Invalidenkompanie

Liebe Waltraud,

meine erste, aus der Erinnerung geschriebene Mitteilung war gar nicht
richtig. Ich habe mir den Lebenslauf meines Ururgroßvaters noch einmal
durchgelesen und zitiere:

„Am 24. Juni 1815 wurde der Vater bei Belle Alliance am rechten
Unterschenkel durch eine Kugel schwer verwundet und lag in Lüttich bis
Weihnachten im Lazarett. Dann wurde er als Unteroffizier einer
Invalidenkompanie in Glogau übergeben. Hier in Glogau wurde ich nun
geboren. Einige Jahre darauf wurde die Invalidenkompanie nach der kleinen
Stadt Bentschen im Kreise Meseritz verlegt, und hier beginnt meine
eigentliche Erziehung. Von meinem 5. Jahre fing ich an, mich zu kräftigen
und die Schule zu besuchen. Wir Invalidenkinder hatten den Unterricht frei,
auch erhielten wir die Schreibmaterialien und Bücher unentgeltlich
geliefert. Ebenso einen vollständigen Anzug alljährlich, die Knaben eine
blaue Tuchjacke mit roten Aufschlägen und Kragen und graue Tuchrose, die
Mädchen graue Tuchröcke, bis zur Einsegnung. Alljährlich kam der Herr
Kommandierende General aus Posen zur Revision in die Schule. Wir waren 50
Invalidenkinder. Die besten Schüler bekamen Prämien und der Beste einen
blanken Taler (3 Mark). Die Schulverhältnisse waren damals, so wie überall,
auch in Bentschen sehr misslich, denn der Kantor, welcher auch zugleich
Lehrer war, hatte eine Schule mit 200 - 300 Schülern.“

Das sagt zwar überhaupt nichts über die Invalidenkompanie Patschkau, gibt
aber vielleicht einen kleinen persönlichen Einblick in die damaligen
Verhältnisse.“

Schöne Grüße

Gudrun – auf der Suche nach MAIDORN