Kelch

Liebe Janet,

es war früher so und ist heute auch noch so: Pflegeeltern sind Pflegeeltern und Adoptiveltern sind
Adoptiveltern. - Also nichts mit „im heutigen Sinne“!

Bisher sind mir noch keine Unterlagen zu Adoptionen o. Pflegschaften in/um Gumbinnen aufgefallen.

Was steht denn _wortwörtlich_ im Traueintrag des Karl KELCH? - Und aus welchem Jahr ist der???
Damit wüsstest Du auch, ob die Verschleppung im I. o. II. WK stattfand!

In der Todesanzeige von Karl KELCH in der Zeitung von 1941 stand unter den trauernden
Angehörigen die Pflegeeltern Kahlweit.

Stehen da Vornamen und der Wohnort dabei? Wenn ja, hilft Dir das wahrscheinlich aber auch nicht
viel weiter, da die Nachkommen der Kahlweits wahrscheinlich auch nicht mehr viel wissen werden.
Aber Du kannst ja mal das Adress-/Telefonbuch von Gumbinnen nach Kahlweit/Kalweit absuchen.
Viell. gab es da ja nicht so viele, die so hießen. Aber deren Nachkommen zu finden, wird wohl
schwierig.

Suche aber lieber erst mal den Taufeintrag des Karl (*24.10.1910) raus. Viell. geben die Namen der
Paten etwas her. Und wahrscheinlich ist im Taufeintrag, da die Kindsmutter ledig war, ihr Vater ge-
nannt.
Dann den standesamtlichen Geburtseintrag des Karl raussuchen. Wahrscheinlich ist da auch der
Vater der Kindsmutter genannt. Mit beiden Einträgen kommst Du sicher am weitesten, da hoffent-
lich in einem der Einträge auch der Wohnort, der Beruf usw. des Vaters der Kindsmutter genannt
sind und ob er noch lebt oder verstorben ist. - Das ist für die weitere Suche wichtig!!
Wenn der Vater der Maria am 24.10.1910 als verstorben genannt ist, musst Du also nach seinem
Sterbeeintrag vor dem Datum suchen. Ist er nicht als verstorben bezeichnet, dann danach.
Das Datum und die Nennungen (auch den Beruf!) immer aufschreiben - dann hat man eine Über-
sicht.

Da die Mutter des Karl eine Ortsarme(!) war, wirst Du wohl kaum einen Taufeintrag finden, in dem
sie Patin war. Paten hatten die Aufgabe, ihre Patenkinder christlich zu erziehen und im Notfall bei
sich aufzunehmen. Das war auch eine _soziale Absicherung_ für das Kind! Und dazu nimmt man
keine Ortsarme (die auch noch ein uneheliches Kind hat). - Außer, eine andere Arme nahm sie als
Patin für ihr Kind, weil sie keine besseren Paten fand... Außerdem wird sie als Ortsarme möglicher-
weise nicht sesshaft gewesen sein. Sie hat - vermutlich - auch mal irgendwo eine Stelle als Magd
oder Hausmädchen oder Arbeiterin angenommen.
Bei ledigen Paten ist in der Patennennung fast immer der Name des Vaters angegeben. Wenn, dann
würde ich vor dem Juni 1910 die Taufen in Gumbinnen und Popiollen (wie Du schreibst: zur Kirche
Buddern) nach Patennennungen der Maria KELCH absuchen.

Was ich nicht verstehe: Wieso bekommt sie das Kind in Gumbinnen, wohnt aber in Popiollen? Ist sie
nur nach Gumbinnen gegangen, um dort rel. anonym ihr Kind zu bekommen? Oder stand im Eintrag
„aus Popiollen“?? Und wo hat sie danach gewohnt? Hat sie ihr Kind gleich in Pflege gegeben und ist
wieder weggegangen? Hat sie später geheiratet?
All diese Fragen musst Du versuchen, zu beantworten. - Das wird nicht leicht.

Wo Du diese Angaben herhast erfahren wir leider nicht:

Karl Kelch, *24.10.1910 in der Hebammen-Lehranstalt in Gumbinnen,
im September 1941 in Russland gefallen

Auf der Seite der Kriegsgräberfürsorge kannst Du zu seinem Tod wahrscheinlich noch Angaben fin-
den, aber sie werden Dir kaum weiterhelfen, seine Ahnen zu finden.

Herzliche Grüße
Carla