Judenproselyt?

Ich beschäftige mich z.Zt mit Lehrern u.ä. in Mecklenburg im 17.-18. Jh. und bin auf die Bezeichnung Judenproselyt gestossen:

Friedr. Ludwig Christlieb ist ab 1764 Küster in Zarrentin. Er wird als Judenproselyt bezeichnet.
Sein Sohn Friedr. Ludwig Christlieb ist 1792-1815 Küster und Organist in Neuburg b. Wismar - er wird nicht als Judenproselyt bezeichnet.

Philipp Johann Christmann ist bis 1776 Schulmeister in Grittel/Eldena, bis 1798 in Polz/Dömitz. Er wird auch als 'Judenproselyt' bezeichnet.

Was ist ein Judenproselyt? In der Geschichte des frühen Christentums war es ein Christ, der zum Judentum überging. Hier ist wohl das umgekehrte gemeint - Friedr. Ludwig Christlieb und Philipp Johann Christmann sind Juden, die Christen geworden waren. Dafür sprechen auch die Nachnamen.

Ist meine Vermutung korrekt?

Inger Buchard
Dänemark

Moin, Inger,

Deine Vermutung ist richtig: Juden, die sich christlich taufen lie�en, wurden als Proselyten bezeichnet. Sie bekamen dann auch einen neuen Namen. Die Vornamen erhielten sie normalerweise nach den Paten. Das waren meistens die "Honoratioren" des Ortes, oft auch von au�erhalb. Der neue Familienname wurde, soweit ich wei�, "erfunden" und sollte m�glichst deutlich die neue Religion ausdr�cken. "Christlieb" passt da ja ausgezeichnet.

Viele Gr��e
Anne Schwarm

Danke, Anne, für die schnelle Reaktion - jede Antwort wirft aber neue Fragen auf:

Dass die beiden Herren Vertrauensposten innehatten: Küster und Schulmeister, also zu Hochdeutsch: Multiplikatoren waren - sagt das etwas über die Qualität des Vertrauens in die christliche Überzeugung der Proselyten aus oder eher etwas über den (niedrigen?) Status des Berufes Lehrer gegen Ende des 18. Jhs?

[Ich versuche, mir ein Bild zu machen davon, was ein Schulmeister für ein Typ war, um etwas qualifizierter nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Mein Schulhalter Buchard, Radermannshagen um 1776, ist vorläufig unauffindbar gewesen. Mit dem neugewonnenen Wissen erweitert sich die Suche in die Gruppe der konvertierten Juden Neubuckows im späten 18. Jh. - ein Gedanke, den ich ausgeschlossen hatte.]

Inger

Liebe Inger, liebe Anne! (die anderen Listen-Teilnehmer dürfen
selbstverständlich mitlesen und helfen :slight_smile: )

PROSELYT -

Sicher gab es das Ganze doch auch "rückwärts" = Christ trat zum Judentum
über. Wie wurde das dann gemacht???

Eine Bekannte sucht nach ihrer Tante oder Großtante (?). Sie weiß nur, dass
sie geboren wurde und dann verschwand sie....
Das geschah in Bayern.
Vielleicht liegt da auch die Vermutung nahe, dass sie katholisch war und
evangelisch wurde???

Jedenfalls ist meine Bekannte ganz traurig, weil ihr nichts einfällt, wo sie
suchen könnte.

Eure Mails haben mich jedenfalls auf die Idee gebracht, dass die
verschwundene Frau vielleicht
evangelisch wurde.... oder .... oder ....

Angenommen, jemand geht ins Kloster, wie funktioniert das?
Da bekommt man doch auch einen anderen Namen?
Wo wird man dann eingetragen?

Liebe Grüße und schönes Wochenende!
Rita Hartwig