Königlicher Pate; Zufallsfund

Liebe Mitforscher,
heute machte ich im KB Krosigk folgenden Fund:
Geburt von Friedrich Wilhelm RUDLOFF am 22.6.1826 in Kaltenmark
Vater August Rudloff, Schustermeister in Kaltenmark,
Mutter Marie Sophie Wollmann
Paten: Ihro Majestät der König Friedrich Wilhelm von Preußen, an dessen Stelle der Grenzbeamte Hr. Zenge
3 weitere Paten

Fragen:
Handelt es sich hier um eine Patenschaft ähnlich wie beim deutschen Bundespräsidenten in unserer Zeit, der automatisch beim 10 (?) Kind die Patenschaft übernimmt? Oder steckt da gar ein anderer Grund dahinter?
Ein weiteres Kind diese Paares (ca. 1-2 Jahre später) hat nicht einen solchen vornehmen Paten.
Wer kennt sich mit den königlichen Patenschaften im 19. Jahrhundert aus?

Viele Grüße aus Nettetal
Beatrix Föllner

Sehr geehrte Frau F�llner,

das Wissen um das k�nigliche Patengeschenk geh�rte um 1832/35 zum Inhalt des
(modern gesagt) Staatskundeunterrichts an einklassigen preu�ischen
Dorfschulen.

Und es wurde den Sch�lern sogar vermittelt, wie man mit beh�rdlichen
Entscheidungen umgehen sollte, mit denen man nicht einverstanden ist. Im
Unterricht wurden Muster f�r Einspr�che in allen Lebenslagen besprochen,
auch gegen unzutreffende Einkommensteuer-Bescheide!
Von wegen "preu�ischer Untertanengeist"!

Wer traut sich heute schon, an den Petitionsausschu� heranzutreten, der
heutzutage insoweit die Nachfolge Ew. Majest�t angetreten hat?

Der nachfolgende Text stammt aus dem "Dictirbuch Carl Wagner, Mockritz
1832 - 1835", meines Ururgro�vaters. W�rtliche Zitate bitte nur, wenn
genaue Quellenangabe gew�hrleistet ist.

Freundlichen Gr��e

J�rgen Wagner

----------------(C) J�rgen Wagner-------------------------------
Ein Vater von sieben S�hnen bittet um das K�nigliche Patengeschenk

Ew. Majest�t haben nach der allerh�chsten Cabinettsorder vom 20ten December
1816 zu erlauben geruht, meinen siebenten Sohn allerh�chst Dero Namen
beizulegen.

Ich wandte mich hierauf an die K�nigl. Regierung zu Liegnitz und bat um das
von Ew. Majaest�t huldreichst verhei�ene Patengeschenk der 50 Thlr, ward
aber nach der Anlage vom 12ten December voriges Jahr beschieden, da�, da
meine sieben S�hne mit Dazwischenkunft von T�chtern geboren worden, und ich
nicht zu der bed�rftigen Klasse geh�re, das Patengeschenk nicht erfolgen
k�nne.

Auf meine wiederholte Vorstellung wurde jedoch eine n�here Untersuchung
meiner Verm�gens-Umst�nde veranla�t und befunden, da� ich allerdings zu der
bed�rftigen Classe geh�re, in dem ich besonders durch den Krieg in
bedeutende Schulden geraten bin. In dieser Hinsicht wurde mir nach der
anliegenden Verf�gung der K�nigl. Regierung vom 27ten Januar f�r meine vier
j�ngeren S�hne ein Erziehungsgeld von einem Thlr monatlich f�r jeden
bewilligt.

Diese gro�e Wohltat erkenne ich mit dem ger�hrtesten Dank, und ich f�hle
mich sehr begl�ckt, diese Unterst�tzung zur Erziehung und zum Unterrichte
meiner S�hne verwenden zu k�nnen.

In tiefster Ehrfurcht wage ich es indes nochmals, Ew. Majest�t geheiligtem
Thron mich zu nahen und Allerh�chst Dero unbegrenzter Milde anheim zu
stellen, in wie fern mir, ungeachtet meine sieben S�hne nicht in einer
ununterbrochenen Reihe geboren sind, das Pathengeschenk ganz oder zum Theil
zu bewilligen sein d�rfte.

In dem frohen Vorgef�hl der Gew�hrung meiner ehrfurchtsvollen Bitte ersterbe
ich pp...

Mockritz, den 22 December 1833 Carl Wagner

----------------------------(C) J�rgen
Wagner--------------------------------------

-----Urspr�ngliche Nachricht-----