Infos 1. Weltkrieg

hallo liebe forscher,

ich habe schon mal vor einigen jahren über die liste versucht was rauszubekommen. leider ohne erfolg. aber man soll ja nie aufgeben und es immer wieder versuchen.

kann mir jemand etwas über die kriegsstammrolle 2. Komp.R.I.R.268 berichten?

wer hat schon einmal etwas über einen "heldenfriedhof ostrowo" gehört oder gelesen oder weiß etwas?

die mitteilung, das mein urgroßvater gefallen ist, kam damals 1815/1816 von der "deutsche-kriegsgräber-abteilung jaroslau". was waren das damals für abteilungen? findet man darüber noch irgendwelche unterlagen?

ja so viele fragen auf einmal. und da kommen bestimmt noch mehr. vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen.

lg ute

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Ute Spremberg schrieb:

ich habe schon mal vor einigen jahren über die liste versucht was rauszubekommen. leider ohne erfolg. aber man soll ja nie aufgeben und es immer wieder versuchen.

kann mir jemand etwas über die kriegsstammrolle 2. Komp.R.I.R.268 berichten?

wer hat schon einmal etwas über einen "heldenfriedhof ostrowo" gehört oder gelesen oder weiß etwas?

die mitteilung, das mein urgroßvater gefallen ist, kam damals 1815/1816 von der "deutsche-kriegsgräber-abteilung jaroslau". was waren das damals für abteilungen? findet man darüber noch irgendwelche unterlagen?

ja so viele fragen auf einmal. und da kommen bestimmt noch mehr. vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen.

Hallo Ute,
ganz wichtig ist das genaue Todes- oder Vermisstenmeldungsdatum. Aus Ihrer Listenmail vom 22.8.2001 entnehme ich, dass es sich um den 8.6.1915 handelt.

Der Deutsche Heeresbericht vom 8.6.1915 ( www.stahlgewitter.com/15_06_08.htm ) sagt zum östlichen und südöstlichen Kriegsschauplatz:

    Östlicher Kriegsschauplatz:

        Unsere Angriffsbewegung in Gegend Szawle und östlich der Dubissa
        nimmt ihren Fortgang.
        Südwestlich von Plock wurde ein feindliches Kampfflugzeug zum
        Landen gezwungen und erbeutet.

    Südöstlicher Kriegsschauplatz:

        Östlich von Przemysl ist die Lage im allgemeinen unverändert.
        Die Zahl der von der Armee Mackensen seit 1. Juni gemachten
        Gefangenen beläuft sich auf über 20000.
        Auf den Höhen von Nowoszyn nordöstlich von Zurawno haben die
        Truppen des Generals v. Linsingen den Feind erneut geschlagen.
        Die Verfolgung gelangte bis zur Linie Bukaczowce - südlich von
        Hreborow - südlich von Molodynce. Südlich des Dnjestr haben wir
        den Liwkaabschnitt überschritten und erreichten Myslow (östlich
        von Kalusz), Wojnilow, Seredne, Kolodziejow.
        Die Beute des Tages beläuft sich auf 4200 Gefangene, 4
        Geschütze, 12 Maschinengewehre.

Sowie am folgenden Tag:

    Östlicher Kriegsschauplatz:

        Auf dem östlichen Windau-Ufer wurde Kubyli nordöstlich Kurschany
        genommen. Von Südwesten her nähern sich unsere angreifenden
        Truppen der Stadt Szawle.
        An der Dubissa wurde der feindliche Nordflügel durch umfassenden
        Angriff in südöstlicher Richtung geworfen. Unsere vordersten
        Linien erreichten die Straße Betygola-Ilgize.
        Südlich des Njemen traten die Russen nach hartnäckigen Kämpfen
        bei Dembowa Ruda und Kozliszki den Rückzug auf Kowno an. Wir
        machten 300 Gefangene und erbeuteten 2 Maschinengewehre. Bei der
        weiteren Verfolgung gewannen wir unter Sicherung gegen Kowno die
        Straße Mariampol-Kowno.

    Südöstlicher Kriegsschauplatz:

        Östlich Przemysl ist die Lage unverändert. Nordöstlich Zurawno
        brachten die Truppen des Generals v. Linsingen einen russischen
        Gegenangriff zum Stehen. Weiter südlich wird um die Höhen
        westlich Halicz und westlich Jezupol noch gekämpft. Stanislau
        ist bereits in unserem Besitz. Es wurden 4500 Gefangene gemacht
        und 13 Maschinengewehre erbeutet.

Die Erwähnung von Stanislau spricht für den Frontabschnitt in Galizien (südöstlicher Kriegsschauplatz). Sie nannten Starzowa also Ort der Vermisstenmeldung. Shtetlseeker findet ein Starzawa [Stazhava, Starzhava, Star'yava] in der Ukraine mit den Koordinaten 49°30' Nord, 22°46' Ost, ca. 8 km südlich von Dobromil. Auch in der österreichischen Militärkarte von 1911, Blatt 40-50 Przemysl
( http://lazarus.elte.hu/hun/digkonyv/topo/200e/40-50.jpg , http://upload.wikimedia.org/wikipedia/pl/4/4d/Dobromil_Starzawa_1889.png )
ist der Ort rechts unten als Starzawa eingezeichnet. Er liegt am Flüsschen Strwiąż, an der Eisenbahnlinie von Sanok über Sambor nach Stanislau sowie an einer Durchgangsstraße, muss also militärisch von einiger Bedeutung gewesen sein. Heute liegt er nur wenige Kilometer östlich der polnischen Grenze. Im Heeresbericht vom 4.6.1915 wird Starzawa erwähnt:

