Moin moin Herr Rieper,
nun m�chte ich auch noch etwas zur F�hrung der schwedischen Kirchenb�cher
beitragen. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Forscherfreund.
Bei meinem schwedischen Vorfahren Gustaf Adam Hultman aus J�msh�g war bei
seiner Trauung am 13. Januar 1804 als Beruf � Kyrkoskrivar�, Kirchenschreiber,
angegeben, was mich veranla�te, bei schwedischen Freunden N�heres zu
erfragen:
Jedes Jahr im November zog im alten Schweden der Pastor durch seine
Gemeinde und befragte seine Sch�fchen �ber ihre Bibelkenntnisse. Der ihn begleitende
Schreiber mu�te sich alles notieren, schrieb aber auch gleich mit auf, wen
er nicht angetroffen, wer verstorben oder verzogen war.
Das ganze nannte man �Husf�rh�r�, das Buch dementsprechend
�Husf�rh�rl�ngden�,
Hausverh�rregister, kurz HFL. Selbstverst�ndlich wurde neben den HFL auch
die bei uns �blichen Tauf-, Heirats- und Sterbeb�cher gef�hrt.
Nat�rlich machte sich der Staat diese B�cher zu Nutze, die im Laufe der Zeit
immer umfangreicher wurden, und eines Tages lagen die gesamten
personenbezogenen Angelegenheiten in H�nden der Kirche.
Selbst wenn sich jemand zur Arbeit ins Ausland anwerben lie�, stellte der
Pastor den sog. Heimatschein und den Auszugsschein aus.
Ohne den Heimatschein gab es in Deutschland keine Aufenthaltsgenehmigung,
denn in ihr verpflichtete sich die Heimatgemeinde, den Betreffenden, sollte er
z.B. eines Tages der Armenkommune zur Last fallen oder wegen evtl. Straftaten
ausgewiesen werden, wieder aufzunehmen.
Immer wieder hatten die schwedischen Arbeitemigranten mit den von den
Kirchengemeinden ausgestellten Bescheinigungen bei den sturen preu�ischen Beamten,
die diese Papiere nicht anerkennen wollten, Schwierigkeiten. Erst Ende des
19. Jahrhunderts kam es auf Regierungsebene zu einer Regelung.
Da hatten die schwedischen Beh�rden aber auch schon begonnen die Aufgaben
der Kirchen, die sich vergebens str�ubten, zu beschneiden.
Aber erst 1937 gingen die letzten Aufgaben wie Pass- und Meldewesen an den
Staat �ber und die Kirche mu�te sich wieder auf ihre ureigensten Aufgaben
beschr�nken.
Bleibt noch nachzutragen, da� der Pastor bei meinem Urgro�vater Per
Andersson, der 1872 nach Holstein kam und hier durch einen dummen Fehler zu Peter
Andersen wurde, (wie ich in Ihrer letzten mail zu ANDRESEN!!)im HFL
vermerkte,� ej upptagit n�gon kunskap och ej s�ker p� om han er konfirm.�,
da� er keinerlei (Bibel)-kenntnisse entdeckte und nicht sicher, ob jener
konfirmiert sei.
Es gibt �brigens ein sehr interessantes Buch �ber die � Emigration und
Arbeitswanderung aus Schweden nach Norddeutschland 1868 � 1914� beim Wachholtz
Verlag mit vielen traurigen Beispielen, wie sch�big deutsche Bauern, Gutherren
und auch Beh�rden mit den Einwanderern aus Schweden umgingen, die doch
dringend ben�tigt wurden, da Deutsche zu Tausenden nach Amerika auswanderten.
Und deren S�hne und Enkel durften sich f�r den Kaiser und im Tausendj�hrigen
Reich erschie�en lassen.
Viele Gr��e
Peter Andersen