Katholiken in evangelischen KB?

Guten Tag Ihr Listies,
ich möchte mich mit folgenden Gedanken an Euch wenden und um Rückmeldung und
Eure Meinung dazu bitten:

Hintergrund - die katholischen KB von Allenstein (vor 1882) sowie die Duplikate
sind unauffindbar. Zwar befinden sich Communikatenlisten und
Verlöbnisver-zeichnisse im Diözesanarchiv mit deren Hilfe ich mich noch ein
wenig weiter in die Vergangenheit meiner Familie navigieren konnte, aber die
konkrete Filiation kann ich damit oft nicht nachweisen.

Meine Familie Sz(cz)epanski lebte in Nickelsdorf bei Allenstein und gehörte zu
St. Jacobi. Auf dem Gut Nickelsdorf, das der Familie von Hoverbeck gehörte
fanden seit 1772 die evangelischen Gottesdienste statt, bis später die noch
heute existente Kirche in Allestein gebaut wurde.

Die Fragen, die sich mir nun stellen sind:
1. Geht ein armer Arbeiter 8 km zu Fuß - mit seinem Kleinkind unter dem Arm -
nach Allenstein, um es dort katholisch taufen zu lassen?
2. Ist es ihm relativ egal, wo das Kind getauft wird und er lässt es im Dorf
vom evangelischen Pfarrer taufen?
3. Ist es denkbar, dass ich in den existierenden KB der evangelischen Kirche
fündig werde?
4. Hat schon mal jemand aus der Liste diese KB eingesehen und kann sich
eventuell erinnern?

Bin gespannt auf Eure Meinung. Schon mal vielen Dank.
Herzlichen Gruß in die Runde
Uli Szepanski

Hallo Herr Szepanski,
ich habe mich mit der Ahnenforschung im bikonfessionellen Oberfranken
beschäftigt.

Erst ab 01. 01. 1876 gibt es in Bayern und wahrscheinlich in ganz
Deutschland die Standesämter der politischen Gemeinden.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der jeweilige Ortsgeistliche die
Standesamtspflicht für alle Einwohner. So kommt es vor, dass im
evangelischen Taufbuch auch katholische Täuflinge genannt sind, wie auch
evangelische Täuflinge im katholischen Taufbuch stehen. Bei Taufen war der
Taufort genau vorgeschrieben. Bei den Trauungen wurden Ausnahmen gemacht.

Ein Beispiel: Meine evangelischen Vorfahren wohnten im evangelischen Dorf
Gundlitz in der politischen Gemeinde Gundlitz, die zum Standesamtsbezirk der
katholischen Pfarrei gehörte. Somit wurden meine evangelischen Vorfahren vom
katholischen Pfarrer in Marktschorgast getauft, getraut und beerdigt.

Für den weiten Fußweg habe ich auch eine Parallelität. Der Vater eines
Täuflings in Oelschnitz musste sein Kind bei Wind und Wetter zur 9 Kilometer
entfernten evangelischen Kirche in Muenchberg tragen, obwohl die nächste
evangelische Kirche im 1 Kilometer entfernten Stammbach stand. Erst in
jüngster Zeit wurde das geändert

Mit freundlichen Grüßen
Karl Walther