Guten Tag,
in den letzten Wochen habe ich genauer im Karolinischen Kataster geforscht. Mir fällt auf, dass im Raum Kamenz / Patschkau Bauern in der Regel um die 5 Maltersaat Ackerland besaßen (zwischen knapp 3 und knapp 6 Maltersaat).
Nun finde ich verschiedentlich die Angabe, 1 Maltersaat entspreche etwa 1,4 Hektar. Das ergibt für ein kleineres Dorf mit 12 Maltersaat Ackerland gerade mal 18 Hektar Land für mehrere Bauern und Gärtner bzw. für den einzelnen Bauern gerade mal 5 oder 7 Hektar Land.
Nun war schon eine Hufe in Schlesien wohl 16 Hektar groß. Daher meine Fragen:
a) Wie rechne ich für Schlesien Maltersaat in Hektar oder Morgen um?
b) Wurde im Kataster wirklich das gesamte Land erfasst - oder zum Beispiel nur das freie Eigentum, während das vom Grundherrn zur Verfügung gestellte Land einfach nicht erscheint?
c) Wie groß war eine Bauernstelle, wie groß eine Gärtnerstelle?
d) Gibt es verlässliche Literatur zu diesem Thema speziell zu Schlesien?
Viele Grüße
tobias_k
Hallo Tobias,
die Historische Kommission für den Kreis Neustadt/OS hat die beiden Bücher herausgegeben:
LANDESKUNDLICHE SCHRIFTENREIHE, Band 9 Der Altkreis Oberglogau im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26
LANDESKUNDLICHE SCHRIFTENREIHE; Band 10 Die Altkreise Zülz und Neustadt im Karolinischen Steuerkataster von 1722/26
Dort werden im umfangreichen Vorwort u.a. die Masse/Umrechnungen beschrieben und Antworten auf alle deine u.g. Fragen gegeben. Zum Ackerland heißt es da zB.: „…Der Umfang des Ackerlandes wurde damals als Aussaat in Malter zu 12 Scheffel gemessen. Nach dem Karolinischen Kataster säte man einen Breslauer Malter Aussaat auf 10 schlesische Morgen, d. h. einen Breslauer Scheffel auf 0,47 ha…“
Die Bücher kannst du bei der Historischen Kommission www.hkknos.eu bestellen, dort findest du eine ganze Menge weiterer Informationen zu den Karolinischen Katastern.
Viele Grüße
Andreas Smarzly
Hallo @Andreas_Smarzly,
danke für den Literaturhinweis. Da mich hier nur das Vorwort etc. interessiert, kurz die Rückfrage: Ist das Vorwort in beiden Bänden identisch und finden sich die Umrechungen etc. in beiden Bänden - oder ist da ein BAnd besser als der andere?
Und: wie umfangreich ist „umfangreich“? Wenn es drei Seiten sind, lohnt sich eher eine Fernleihe, wenn es dreißig sind, eher der Kauf.
Viele Grüße
tobias_k
Das sind bei der Umrechnung immer noch wenige Hektar. Ein großer Bauer mit 5 Maltersaat hatte demnach 50 schlesische Morgen. 50 x 1787 m2 = 89359 m2 = 8,9 ha Land.
Das Dorf Brucksteine mit 12 Maltersaat also 120 Morgen, also 21,5 ha Land. Erstaunlich.
Da bleibt meine Vermutung, dass die Grundherrschaft eine Rolle spielt und wesentliche Teile des Landes nicht im Kataster erscheinen.
Viele Grüße
tobias_k
Hallo Tobias,
das Vorwort in den Bänden umfasst 47 bzw. 49 Seiten, wobei die Bücher zweisprachig sind, das heißt das deutsche Vorwort ist ca. 24 Seiten lang. Die Bände und die Vorworte unterscheiden sich inhaltlich insbesondere durch die Angaben zu den verschiednen Teilregionen des Kreises Neustadt. Ich meine, die Teile mit den Massen/Umrechungen dürften sich ähneln. Die Bücher kannst du auch per Fernleihe bestellen.
Viele Grüße
Andreas Smarzly
Die KK umfassen grds. das Land der Bauern und der Gärtner. Die Bände mit dem Land des Gutsherren scheinen verloren gegangen zu sein.
Viele Grüße
Andreas Smarzly
Irgendwie passen die Angaben nicht zusammen.
1 Malter Aussaat = 10 schlesische Morgen; das heißt 1 Malter = 1,787 ha.
1 Scheffel = 0,47 ha; das heißt bei 12 Scheffel auf den Morgen: 1 Malter = 5,64 ha.
Ein Bauer mit 5 Malter Land hat im einen Fall 9 Hektar, im anderen Fall 28 ha. Brucksteine hat im einen Fall 13 x 1,787 = 23 ha, im anderen 73 ha für 5 Bauern und 12 Gärtner.
1 Scheffel = 0,47 ha; das wären rund 50 kg auf 4.700 m2, also 10 Gramm Saatgut auf den Quadratmeter. Im anderen Fall wären es gut 33 Gramm Saatgut auf den Quadratmeter.
Heute rechnet man 160 kg Roggen pro Hektar, das wären 16 Gramm. Hat man früher lockerer oder enger gesät als heute?
Nach dem Studium von modernen Saatguttabellen tendiere ich dazu, „einen Breslauer Scheffel auf 0,47 ha“ für plausibler zu halten als „einen Breslauer Malter Aussaat auf 10 schlesische Morgen“. Ob Landwirte hier mitlesen?
Viele Grüße
TK