John Miller trifft auf Hugo Müller

heute in der SZ:

John Miller trifft auf Hugo Müller

Amerikaner stößt bei der Suche nach seinen Wurzeln auf einen Dörrenbacher
Wer sind meine Vorfahren und woher stammen sie? Diese Fragen stellte sich
eine Gruppe von zehn Familien in den USA. Bekannt war den Ahnenforschern
lediglich, dass ihr Vorfahr Johann Michael Müller hieß, er aus Deutschland
stammte und 1738 in dem Ort Tulpehocken in Pennsylvania zum ersten Mal
amerikanischen Boden betrat.

St. Wendel. Mehr als 40 Jahre dauerten die Recherchen von Kevin Miller,
der treibenden Kraft hinter den Nachforschungen, bis er zu Beginn dieses
Jahres endlich auf den entscheidenden Hinweis stieß. In einem Kirchenbuch der
Gemeinde Dörrenbach fand er eben jenen Müller, der vor 275 Jahren Deutschland
verließ, um in Amerika sein Glück zu suchen. Ob es sich dabei wirklich um
seinen Vorfahren handelte, konnte Anhand der Einträge jedoch nicht mit
hundertprozentiger Sicherheit belegt werden.

Der deutschen Sprache nicht mächtig, wandte sich Miller kurzerhand an
Roland Geiger, einen in St. Wendel ansässigen Heimatforscher mit dem Fachgebiet
Familienkunde. Ab diesem Zeitpunkt nahm die Detektivgeschichte beständig an
Fahrt auf. Geigers Recherchen vor Ort ergaben, dass mit Hugo Müller
tatsächlich noch immer ein Nachfahre des Auswanderers in Dörrenbach lebt. Diesen
kontaktierte Geiger und fungierte von nun an als Vermittler und Dolmetscher
zwischen Amerika und dem Saarland.

Ein wenig überrascht sei er von den ganzen Ereignissen schon gewesen,
berichtet Müller: „Mein Vater hat mir zwar von irgendwelchen Verwandten in
Amerika erzählt, genaueres wusste ich aber nicht“. Ob nun tatsächlich ein
Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Dörrenbacher und den Amerikanern vorlag,
konnte mit letzter Sicherheit erst ein DNS-Test klären. Das Ergebnis der
Untersuchung übertraf Millers kühnste Erwartungen. Von 20 getesteten
DNS-Abschnitten, sogenannten Markern, stimmten 19 überein. Das Rätsel um die
Herkunft der amerikanischen Familien war damit endgültig gelöst, die lange Suche
endlich von Erfolg gekrönt. Mit 99-prozentiger Zuverlässigkeit ließ sich nun
belegen, dass der lange gesuchte Vorfahr aus dem saarländischen Dörrenbach
stammte.

Wie der Zufall es wollte, plante das Ehepaar John und Jeanie Miller, die
ebenfalls an den Nachforschungen in den USA beteiligt waren, eine Reise nach
Deutschland. Um den Verwandten in Dörrenbach besuchen zu können, wurde die
Reiseroute spontan an die neuen Erkenntnisse angepasst. Ein wenig
schüchtern, aber dennoch überglücklich, trafen so vor einigen Wochen erstmals ein
amerikanischer und ein deutscher Nachfahre von Johann Michael Müller
aufeinander.

Nach dem ersten gegenseitigen Kennenlernen ging es gemeinsam in das
Dörrenbacher Heimatmuseum. Dort brachte Reimund Benoist vom Dörrenbacher
Heimatbund den beiden Besuchern aus den USA kenntnisreich die Geschichte des
kleinen Ortes näher. Akribisch dokumentierte Jeanie Miller dabei sämtliche
Informationen. „Wir müssen den Zuhausegebliebenen alles genau erzählen. Die sind
doch schließlich genauso neugierig wie wir“, erklärte die Amerikanerin ihre
Bemühungen lächelnd.
Nach dem Museumsbesuch folgte noch ein gemeinsamer Rundgang durch den Ort.
Die Visite der beiden amerikanischen Gäste endete schließlich mit einem
Besuch im Haus von Hugo Müller. Für die Millers war es eine „unvergessliche
Erfahrung“, wie beide betonten. „Es ist wunderschön das alles nach so
langer Suche mit eigenen Augen sehen zu dürfen“, fasste John Miller die
gewonnenen Eindrücke zusammen. Für das amerikanische Ehepaar stand jedenfalls
schnell fest, dass man irgendwann bestimmt mal wieder zu Besuch kommen werde.
henn