<Jagow.H@t-online.de> schrieb:
Liebe Listenmitglieder,
habe in den Mails von "Musterrollen" von Schiffen gelesen.
Das bringt mich auf die Idee zu fragen, ob es auch derartige Listen gibt von den Arbeitern, die den Kaiser-Wilhelm-Kanal ausgehoben und den Bahndamm für die Eisenbahn aufgeschüttet haben.
Weiß jemand, wer die Betreiberfirma war und ob bzw. wo es solche Listen gibt? Übernahm man so eine Arbeit freiwillig oder konnte man dazu gezwungen werden? (Auf N3 hieß es kürzlich, daß die Arbeiter 18 Std. pro Tag arbeiteten - lt. Hörensagen war einer der Vorfahren dabei)
Hallo, H. Jagow,
solche Listen gibt es höchstwahrscheinlich nicht. Ich weiß auch nicht, was mit der Frage nach der Betreiberfirma gemeint ist. Gebaut wurde der Kanal von einer größeren Anzahl von Baufirmen im Auftrage der Kanalbaubehörde. Nach Fertigstellung wurde und wird der Kanal von der jeweiligen Wasserstraßenverwaltung betrieben.
Während der vier Baujahre 1890/91 bis einschl. 1893/94 waren durchschnittlich mehr als 7000 Arbeiter beschäftigt, wobei die höchste Zahl mit 8900 Arbeitern im Sommer 1892 erreicht wurde.
Die Mehrzahl der Erdarbeiter stammte aus der Landwirtschaft und kam überwiegend aus den östlichen Provinzen Preußens, weitere aus den übrigen Gebieten des Reiches sowie aus Rußland (wobei es sich meist um Polen handelte) und Südeuropa, aber auch aus Dänemark. Nur eine relativ geringe Anzahl kam aus der näheren Umgebung der Baustelle. Maurer und vor allem Steinmetze waren hochbezahlte Fachkräfte aus Italien.
Die Arbeitszeit betrug üblicherweise zehn Stunden, Nacht- und Sonntagsarbeit waren nur mit Erlaubnis der Kanalkommission möglich. Die Löhne der Arbeiter lagen wohl wegen fehlender Arbeitskräfte in Schleswig-Holstein höher als auf anderen deutschen Baustellen.
Abgesehen davon, daß es wohl kaum eine Möglichkeit gab, jemanden zur Arbeit auf der Baustelle zu zwingen, war dies sicher auch nicht nötig, da die wirtschaftlichen Verhältnisse schon dafür sorgten, daß genügend Arbeiter, vor allem aus den östlichen Gebieten, zur Verfügung standen.
Freundliche Grüße
Wilfried Petersen