Hallo Herr Dreyer!
In der Zeitschrift Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge 1953/1954 (2. Aufl. Hamburg 1975), S. 54, steht
unter der Überschrift "Der Untergang ostpreußischer Kirchenbücher":
Abschrift aus der von Pfarrer Waldemar Rüther angelegten Kirchenchronik des Kirchspiels Frauensee, Post
Tiefenort (Werra), Kreis Salzungen, auf Seite 15 und 16, mitgeteilt und mit erklärenden Zusätzen (in Klammern)
versehen von Kurt Romeick.
Im Springer Schacht (Springen, Kalibergwerk, 5 km von Frauensee entfernt) waren die Kirchenbücher und
Altargeräte von mehr als 600 ostpreußischen Kirchen (durch das evangelische Konsistorium zu Königsberg unter
Leitung des Oberkonsistorialrats Krause in Königsberg) seit Herbst 1944 eingelagert. (Es hatte in Ostpreußen
eine zentrale Sammelaktion stattgefunden.)
Die im Schacht untergebrachten Konzentrationslagerhäftlinge vermuteten in den z. T. großen und schweren
Kisten irdische Kostbarkeiten, wie z. B. Möbel und Privateigentum der Werksbeamten und steckten im April 1945
die gesamte Einlagerung in Brand.
Dadurch gingen die gesamten Bücher bis auf geringe Reste verloren. Knietief watete man im Schacht in der
Papierasche. Reste und Fetzen wurden daheim von den Bergleuten zum Feueranmachen benutzt. Ich selbst
(Pfarrer Rüther) fand in einer Wohnung des Dorfes in einem Kohlenkasten Kopfstreifen eines Taufbuches der
Kirchengemeinde Kruglanken aus dem Jahre 1834 vor.
Die Fremdarbeiter hatten gleichzeitig an anderer Stelle die Altardecken, Abendmahlgeräte und andere kirchliche
Gerätschaften entdeckt, zogen damit über Land und suchten sie gegen Eßwaren und Bekleidungsstücke bei der
Bevölkerung zu tauschen. Die Amerikaner sorgten dann sehr bald für die Sammlung aller Ausländer in
besonderen Lagern, wo sie anschließend registriert und in ihre Heimat zurücktransportiert wurden.
Im Springer Schacht war u. a. auch das Staatsarchiv aus Marburg a. d. Lahn eingelagert gewesen. Dies wurde
ohne einen Verlust in die Heimat zurückgebracht.
Viele Grüße
Carsten Fecker