Kirchenjahr

Das Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Advent und endet am Ewigkeitssonntag. Die Namen der Sonntage in der Vorpassionszeit bedeuten:

Septuagesimae = 70 Tage (vor Ostern)
Sexagesimae = 60 Tage (vor Ostern)
Bis zur Pfingstzeit tragen viele Sonntage Namen, die dem entsprechenden Sonntagspsalm entnommen sind.
Estomihi = "Sei mir ein starker Fels", aus Psalm 31
Invocavit = "Er (der Herr) ruft", aus Psalm 91
Reminiscere = "Gedenke an mich", aus Psalm 10
Okuli = "Die Augen", aus Psalm 34
L�tare = "Freue dich", aus Psalm 84
Judika = "Schaffe mir Recht", aus Psalm 43
Quasimodogeniti = "Wie die Neugeborenen", aus Psalm 116
Misericordias Domini = "Die Barmherzigkeit Gottes", aus Psalm 23
Jubilate = "Jauchzet" aus Psalm 66
Kantate = "Singet", aus Psalm 98
Rogate = "Betet", aus Psalm 66
Exaudi = "Erh�re (meine Stimme)", aus Psalm 27
Der Name Pfingsten kommt aus dem Griechischen und bedeutet 50. Tag (nach Ostern).

Im Kalendarium des Kirchenjahres gibt es Daten, die vom Sonnenjahr oder vom Mondjahr abh�ngig sind. Das Osterfest wird am ersten Sonntag nach dem Fr�hlingsvollmond begangen. Von ihm h�ngt wiederum die Festlegung des Himmelfahrtstages sowie des Pfingstfestes mit der nachfolgenden Trinitatiszeit ab (je fr�her Ostern liegt, desto mehr Sonntage nach Trinitatis gibt es). Das Weihnachtsfest ist dagegen festgelegt, ebenso wie Epiphanias und das Reformationsfest.
Den st�ndigen Wechsel gerade des Oster- und Pfingsttermins hat man schon lange als l�stig empfunden. Auch Martin Luther h�tte es gerne gesehen, wenn man Ostern an einem festen Termin gefeiert h�tte; er konnte jedoch keinen Vorschlag f�r die Verwirklichung dieses Gedankens machen. �brigens hatte die UNO vor vielen Jahren eine Kalenderreform angedacht, mit vier gleich langen Quartalen (zwei Monate mit 30 Tagen, einer mit 31). Um dann ein f�r alle Jahre einheitliches Kalendarium zu erreichen (in jedem Jahr soll das gleiche Datum auf den gleichen Wochentag fallen), muss eine Woche im Jahr einen zus�tzlichen achten Tag erhalten, den sogenannten Welttag (in Schaltjahren zwei Welttage). Da von vielen Religionsgemeinschaften erkl�rt wurde, dass man aus religi�sen Gr�nden unbedingt den biblischen 7-Tage-Rhythmus beibehalten wolle, ist es um diesen Vorschlag still geworden.

Das �lteste kirchliche Fest ist Ostern. Es reicht in das 2. Jahrhundert zur�ck. Das Weihnachtsfest ist das j�ngste, seine Urspr�nge liegen im 4. Jahrhundert. Geburtsfeiern hielt man davor f�r etwas Heidnisches (vgl. 1. Mose 40,20 oder Matth. 14,6). War zun�chst der 6. Januar als Geburtstag Jesu festgelegt, so setzte Rom den 25. Dezember (an Stelle des fr�heren heidnischen Sonnenwendfestes) durch. Die breite Entfaltung der Heiligenfesttage in der katholischen Kirche kritisierte Martin Luther als "greulich und viel Unflat darin". Nur die Festtage, die eine biblische Begr�ndung haben, lie� er gelten.

Die Fastenzeit beginnt am Mittwoch vor Invocavit, dem Aschermittwoch. Dies ist, bei Auslassung der Sonntage, der vierzigste Tag vor Ostern. Die Zahl 40 nimmt dabei Bezug auf das Fasten Jesu (Matth. 4,2).
Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche (Kar = Wehklage). Der Gr�ndonnerstag hat nichts mit der Frankfurter "Gr�nen So�e" zu tun, sondern das altdeutsche "grienen" hei�t soviel wie "weinen". W�hrend Luthers "guter Freitag" (Karfreitag)sich im evangelischen Bereich als h�chster Feiertag im Jahr durchsetzte, gab es in der katholischen Kirche Zeiten, in denen der Sterbetag Jesu ein gew�hnlicher Arbeitstag war, an dem man oft die beschwerlichsten oder unangenehmsten T�tigkeiten verrichtet. Die heute vielfach verbreitete Tradition der Passionsauff�hrungen und Konzerte (u.a. von Bach, Sch�tz, H�ndel) wurde �brigens von der Aufkl�rung und dem Pietismus scharf kritisiert.
Die Auferstehung Jesu geschah vor Sonnenaufgang. Die Urkirche hielt daher ihre Ostergottesdienste bei Sonnenaufgang, zum Teil auf den Friedh�fen, ab.

Auf Ostern folgt die f�nfzigt�gige Freudenzeit des Kirchenjahres bis zur Pentakoste, dem Pfingstfest. Nach Pfingsten folgten das Dreieinigkeitsfest, Trinitatis und die lange Reihe der Sonntage nach Trinitatis.

Das Kirchenjahr endet mit dem Drittletzten- , Vorletzten (Volkstrauertag) und dem Toten- bzw. Ewigkeitssonntag. Der Volkstrauertag wurde 1952 zum Gedenken der Gefallenen beider Weltkriege und der Opfer der NS-Zeit eingef�hrt. Er geht zur�ck auf den seit 1926 begangenen Gedenktag f�r die Opfer des Ersten Weltkrieges.

Bu�- und Bettage wurden von dem Reformator Martin Bucer angeregt und von der um die "Landeswohlfahrt" besorgten Obrigkeit angeordnet. 1878 gab es in den 28 deutschen L�ndern nicht weniger als 47 verschiedene Bu�tage. Eine Konferenz in Eisenach schlug 1852 den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres vor, der dann im evangelischen Bereich allgemein anerkannt wurde und bis 1995 ein gesetzlicher Feiertag war. Um die Kosten der Pflegeversicherung teilweise zu finanzieren, wurde er mit Ausnahme Sachsens abgeschafft.

Das Thema des letzten Sonntags im Kirchenjahr ist Tod - Gericht - Ewiges Leben. Mit der Adventszeit (Advent = Ankunft Christi) beginnt wieder ein neues Kirchenjahr. Sie dient, �hnlich der Passionszeit, der Bu�e, Besinnung und Vorbereitung auf das nahende Weihnachtsfest.