    Unsere Truppen haben nach Kampf die Orte östlich von Przemysl und
    nach Nordosten anschließend die Linie
    Bolestraszyce-Torki-Pozdziacs-Starzawa erreicht. Die Beute aus dem
    Fall von Przemysl ist noch nicht festgestellt.
    Es ergibt sich aus Aussagen von Gefangenen verschiedenster
    Truppenteile, daß die Russen für die Nacht vom 2. zum 3. Juni, in
    der Przemysl gestürmt wurde, gegen die ganze Front der Armee des
    Generalobersten von Mackensen einen allgemeinen Angriff eingeleitet
    hatten; diese Offensive ist schon in ihren Anfängen vollkommen
    gescheitert.
    22 Kilometer östlich von Przemysl stürmten deutsche Truppen unter
    General von der Marwitz die Höhen beiderseits Myslatycze.
    Die Armee des Generals von Linsingen ist im Begriff, den Unterlauf
    des Stryj, nordöstlich des Ortes gleichen Namens, zu überschreiten.

Grüße vom Niederrhein,
Günther Böhm

Günther Böhm schrieb:

Im Heeresbericht vom 4.6.1915 wird Starzawa erwähnt:

   Unsere Truppen haben nach Kampf die Orte östlich von Przemysl und
   nach Nordosten anschließend die Linie
   Bolestraszyce-Torki-Pozdziacs-Starzawa erreicht.

Hallo Ute,
hier noch etwas erhellender (aus www.1911encyclopedia.org/Battles_Of_The_Dunajec-San ), leider auf englisch:

    "After Mackensen's capture of Starzawa on the 5th the attack came to
    a standstill before the strong Russian positions. Here, as before
    Przemysl, the II. Army had recourse to sapping, which by the 12th
    brought it sufficiently far forward for the assault of the enemy lines."

sap, sapping = sich eingraben (im Stellungskrieg)
Unmittelbar nach der Eroberung von Starzawa am 5.6.1915 wurden also, sicher unter massivem russischem Störfeuer, Verteidigungsstellungen am Nordufer des Strwiąż angelegt, aus denen heraus am 12.6. der neuerliche Angriff erfolgte.

Doch noch zwei andere Stellen sind interessant:

    "A violent and extremely effective artillery preparation begun early
    in the morning made it possible to take Ostrow and Radymno on the
    25th, and finally for the VI. Corps to capture the bridge-head of
    Zagrody. The Russians fled over the San in complete disorder. By the
    premature destruction of the bridge over the river, 21,000 of them
    were cut off, and fell into the hands of the victors, who also
    captured 39 guns and 40 machine-guns."

Am 25. Mai 1915 wurden also Ostrow und Radymno genommen.

    "On the 6th Gerok and Hofmann broke the resistance of Lechitski's
    right wing at Holyn and Zawadka, and pursued the XI. Corps, which
    had been in action there, b y Kalisz on towards Wojnilow. Bothmer,
    with the 38th Honved Inf. Div. and the Guard Div., stormed the
    heights N. of the Dniester, and on the 7th, after violent fighting
    with parts of the Russian XVIII. Corps, forced the Russians to
    retire from Nowoszyny. The 38th Honved Div. reached Bukaczowce that
    evening. On the 8th Hofmann's troops forced the passage of the
    Lomnica, and pressed on towards Halicz and Jezupol, while Gerok
    entered Stanislau. The task of the Southern Army, to roll up the
    hostile line in front of Pflanzer's army by an attack eastwards, was
    more than fulfilled when it had reached the line Halicz-Stanislau."

und erst am 8. Juni Stanislau.
Zur Korps-Zugehörigkeit sagt die folgende Stelle etwas aus:

    "The total strength of the Army amounted to 14 inf. and itca y.
    divs. From the Lower Lubaczowka to S. of Czerniawa by way of
    Zapalow, E. of Chotyniec and Starzawa, the XI. Army held the line.
    It was composed from N.W. to S.E. of the combined corps, the German
    X., XXII. and Guard Corps, the Austro-Hungarian VI. and the German
    XLI. Corps - in all 14 inf. divs."

Die Aufzählung geht von Nordwest nach Südost, wobei sich die (traditionell allergische) Nahtstelle zur benachbarten Armee unmittelbar östlich von Starzawa (Deutsches XLI. Korps) befand.

Bei Ostrow scheint es sich um den Ort mit dem Soldatenfriedhof zu handeln. Der Ort ist heute ein Stadtteil von Radymno (Kolonia Ostrów), liegt ca. 20 km nördlich von Przemysl und war ursprünglich wohl eine Insel in einer Schleife des San (ostrów = Insel). Die polnische Seite www.krosno.lasy.gov.pl/strony/1/i/21020.php schreibt über Radymno:

    "Do najważniejszych zabytków i pamiątek historycznych Radawy należą:
    kościół parafialny p.w. Św. Anny (zdjęcie powyżej) zbudowany w
    latach 1920 – 27; stary cmentarz z obeliskiem i kwaterą żołnierską z
    I wojny światowej, resztki zniszczonego cmentarza wojennego z 1915 r."

"[...] der alte Friedhof mit einem Obelisk und das Soldatenquartier aus dem Ersten Weltkrieg, die Überreste eines zerstörten Soldatenfriedhofs aus dem Jahre 1915."

Grüße vom Niederrhein,
Günther Böhm