unten aufgeführte Ausschnitt aus meinem Buch
verdeutlichen soll. Wenn jemand etwas Vergleichbares erlebt hat, würde ich
mich über eine Resonanz sehr freuen. Bitte schicken Sie mir evtl.
Mitteilungen aber unter rolf.froboese@t-online.de, damit sich andere
Listenmitglieder nicht belästigt fühlen.

Ich wünsche allen anderen Ahnenforschern, dass Kommissar Zufall einen guten
Beitrag leistet, um fehlende Mosaiksteinchen zu finden.

Herzlich grüßt

Rolf (Froböse)

Das Familienwappen
Seit Mitte der 1990er Jahre interessiere ich mich für die Genealogie. In
diesem Zusammenhang stieß ich auf einen Literaturhinweis, dass sich in der
Sakristei der Lübecker St. Jacobi Kirche ein aus dem Jahre 1667 stammendes
Wappen der Familie befindet. Um in den Besitz einer Fotographie des Wappens
zu kommen, hätte ich von meinem oberbayerischen Wohnsitz aus eine 900 km
lange Reise antreten müssen. Zum Glück gibt es für Ahnenforscher regionale
Mailinglisten. Also trug ich mein Anliegen in die Mailing-Liste für
Schleswig-Holstein ein in der ich nach einem ortsansässigen Ahnenforscher
suchte, der gegen Erstattung sämtlicher Auslagen bereit war, ein Foto für
mich anzufertigen.

Bereits nach einem Tag erhielt ich von einem anderen Hobby-Genealogen eine
Zusage. Während des ersten Telefonats erfuhr ich, dass dieser nicht in
Lübeck sondern in einer 50 km entfernten Kleinstadt wohnte. Da mir an dem
Foto sehr gelegen war, bot ich ihm selbstverständlich an, neben dem
Filmmaterial (es war vor der Digitalkamera-Ära) auch noch die Auslagen für
die Anreise zu übernehmen. Er lehnte dieses ab und sagte mir wörtlich: „Ich
habe das Gefühl, dass ich das für Dich tun muss!“ Hoch erfreut aber auch
leicht beschämt nahm ich das Angebot des Unbekannten an.

Nach wenigen Tagen meldete er sich aufgeregt am Telefon: „Ich habe
Unglaubliches zu berichten“, sagte er mit bebender Stimme. „Um Himmel
Willen, ist etwas Besonderes mit dem Wappen los?“ fragte ich ihn nichts
ahnend. „Das kann man wohl sagen, beim Fotografieren wäre ich beinahe von
einer Leiter gefallen!“

Er teilte mir mit, dass das gesuchte Froböse-Wappen zusammen mit einigen
anderen Familienwappen in einer Höhe von etwa 4 Metern an der Wand der
Sakristei befestigt sei. Um dieses Fotografieren zu können, habe er sich vom
Küster eine Leiter ausgeliehen. „Und als ich an der obersten Sprosse
angelangt war, musste ich mich vor Erregung stark festhalten“, berichtete
er. „Denn neben Deinem Wappen hing das meiner Familie!“

Diese Geschichte macht mich heute noch genau so sprachlos wie vor etwa zehn
Jahren. Welche innere Stimme vermittelte ihm, ausgerechnet für mich ein
Anliegen erfüllen zu müssen?

Copyright: Rolf Froböse: Die geheime Physik des Zufalls. Verlag: BoD GmbH,
Norderstedt, 2008.